Berlin. Sie mischte sich offensiv in die Flüchtlingsdebatte ein. Nun thematisiert Dunja Hayali den Sexismus – mit überraschenden Einsichten.

Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali („heute journal“, „ZDF-Morgenmagazin“) hat für eine Fernsehdokumentation das Thema Sexismus untersucht. In einem Interview mit „Spiegel Online“ bekannte die 42-Jährige: „Ich bin vielleicht ein Problem für den Feminismus. Weil Frauen wie ich Männern zu viel durchgehen lassen. Ich erkenne Sexismus manchmal nicht mal.“

Die TV-Doku mit dem Titel „Wie sexistisch sind wir?“, die Dunja Hayali gemeinsam mit Jaafar Abdul Karim drehte, läuft an diesem Mittwoch um 21.45 Uhr bei ZDFneo. In dem Interview berichtet die Journalistin, dass sie selbst in ihrer beruflichen Laufbahn kaum Nachteile wegen ihres Geschlechts hatte. Lediglich als junge Sportreporterin habe sie gelegentlich lernen müssen, „dass ich als Frau doppelt zeigen muss, was ich drauf habe“.

Goldene Kamera für ihr Engagement

Dunja Hayali hatte sich im zu Ende gehenden Jahr mehrfach mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit befasst. Sie berichtete von Pegida-Demonstrationen, erhielt zahllose Hassmails und Drohungen. Für ihr journalistisches Engagement erhielt Dunja Hayali die Goldene Kamera in der Kategorie „Beste Information“.

Der Flüchtlingsdebatte begegnete sie auch bei der Arbeit an der Sexismus-Doku. „Die Übergriffe in der Silvesternacht waren an Quantität und Qualität abscheulich. Ich will das, was passiert ist, nicht relativieren oder kleinreden“, so Hayali in dem Interview. Aber wir tun gerne so, als seien alle Männer, die hier leben, wahnsinnig aufgeklärt und respektvoll. Ich habe Freundinnen, die sexuell genötigt, aber auch vergewaltigt wurden. Von denen ist keine von einem alleinstehenden, jungen, potenten Mann mit Migrationsvordergrund misshandelt worden. Es waren familiäre Übergriffe in deutschen Familien. Wo sind da die Aufschreie?“

„Viele Einwanderer liegen Jahrzehnte hinter uns“

Allerdings betont Hayali, ihr sei auf der anderen Seite auch klar, „dass das Frauenbild in der arabischen beziehungsweise muslimischen Kultur ein Problem ist“. Was die Aufklärung anbelange, lägen „viele der neuen Einwanderer sechs oder sieben Jahrzehnte hinter uns. Und wenn sie in Deutschland leben wollen, müssen sie die schleunigst aufholen – sonst haben sie hier nichts verloren“. (W.B.)