Berlin. Was wird Donald Trump den USA und der Welt als Präsident bringen? Eine Frage - und viele Antworten darauf gab es bei Frank Plasberg.

Die Welt hat sich erstaunlich schnell an die Aussicht gewöhnt, dass im Weißen Haus bald Donald Trump regieren wird. Nach dem ersten Schock, der sich in einer allgemeinen Untergangsstimmung niederschlug, lässt sich mittlerweile eine nicht minder ungesunde Gewöhnung an den gewählten Präsidenten erkennen.

Wird alles ganz schlimm oder doch irgendwie gut? Diese Frage stellte am Montagabend auch Frank Plasberg in „Hart aber fair“.

Eine Möglichkeit, die Absichten des neuen Präsidenten zu deuten, ist der Blick auf seine Personalentscheidungen. In seinen engsten Zirkel hat der gewählte Präsident ein buntes Sammelsurium an Gemäßigten, Ultrarechten und Industriellen berufen, was auf Machtkämpfe mit ungewissem Ausgang hindeutet.

An Trumps nationalem Sicherheitsberater, dem früheren General Michael Flynn, entzündete sich in der ARD-Sendung eine handfeste Islamdebatte: Bei einem Wahlkampfauftritt schwadronierte Flynn im üblichen rechten Duktus davon, dass der Islam eine politische Ideologie sei, die sich wie ein Krebs ausbreite.

Özdemirs Schlagabtausch mit Bild.de-Chefredakteur Reichelt

Julian Reichelt kritisierte daran nur die Wortwahl. Ansonsten gab der Chefredakteur von Bild.de Flynn, den er als Kriegsreporter kennengelernt hatte und einen Freund nennt, aber weitgehend recht. „Das ist keine Welt der politischen Korrektheit, damit macht man sich nicht beliebt“, sagte Reichelt mit Blick auf Flynns früheren Job als Chef der US-Spezialkräfte. In dieser Funktion habe der General ein umfassendes Verständnis für Radikalisierungsprozesse gewonnen.

Cem Özdemir konnte dieser Argumentation wenig abgewinnen. „Wenn ich Nachwuchs für Islamisten wollen würde, würde ich dieses Video zeigen“, sagte der Chef der Grünen. Und dann ist da noch die Geschichte mit Flynns Auftritt bei einer Gala des russischen Staatssender Russia Today. Bilder zeigen ihn, wie er brav neben Präsident Putin am Ehrentisch sitzt. Das brachte Özdemir endgültig in Rage. „Wir wollen doch nicht den Teufel IS durch den Teufel Putin ersetzen“, sagte der Grüne mit Blick auf den Syrien-Konflikt.

Trumps Liebe zu Twitter

Eine weitere Quelle für die Deutung von Trumps Absichten sind seine Äußerungen, die bisher allerdings überwiegend auf Twitter stattfinden. Nach einer kurzen Pause ist dort der aggressive Trump zurück, der etwa den Wählern, die gegen ihn gestimmt haben, die Legitimität abspricht. „Das ist richtig beunruhigend“, räumte selbst Reichelt ein. Ein solches Verhalten gleiche dem von Diktatoren.

Doch auch hier besteht durchaus noch Grund zur Hoffnung. Der US-Journalist Don Jordan vertrat die Ansicht, dass Trump letztlich von den Institutionen und insbesondere von den Republikanern eingehegt werden wird. „Sie werden Trumps nächtliche Ergüsse auf Twitter verhindern und ihn disziplinieren“, prognostizierte Jordan.

Die gewagteste These

Die gewagteste These des Abends kam ebenfalls von Jordan, der gewitzt den Fokus auf Europa zu lenken versuchte. „Donald Trump ist ein Gemisch aus Sepp Blatter, Martin Winterkorn, Franz Beckenbauer, Klaus Zumwinkel, Thomas Middelhoff und Bernie Ecclestone“, erklärte der Journalist einem johlenden Publikum. Außerdem gebe es doch auch in Europa große Probleme mit dem Rechtspopulismus. „Die Deutschen und die Europäer sollten vor der eigenen Tür kehren.“

Der Erkenntnisgewinn

Der Erkenntnisgewinn der Sendung hielt sich in Grenzen, was aber grundsätzlich am Thema liegt. Schließlich weiß niemand, wie Trump als Präsident letztlich agieren wird. Trotzdem ist es wichtig, die spärlichen Zeichen zu deuten, schließlich wird dieser Mann die USA und die Welt auf Jahre prägen.

Wie düster das Ganze ausgehen könnte, zeigten Äußerungen von Unionsfraktionschef Volker Kauder, der die USA unter Trump überraschend undiplomatisch kurzerhand auf eine Stufe mit Staaten wie China stellte. „Wir sind nicht ungeübt im Umgang mit Regimen, die unsere Menschenrechtsansichten nicht teilen“, sagte Kauder. Wer aber als Oberlehrer auftrete, werde nichts erreichen.

Zur Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek.