Essen. „Wilsberg“ sucht den Mörder eines Pfarrers und findet gefährliche Frauen. Das Ensemble erledigt seinen Job eingespielt, aber mit Laune.

Es ist ein Kreuz. Georg Wilsberg (Leonard Lansink) verschlägt es auf den Stuhl einer Sextherapeutin, obwohl er keine Hilfe sucht, und dann auf den Beichtstuhl, obwohl er keine Sünden gestehen will. Was tut man nicht alles für seine Ermittlungen! „Ich stehe ausschließlich auf erwachsene Frauen“, rechtfertigt sich der dubiose Dekan van der Vorst (Waldemar Kobu), als der Privatdetektiv ihm unterstellt, womöglich Ministranten zu begehren.

„So weit ist es schon gekommen: Ein Dekan sagt mir, dass er ausschließlich auf erwachsene Frauen steht“, schnauft Wilsberg daraufhin. Dabei dürfte ihn bei seinem nun 52. Fall „In Treu und Glauben“ nichts mehr wundern: Im katholischen Münster ist alles möglich. Und bürgerliche Fassaden verdecken hier nur allzu oft Absurditäten.

In den Fall verstrickt

Alles beginnt mit einer Frau in besten Jahren, die sich im Bett des Pfarrers Albers lümmelt. Ungebeten. Sie hat ein Ziel, aber auch Geduld. „Wenn du noch Zeit brauchst, deine Gefühle einzugestehen, ich geb sie dir“, gurrt Rosemarie (Steffi Kühnert). Doch das Einzige, was der Pfarrer fühlt, ist Furcht vor dieser Frau. Wenig später ist er tot. Vergifteter Wein. Aber ist die Stalkerin auch eine Mörderin? Wäre doch zu einfach.

Und warum steckt in der Kutte des Toten die Visitenkarte der Sextherapeutin Dr. Sabine Morgenstern? Wilsbergs bester Kumpel Ekki (Oliver Korittke) ist persönlich betroffen: Der tote Pfarrer war für seine Hochzeit mit Kerstin (Isabell Polak), Tochter aus bestem Hause, gebucht. Und Ekkis nerviger Schwiegervater Manfred (Uwe Preuss) scheint in den Fall verstrickt. Zu allem Überfluss wird der „Finanzbeamte der Herzen“ wieder einmal verfolgt von seiner Ex Silke (Nadja Becker). „Hat denn hier jeder eine Stalkerin außer mir?“, entfährt es Wilsberg.

Frauen ziehen die Strippen

In der Episode von Regisseur Marc Rensing wimmelt es nur so von schillernden Frauenfiguren. Sie sind durchgeknallt, gefährlich, schlau, elegant, intrigant, taff, betörend. Die Kerle wirken dagegen allesamt reichlich deppert, schlurfen hilflos durch die Szenerie. Hier ziehen Frauen die Strippen, den Männern bleibt der Stripclub. Dort staunen sie wie bei einer Ufo-Sichtung.

Dem Autorenduo Arne Nolting und Jan Martin Scharf, das derzeit für die Vox-Serie „Club der roten Bänder“ gefeiert wird, merkt man die Freude an, die es an seinen kontrastreichen Charakteren hatte. Die Dialog-Duelle haben Witz und manchmal sogar eine melancholische Weisheit. Das Ensemble erledigt seinen Job eingespielt, aber mit Laune. Allen voran glänzt Korittke als gebeutelter Antiheld Ekki, der in feindseliger Umgebung versucht, Haltung zu bewahren.

Fazit: Lustig ist der neue „Wilsberg“ also. Und die Krimihandlung? Die hat immerhin so viel Tempo und Verwicklungen, um den Zuschauer bei der Stange zu halten.

Samstag, 17. Dezember, ZDF, 20.15 Uhr