Berlin. Neun Jahre mussten die Fans auf neue Folgen warten: Ab Freitag zeigt Netflix die wohl finale Staffel der Kult-Serie „Gilmore Girls“.
Der Entzug hat ein Ende, die Fans können es kaum noch erwarten: Ab Freitag, 25. November, zeigt der Streamingdienst Netflix die neue und vermutlich letzte Staffel der Kult-Serie „Gilmore Girls“. Wir haben schon mal reingeguckt – das erwartet die Fans in den neuen Folgen:
Lorelai riecht Schnee
Lorelai Gilmore hat ein besonderes Gespür für Schnee, das weiß jeder, der die Serie kennt. Sie riecht ihn, bevor er kommt, und seine Ankunft macht sie glücklich. Der erste Schnee des Jahres ist wie ein Versprechen für Lorelai, dass etwas Besonderes passiert. In der ersten Staffel etwa traf sie zufällig Max, in den die sich gerade verliebt hatte, als der erste Schnee fiel.
Die erste spielfilm-lange Folge des Revivals heißt „Winter“, und ohne Glitzer, Pudelmützen und die verschneiten Dächer von Stars Hollow geht es natürlich nicht. Es ist eine Liebeserklärung nicht nur an den Schnee, sondern an die von ihr selbst erschaffene Welt, dass Serien-Macherin Amy Sherman-Palladino mit dem Blick über das Winterwunderland in die „Gilmore-Girls“-Fortsetzung einsteigt. Und es ist ein augenzwinkernder Gruß an die Fans, dass sie Lorelai tatsächlich sagen lässt „Ich rieche Schnee“. Ein Versprechen! Etwas Besonderes wird passieren!
Lorelai und Rory hauen sich Quatsch-Dialoge um die Ohren
Die schnelle Sprache der Gilmore Girls ist legendär. Immer wieder wird das Beispiel herangezogen, wonach die Drehbücher der 153 alten Folgen bis zu 80 Seiten lang waren, während andere Serien höchstens 50 Seiten pro Folge brauchen – so viel mehr wird hier gesprochen. Die Schauspieler bekamen eigene Sprachtrainer zur Seite, mit denen sie ihre Dialoge auf Gilmore-Tempo brachten.
In der 7. Staffel schienen manche der Dialoge nur noch um dieser Schnelligkeit willen zu bestehen, es gab einen Hang zur Übertreibung. Aber die Staffel hat Serien-Erfinderin Amy Sherman-Palladino ja auch nicht mitgeschrieben.
Wie sieht es nun in ihren neuen Folgen aus? Wieder besser. Nur der Einstiegsdialog zwischen Lorelai und Rory über die Unmöglichkeit, nach einem Langstreckenflug gut auszusehen, hat etwas sehr Demonstratives. Allerdings sehen die Schauspielerinnen hierbei auch aus, als wüssten sie das. Und sie scherzen darüber: „Puh!“ stößt Rory erschöpft aus, als sie ihren superlangen letzten Satz gesagt hat. „Das haben wir lange nicht gemacht.“ Ja, stimmt. Neun Jahre lang nicht. Eine vielschichtige erste Szene, die bei aller Übertreibung die Vorfreude auf den Rest steigert.
So sehen die „Gilmore Girls“-Stars aus
Luke musste sein Handy-Verbot erweitern
Mit dem Handy telefonieren? Nicht in Lukes Diner! Das Schild mit dem durchgestrichenen Handy (à la Nokia 1998) hängt immer noch hinter der Theke. Das reicht allerdings nicht mehr aus. Deswegen hat Luke eine Liste der neuen verbotenen Dinge gehängt. Zum Beispiel: Nachrichten schreiben oder Facebook checken, während man die Bestellung aufgibt. Musik über Kopfhörer hören und glauben, die anderen Gäste würden die Musik nicht hören.
Die Macher der Serie sind nicht im Zeitalter der Digitalisierung aufgewachsen, das beweisen ihre Scherze über die Veränderungen des Alltags durchs Digitale. Ständig öffnen Lukes Gäste als erstes nach ihrer Ankunft den Laptop und fragen nach seinem WLAN-Password. Er gibt es ihnen freundlich und freiwillig. Jedem ein anderes. Was kann das bedeuten? Auch übervolle Festplattenrecorder am heimischen Fernseher und Tutorial-Videos zu allen Lebenslagen finden ihren Platz bei den neuen Gilmore Girls.
