Berlin. Der ARD-Film „Die vierte Gewalt“ handelt von korrupten Politikern und egoistischen Journalisten. Benno Fürmann mimt dabei den Bluthund.

Polit-Thriller gibt es im Fernsehen immer wieder. Der Journalismus-Thriller hingegen führt eher ein Schattendasein. Das wollte der NDR mit der Produktion „Die vierte Gewalt“ ändern. Eine Geschichte über die Intriganten, die hinter den Kulissen die Welt so machen, wie sie ihnen gefällt.

Jan Schulte, freier Mitarbeiter bei der fiktiven Hauptstadtzeitung „Die Republik“, ist auf der Suche nach einer Festanstellung. So einer, suggeriert dieser Film doch recht deutlich, ist ein Bluthund auf der Jagd nach der Schlagzeile.

Schulte, den Benno Fürmann souverän verkörpert, wird ein brisantes Dokument zugesteckt. Es soll belegen, dass die Gesundheitsministerin Elisabeth Stade (überzeugend: Victoria Trauttmansdorff) dafür sorgte, dass ihr Bruder bei einer Herztransplantation bevorzugt behandelt wurde.

Hauptsache, die Auflage stimmt

Der Stoff, aus dem Chefredakteursträume sind: Tobias Weishaupt (Oliver Masucci) hält zwar das Selbstbewusstsein seines Autors für größer als dessen Talent, ist aber insgesamt doch recht angetan. Damit lässt sich Auflage machen, damit lässt sich die Klickzahl nach oben treiben.

Darum geht es den Redaktionen nämlich, so erzählt es dieser vor allem auch unangenehm piefig anmutende Film, hauptsächlich: ums Geldverdienen, ums Überleben. Der Film lässt keinen Zweifel daran, wie unbarmherzig marktwirtschaftlich es in den Medienhäusern zugeht.

Jan Schulte soll so eine Art widersprüchliche Gestalt sein, die das Changieren eines ganzen Berufsstandes zwischen selbst gegebenem, ehrlichem Auftrag und zynischer Berechnung symbolisiert. Er wanzt sich an Katharina Pflüger (Franziska Weisz), die engste Mitarbeiterin der Ministerin, heran. Pflüger darf gleich beim ersten Mal, als ihr Karriereplaner (Devid Striesow) vom prekären Dasein Schultes als freier Autor mitleidig aus der Wäsche gucken.

Spiel um Macht und Eitelkeit

Obwohl Mitarbeiterin Pflüger durchschaut, dass dieser Schulte vor allem etwas über ihre Chefin in Erfahrung bringen will, vertraut sie ihm. Warum auch nicht? Kommt ja auch ein nettes Porträt über sie herum. Bald schon ist sie wie Schulte selbst mittendrin in einem abgekarteten Spiel um Macht, Eitelkeit und Öffentlichkeit, in dem am Ende die Ziele jeweils unterschiedlich aussehen. Politskandal, Festanstellung oder beides – alles ist möglich. Je nachdem, wie skrupellos man eben ist.

Der Film behauptet platt, dass der Protagonist ein ziemlicher Frauenheld ist, der sowohl mit seiner Kollegin (Jördis Triebel) ins Bett geht als auch das Politiktalent Pflüger sofort in seine erotische Umlaufbahn zieht. Immerhin da, denkt man, ist das Drehbuch gnädig, wo doch Schulte sonst penetrant den Hungerleider geben muss, dem seine Frauen notgedrungen Geld zustecken.

Fazit: Glanz und Elend des Enthüllungsjournalismus? Daraus hätte man durchaus einen stereotypbefreiten, stichhaltigen Fernsehfilm machen können. Hier erschöpft sich die Frage, wie unabhängig die Medien sind und wie groß die Versuchungen, mit Skandalen Erfolge zu erzielen, in der erwartbaren Feststellung, dass ein jeder von egoistischen Interessen gelenkt und vielleicht käuflich wird.

ARD, 30. November, 20.15 Uhr