Berlin. 3sat zeigt in der Doku „Tierische Super-Papas“ Überraschendes über die Aufzucht von Tierbabys in freier Wildbahn.

Von Seepferdchen weiß man, dass sie sich um ein Naturgesetz wenig scheren: Als einzige Art im Tierreich bringen nicht die Mütter, sondern die Seepferdchen-Väter den Nachwuchs zur Welt. Einen Monat lang tragen die Männchen die Brut in ihrem prall gewölbten Bauch aus. Dann pressen sie – einsam zurückgezogen im Seegras und unter enormer Anstrengung – binnen drei Stunden etwa 300 Junge in den Ozean.

Wer aber würde als Nicht-Biologe vermuten, dass sich auch andere Tiermännchen nicht bloß auf die Aufgabe der Samenspende beschränken? Männliche Rosaflamingos zum Beispiel scheinen wesentlich emanzipierter zu sein als ihre menschlichen Artgenossen – weil sie ganz selbstverständlich alle Aufgaben der Aufzucht gleichberechtigt mit ihrer Partnerin teilen, vom Ausbrüten des Eis bis zum Flugunterricht des einzigen Jung-Flamingos, das sie pro Jahr zusammen bekommen. Und sie sind längst nicht die einzigen Vorzeigeväter. Die preisgekrönte Naturdokumentation, die 3sat am Donnerstagabend zeigt, hält so manches überraschende Rollenbild tierischer Vaterschaft bereit.

Der Rote-Springaffen-Mann unterstützt seine Affendame

Pascal Cardeilhac hat dafür vor allem französische Wildparks besucht, um mit unendlicher Geduld „tierische Super-Papas“ bei der Aufzucht ihres Nachwuchses zu beobachten. Ausgestattet mit Teleobjektiv und bei Bedarf auch mit Ultrarotkamera, wurden sehr nahe, unmittelbare Tieraufnahmen möglich, deren Wirkung man sich kaum entziehen kann. Schließlich geht es nicht nur um die ergreifende Hingabe der Väter. Es sind auch die Bilder der niedlichen Tierbabys, die berühren und denen, frei nach dem Motto „Jede Geburt ist der Beginn einer Geschichte“, quasi von vorneherein ein Zauber innewohnt.

Lakonisch-ironisch aus dem Off kommentiert, erzählt die Dokumentation, wie ernst männliche Vertreter verschiedener Spezies ihre Verantwortung für den Artenerhalt übernehmen. Ob mit Fell, Federn oder Schuppen – die Bandbreite der Beispiele ist groß, vor allem aber zeigt der Film, dass es auch in der Natur keine typische Vaterrolle gibt.

Bieber bauen vorbildliche Höhlen, Wölfe sind gute Babysitter

Alles ist möglich und gleichermaßen berechtigt: Biber investieren als echte Handwerker ihre ganze Kraft und alles Können in den artgerechten Höhlenbau, um ihrer vielköpfigen Familie ein möglichst komfortables und sicheres Leben zu bieten. Wölfe erweisen sich als fürsorgliche Babysitter, die auch schon mal den Wald kilometerweit durchstreifen, um ein davongelaufenes Junges wiederzufinden. Und während der Rote-Springaffen-Mann seine Frau entlastet, indem ausschließlich er das Junge monatelang auf seinem Rücken durch die Gegend trägt, nehmen es die Männer der Berberaffen mit dem biologischen Vaternachweis nicht ganz so genau: Jedes Männchen der Sippe übernimmt die Vaterrolle nach dem Zufallsprinzip – Hauptsache, das Jungtier hat eine männliche Bezugsperson.

Fazit: Zauberhafte Naturdoku, die unterhaltsamer ist als mancher Spielfilm und spannender als mancher Krimi.

Donnerstag, 15. Dezember, 20.15 Uhr, 3sat: „Tierische Super-Papas“