Berlin. Die ARD braucht keine neuen Groß-Bürokratien. Stattdessen müssen die Sender ihr regionales Profil weiter schärfen. Ein Kommentar.

Die öffentliche-rechtliche Medienlandschaft steht vor einem Umbruch. Zwar dürfte die Zusammenlegung von ARD und ZDF, die der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer kürzlich anregte, fürs erste ein Gedankenspiel bleiben. Aber die Verschmelzung mehrerer ARD-Sender, die seit Jahren ebenso regelmäßig diskutiert wie danach wieder verworfen wurde, könnte nun bald Realität werden. Unabhängig davon, ob die ARD einen konkreten Bericht von „Bild“ (Bezahlinhalt) dementiert. Doch Skepsis ist angebracht.

Aus neun mach vier – eine Reduzierung der ARD-Sendeanstalten klingt auf den ersten Blick plausibel. Auch die Öffentlich-Rechtlichen müssen schließlich sparen, der Reformdruck ist enorm. Da erscheint es nur sinnvoll, kleine Mitglieder der ARD-Familie größeren Einheiten zuzuschlagen.

Es geht um die regionale und lokale Kompetenz

Und tatsächlich ist da noch Luft. Dass etwa die „Kleinen“ wie Radio Bremen (das dem NDR zugeschlagen werden könnte) oder der Saarländische Rundfunk (der gut zum SWR passen würde) ihre Selbstständigkeit aufgeben, wäre ein denkbarer Ansatz. Frühere Zusammenlegungen wie 2003 die Fusion von Sender Freies Berlin und ORB zum Rundfunk Berlin-Brandenburg haben sich weitgehend bewährt.

Aber die nun diskutierte Variante, die neun Sender zu vier Mega-Anstalten zusammenführen, wäre fatal. Die unvermeidliche Folge der Zentralisierung wären neue Groß-Bürokratien, die die ARD-Sender ihrer eigentlichen Stärke berauben würden: nämlich der lokalen Kompetenz.

Journalistische Schlagkraft nicht antasten

Sender wie WDR und NDR, aber auch andere innerhalb der ARD, haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihre regionale Berichterstattung stark ausgebaut. Aus den lahmen „dritten Programm“ von einst sind Sender mit eigenständigen Programmen worden, mit einem Schwerpunkt auf die jeweilige Region. Dies würde durch eine Verlagerung auf zentrale Strukturen aufs Spiel gesetzt.

Der bessere Weg wäre deshalb, die Verschlankung voranzutreiben, ohne dabei die Selbstständigkeit der einzelnen Sender anzutasten. Das wird ohne personelle Einschnitte nicht gehen, der WDR etwa will bis zum Jahr 2020 etwa 500 Stellen streichen. Die Kunst wird es sein, diesen Prozess voranzutreiben, ohne dabei journalistische Kompetenz und Schlagkraft einzubüßen.

Lieber Versorgungsposten streichen

Ein Vorschlag: Wie wäre es, die Sender von überflüssigen politischen Aufsichtsgremien zu befreien, teure Versorgungspöstchen zu streichen und die Kooperation unter den einzelnen ARD-Anstalten weiter zu forcieren, statt eitel angestammte Pfründe zu verteidigen? Dann könnte man sich überflüssige Fusionsdebatten ersparen.