Berlin. Bei „The Voice“ singen neben den Kandidaten auch Robbie Williams und Emeli Sandé. Den Edel-Promi-Faktor hätte es nicht gebraucht.

Nach den elektrisierenden Battles am Donnerstag müssen die Kandidaten dieses Mal wieder allein auf die Bühne. Erst dann zeige sich, wer wirklich das Zeug dazu hat, „The Voice of Germany“ zu werden, heißt es eingangs. Und der Zuschauer dankt! Denn so viel Talent war schon beinahe nicht mehr auszuhalten.

Nicht einmal für solche, die es schon auf die großen Bühnen geschafft haben: Robbie Williams und Emeli Sandé unterstützen Team Fanta Vier und Andreas Bourani als Gastcoaches und waren sichtlich beeindruckt von der Kandidaten-Auswahl kurz vor dem Halbfinale. Der Besuch der Berühmtheiten ist ein schöner Beigeschmack, obwohl die Sendung diesen auch in der sechsten Staffel so gar nicht nötig hätte. Denn die Stars sind hier – und das klingt wie ein Klischee – die Kandidaten selbst.

Ein Sänger übertrumpft den nächsten

Die röhrende Rock-Krawummse, der talentierte Teenie, der kantige Singer-Songwriter-Typ, Mr. Schmalzlocke-Schulterpolster und zahlreiche bebende Soul-Maschinen – ein Sänger übertrumpft den nächsten. So auch das Prinzip des neuen Formats: In den „Sing-Offs“ kann jeder der Coaches drei Plätze für den Einzug ins Halbfinale besetzen und muss im Umkehrschluss je sieben Kandidaten seines Teams nach Hause schicken. Besonders schwer hatten es Michi Beck und Smudo.

Zunächst hat Robbie Williams, (O-Ton Smudo: „Das ist ein rischtisch geilä strischä“) vor allem Augen für die langen roten Haare von Kandidatin Lara Trautmann, gesteht schließlich anerkennend ein: „You’re singing amazing, just keep doing what you are doing.“ Konstruktive Kritik geht zwar anders, aber das Lob war berechtigt. Lara eröffnet den Sängerwettstreit mit dem französischen Pop-Chanson „Dernière Danse“. Smudo und Michi sind stolz. Fantastisch.

Ein Ständchen von Robbie Williams

Wie eine kuriose Mischung aus Johnny Cash und Bonnie Tyler („It’s a heartache“) schmettert der Schweizer Marc Amacher der Jury „Personal Jesus“ entgegen. „Er ist fast wie ein nicht zu bändigendes Tier“, drückt Michi Beck lachend heraus und schickt Marc – „Das Gesamtkunstwerk“ – ins Halbfinale.

Florentina Krasniqi darf sich zu ihrem 17. (!) Geburtstags über ein Ständchen von Robbie Williams freuen, der nach dem Probesingen von „magischen Momenten, die wir gemeinsam erlebt haben“ spricht. Schräg. Florentina ist begeistert: „Ja, ich hab’s auch gespürt!“ Gereicht hat ihre energiegeladene Version von Ariana Grandes Song „Into You“ für den Einzug ins Halbfinale aber nicht.

Fehlentscheidung der Juroren

Der Moment in dem Ruth Lomboto ihre samtweiche Stimme zu Michael Jacksons „I Just Can’t Stop Loving You“ anhebt, jagt einem pure Gänsehaut auf die Arme. Sie klingt wie eine weibliche Version des King of Pop. „Ich weiß nicht, wie man das besser machen sollte“, sagt Michi Beck und schickt für Ruth Lomoto Lara Trautmann vom „Hot Seat“.

Mit einer supergeilen Version von Duffys „Mercy“ singt, tanzt und beatboxt sich Robert Ildefonso glatt in die nächste Runde. „Ich habe das Team Fanta dann doch unterschätzt. Es war unfassbar“, lobt Yvonne Catterfeld. Smudo sieht das genauso und schmeißt dafür Soul-Maschine Ruth vom „Hot Seat“. Das tut weh. Wenn eine derart talentierte Sängerin vor den Halbfinalen rausfliegt, spricht das für die Stärke der Konkurrenz – oder für eine Fehlentscheidung der Juroren.

Gefühlvoll wie Ray Charles

Der exzentrische Frisör Michael Caliman legt eine überraschend kantige Version von „Nothing compares to you“ hin und bekommt als erster im Team Andreas Bourani einen Platz im Halbfinale.

Ähnlich kraftvoll fegt Joel Guzman das Publikum mit „Georgia On My Mind“ weg und wer den Song auch nur annähernd so gefühlvoll hinlegt wie Ray Charles selbst, hätte einen Platz im Halbfinale verdient. "Du bist einer der Sänger, bei denen man vergisst zu bewerten“, trifft es Andreas Bourani auf den Punkt, platziert Joel zwar zunächst auf einem der „Hot Seats“, schickt ihn aber letztlich doch nach Hause. Auch das tut weh.

Seinen Auftritt (und alle anderen) gibt’s auf www.the-voice-of-germany.de in Einzelvideos zu sehen. Insbesondere Joels Soulnummer betont, wie wichtig eine Live-Band im Studio ist, die leider selten von den Kameras erfasst wird.

Jeder Ton sitzt

Der absolute Höhepunkt des Abends kommt ganz zum Schluss: Wenn der erst 19 Jahre alte Tay Schmedtmann Roger Ciceros wunderbaren Song „Ich Atme Ein“ auf schmerzvoll schöne Art mit seinem einmaligen Timbre alle Ehre macht, sitzt jeder Ton. Und jedes Wort. „Du hast da Herz und Seele reingelegt“, sagt Yvonne Catterfeld und ringt mit den Tränen. Coach Andreas Bourani gibt sich ihnen gänzlich hin und presst nur ein „Ich bin ein Fan“ heraus.

Dass es ähnlich herzzerreißend am kommenden Donnerstag weiter geht, ist zu vermuten. Da unterstützen die Sänger Shawn Mendes das Team von Samu Haber und Alicia Keys das Team von Yvonne Catterfeld.