Berlin. Mal ’ne Frage: Gibt’s noch „Tatort“-Krimis mit halbwegs normalem Personal? Die „Wendehammer“-Folge am Sonntag war wieder total schräg.

Der „Tatort“ vom Sonntag war mal wieder etwas für die Freunde unorthodoxer Typen. Den titelgebenden „Wendehammer“ bevölkerten: eine kauzige Rentnerin, die aus Eifersucht die Polizei alarmierte, eine Operndiva, die mit ihrem Gesang ihre Hunde malträtierte und ein Familienvater, der mit dem Laubbläser in den Nachbarschaftskrieg zog. Und mittendrin ein paranoider, katzenmordender Überwachungsfreak, der die ganze Nachbarschaft tyrannisierte.

Man musste schon ein hartgesottener „Tatort“-Fan sein, um da am Ball zu bleiben. Zumal die zwischen Nachbarschaftsstreit, Verschwörungsgeschichte und Science-Fiction hin und her wabernde Handlung es nicht nur den beiden wackeren Frankfurtern TV-Ermittlern Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch), sondern auch den Zuschauern schwer machte, dem Geschehen zu folgen.

Der „Tatort: Wendehammer“ in Bildern

Beim Frankfurter „Tatort: Wendehammer“ geht es um eine verzwickte Geschichte. Wir zeigen einige Schlüsselszenen in unserer Fotostrecke. Das Ermittler-Duo Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) hat es nicht leicht.
Beim Frankfurter „Tatort: Wendehammer“ geht es um eine verzwickte Geschichte. Wir zeigen einige Schlüsselszenen in unserer Fotostrecke. Das Ermittler-Duo Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) hat es nicht leicht. © HR | Bettina Müller
Die kauzige Rentnerin Betti (Cornelia Froboess, r.) hilft den Kommissaren mit ihren Tipps nur bedingt weiter.
Die kauzige Rentnerin Betti (Cornelia Froboess, r.) hilft den Kommissaren mit ihren Tipps nur bedingt weiter. © HR | Bettina Müller
So verdrießlich wie in dieser Szene schauen die Beteiligten in dem Krimi nicht selten drein.
So verdrießlich wie in dieser Szene schauen die Beteiligten in dem Krimi nicht selten drein. © HR | Bettina Müller
Ein Nachbar des Verdächtigen und sein Sohn sind für Kommissarin Anna Janneke (Margarita Broich, l.) nicht besonders hilfreich.
Ein Nachbar des Verdächtigen und sein Sohn sind für Kommissarin Anna Janneke (Margarita Broich, l.) nicht besonders hilfreich. © HR | Bettina Müller
Was verheimlicht die alternde Operndiva Olga (Susanne Schäfer) vor Kommissar Brix ?
Was verheimlicht die alternde Operndiva Olga (Susanne Schäfer) vor Kommissar Brix ? © HR | Bettina Müller
Der vom Verfolgungswahn getriebene Nils Engels wird von Polizisten abgeführt. Doch hat seine Paranoia einen realen Hintergrund?
Der vom Verfolgungswahn getriebene Nils Engels wird von Polizisten abgeführt. Doch hat seine Paranoia einen realen Hintergrund? © HR | Bettina Müller
Ein kleiner Junge gerät in dem Nachbarschaftsstreit zwischen die Fronten. Seine Mutter (Lisa Hagmeister) und sein Vater (Christoph Luser) bangen im Krankenhaus um sein Leben.
Ein kleiner Junge gerät in dem Nachbarschaftsstreit zwischen die Fronten. Seine Mutter (Lisa Hagmeister) und sein Vater (Christoph Luser) bangen im Krankenhaus um sein Leben. © HR | Bettina Müller
Wird es der Junge schaffen?
Wird es der Junge schaffen? © HR | Bettina Müller
In der Mülltonne des Verdächtigen finden die Kommissare eine Perücke. Ein wichtiger Hinweis?
In der Mülltonne des Verdächtigen finden die Kommissare eine Perücke. Ein wichtiger Hinweis? © HR | Bettina Müller
Daniel (Constantin von Jascheroff, r.) verheimlicht Kommissar Brix etwas. Einer von vielen Geheimnisträgern im „Wendehammer“.
Daniel (Constantin von Jascheroff, r.) verheimlicht Kommissar Brix etwas. Einer von vielen Geheimnisträgern im „Wendehammer“. © HR | Bettina Müller
Die tot geglaubte Diana (Nurit Hirschfeld) taucht plötzlich wieder auf. Da hätten die Ermittler doch mal gern ein paar Fragen.
Die tot geglaubte Diana (Nurit Hirschfeld) taucht plötzlich wieder auf. Da hätten die Ermittler doch mal gern ein paar Fragen. © HR | Bettina Müller
Die Ermittlungen kommen lange nicht von der Stelle im Frankfurter „Tatort“.
Die Ermittlungen kommen lange nicht von der Stelle im Frankfurter „Tatort“. © HR | Bettina Müller
Kann der mysteriöse Daniel den entscheidenden Hinweis liefern?
Kann der mysteriöse Daniel den entscheidenden Hinweis liefern? © HR | Bettina Müller
Verhöre, immer nur Verhöre: Die Kommissare Brix und Janneke mit dem undurchschaubaren Nils Engels (Jan Krauter).
Verhöre, immer nur Verhöre: Die Kommissare Brix und Janneke mit dem undurchschaubaren Nils Engels (Jan Krauter). © HR | Bettina Müller
Haben die beiden Ermittler endlich den entscheidenden Einfall?
Haben die beiden Ermittler endlich den entscheidenden Einfall? © HR | Bettina Müller
Aber da ist ja noch der erst verschwundene und dann wieder aufgetauchte Rentner Abendroth (Joachim Bißmeier, l.). Er muss sein Abtauchen erklären.
Aber da ist ja noch der erst verschwundene und dann wieder aufgetauchte Rentner Abendroth (Joachim Bißmeier, l.). Er muss sein Abtauchen erklären. © HR | Bettina Müller
Und dann fliegen plötzlich Tauben durchs Büro: Kommissar Brix setzt die Sonnenbrille auf, seine Kollegin Janneke ist auf den Tisch geflüchtet. Ob das gegen die Taubenattacke hilft?
Und dann fliegen plötzlich Tauben durchs Büro: Kommissar Brix setzt die Sonnenbrille auf, seine Kollegin Janneke ist auf den Tisch geflüchtet. Ob das gegen die Taubenattacke hilft? © HR | Bettina Müller
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Wenn der Chef die Glühbirnen klaut

