Düsseldorf/Duisburg. Einst Vorzeigereihe, heute TV-Einerlei: Anna Loos kämpft als einsame Düsseldorfer LKA-Beamtin Helen Dorn gegen Abnutzungserscheinungen.

Ein Kumpeltyp ist diese Helen Dorn wirklich nicht. Will sie gar nicht sein, die LKA-Ermittlerin aus Düsseldorf ist emotional unterkühlt. Ihre ewige schlechte Laune nervt zwar die Kollegen, hilft Dorn aber in ihrem neuen Fall – als sie um das Vertrauen eines traumatisierten Jungen wirbt, findet ausgerechnet sie die richtigen Worte: „Ich weiß, dass du nicht gerne sprichst“, sagt sie zum kleinen Roman. „Ich spreche auch nicht gerne.“

Der Achtjährige spielt in „Die falsche Zeugin“ eine Schlüsselrolle. Am Düsseldorfer Flughafen klaut er, der Sohn der rumänischen Putzfrau Alena, einem Passagier das Handy. Der Mann (Hubertus Hartmann) verfolgt Roman bis auf die Personaltoilette, es kommt zum Gerangel, schließlich schlägt Alena (Cosmina Stratan) den Mann mit einem Feuerlöscher nieder. Doch ist sie auch verantwortlich dafür, dass das Opfer wenig später tot aufgefunden wird?

Dominic Raacke als Duisburger Edelganove

Als Helen Dorn am Tatort erscheint, wird sie stutzig. Der Mann war laut Akten bereits seit zwölf Jahren tot. Eine Tarnidentität. Das Opfer war Buchhalter eines Verbrechersyndikats und wollte auspacken. Die Spur führt zu Gangster Hagen de Winter, dem Ex-„Tatort“-Star Dominic Raacke trotz wenig Text die Aura eines charismatischen Edelganoven verleiht. De Winter leitet nicht nur ein Speditionsunternehmen am Duisburger Hafen, sondern macht ziemlich unappetitliche Geschäfte mit illegalen Einwanderern.

Es sind arg viele und mitunter klischeebehaftete Handlungsfäden, die Regisseur Alexander Dierbach nach einem Drehbuch von Mathias Schnelting zusammenfügt: die geheimnisvolle Kollegin vom Bundeskriminalamt (Christina Hecke), Dorns angedeutet schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater (Ernst Stötzner), Menschenhandel, Kindesmissbrauch.

Das Besondere an Helen Dorn nutzt sich ab

Seit Frühjahr 2014 spielt Anna Loos die wortkarge Polizistin mit der Ausstrahlung eines Eisschranks. Loos verkörpert Dorn als stets kontrollierte Frau, nie huscht ein Lächeln über ihr strenges Gesicht. Der Auftakt kratzte mit acht Millionen Zuschauern an den „Tatort“-Quoten. Daran konnten die letzten Filme nicht anknüpfen. Was die Dorn-Filme zunächst zu etwas Besonderem in der Krimilandschaft machte, wirkt mittlerweile abgenutzt.

Nach sechs Filmen wüsste man schon gerne mal, warum die Frau eigentlich so eine einsame Kämpferin ist. „Ich halte mich nicht an Regeln. War schon immer mein Problem“, faucht sie in einer Szene einen Schleuser an. Man ahnt nur, dass in ihrer Vergangenheit etwas passiert ist. So ermittelt sich Dorn mit ihrem ewigen Frustgesicht durch einen verschachtelten Fall und wird zur Beschützerin von Alena und Roman.

Fazit: Trotz vieler falscher Fährten: In dieser Form ist der ehemalige Vorzeigekrimi nur TV-Durchschnitt.

Samstag, 26. November, ZDF, 20.15 Uhr