„Wendehammer“ reihte sich ein in eine Serie von höchst schrägen „Tatort“-Folgen. Die ARD-Reihe, so scheint es jedenfalls, entfernt sich immer mehr vom klassischen Krimi und setzt stattdessen auf abgedrehte Plots und (vermeintlich) originelle Typen.

Beispiele gefällig? Bitte sehr: Ulrich Tukur als halluzinierender LKA-Ermittler Felix Murot aus Wiesbaden. Jörg Hartmann als dauerdeprimierter Kommissar Faber im grauen Dortmund. Til Schweiger als Hamburger Rambo mit Polizeimarke. Gar nicht erst zu reden von den beiden Clowns Thiel und Boerne aus Münster. Die Story? Egal. Hauptsache schräg, irgendwie.

Beim „Wendehammer“ waren es ja nicht allein die Verdächtigen, die kauzig-skurill daherkamen. Was aber ist von einem Kommissariatsleiter (grandios: Roeland Wiesnekker) zu halten, der seinen Ermittlern die Glühbirnen aus der Schreibtischlampe klaut und diese heimlich in seiner Schublade hortet? Oder von einem Ermittler, der mit einem Verdächtigen ein Blues-Tänzchen hinlegt?

Am Ende explodierte das Flugzeug

Gegen schräge Typen ist nichts einzuwenden – aber der Frankfurter „Tatort“ war einfach überdreht. Bis hin zum startenden Flugzeug, das am Schluss vor den Augen der Kommissare in der Luft explodierte.

Nein, was der „Tatort“ braucht, das sind spannende, aber glaubhafte Plots und Drehbücher, die die Handlung über allzu viele abgedrehte Typen nicht aus den Augen verlieren. Die Tendenz bei den „Tatort“-Machern geht aber offensichtlich in eine andere Richtung. Es wäre aber schade, wenn die Krimi-Serie vollends zur Skurrilitätenschau verkäme.