Kirk darf bei Emily essen
Hat jemand mitgezählt? Wie viele Jobs hatte Kleinstadt-Unikum Kirk im Laufe der ersten sieben Staffeln? Er war Filmvorführer im Kino, versuchte sich als Immobilienhändler, machte ein zweites Diner unter dem Namen „Kirks Diner“ auf, führte eine große Menge Hunde gegen Geld spazieren und assistierte Kleinstadt-Chef Taylor in verschiedenen Verkleidungen bei den Stadtversammlungen. Um nur einige Jobs zu nennen.
Und jetzt, neun Jahre später? Ist er ergraut, das ist der erste Schreck. Aber dann ist klar: Er ist doch ganz der Alte. Diesmal versucht Kirk es mit einer analogen Version der Fahrdienst-App Uber. Wie immer mit gemischtem Erfolg. Am Ende darf er immerhin zum Erstaunen aller bei Lorelais Mutter Emily am vornehmen Dinner teilnehmen. „Erklär mir bitte, wer dieser Mensch ist“, sagt Emily irritiert. „Oh, wenn ich das könnte“, sagt Lorelai.
Bilder der neuen „Gilmore Girls“-Staffel
Es fehlt: Richard Gilmore
2014 starb Edward Herrmann, der Darsteller von Lorelais Vater und Rorys Großvater Richard Gilmore. Ihn für die neuen Folgen ersetzen? Unmöglich. Niemand ersetzt Edward Herrmann. Dann lieber die ganze Geschichte um seinen Verlust herum erzählen. Die Trailer zu den neuen Folgen haben es verraten: Emily tröstest sich mit einem wandhohen Ölporträt ihres verstorbenen Mannes, vor dem Tochter und Enkeltochter ziemlich erschrecken.
Es gibt noch ein paar weitere lustige Momente rund um den Trauerfall. Aber nicht alles ist nur ein Scherz, auch wenn Emily Lorelai immer wieder vorgeworfen hat, genau so mit dem Leben umzugehen – indem sie aus allem einen Scherz macht. Nicht jetzt. Es gibt echte Traurigkeit zu Tom-Waits-Klängen, ganz unironisch. Dass Edward Herrmann der Filmcrew fehlt, merkt man daran, wie präsent er nun selbst in seiner Abwesenheit ist. Besonderer Effekt für die Geschichte: Emily Gilmore muss ihr Leben neu erfinden. Tolle Szenen für Kelly Bishop!
Wo ist Sookie?
Der erste Blick in das Dragonfly Inn, Lorelais und Sookies kleines, feines Hotel, ist ziemlich traurig. Sookie ist nicht da! Stattdessen ein hipper Pop-Up-Koch, der die Leute per Twitter zum Essen einlädt. Per Twitter! Noch eine digitale Veränderung, die Lorelai überhaupt nicht mag. Das schöne Hotel, der Lebenstraum der beiden Freundinnen, scheint irgendwie festzustecken. Und wer leidet am meisten darunter? Michel. Der sowieso nie freundliche Franzose meckert und meckert. Vor allem darüber, dass Sookie einfach abgehauen ist.
Wohin überhaupt? Das ist eigentlich egal. Hauptsache, sie kommt nochmal wieder. Dass Mellissa McCarthy, die seit dem ursprünglichen Ende der Gilmore Girls 2007 von allen Darstellern die größte Karriere gemacht hat, noch einmal auftauchen wird, ist bekannt. Also, abwarten!
Rory macht rätselhafte Dinge in London
Es gibt Informationen aus den ersten beiden neuen Folgen, die sind so geheim, dass niemand drüber reden darf. Das hat Netflix sich unterschreiben lassen. Spoileralarm! Soviel muss aber doch drin sein: London hat etwas mit Arbeit zu tun. Rorys Auftauchen in Stars Hollow mit Sehnsucht nach Mama und allem, was dazu gehört. Und außerdem mit Verwirrung über Arbeit.
Was ist mit den Männern?
Strengstes Geheimhaltungsgebot.
Fazit: Wiedersehen macht Freude
Es ist schön, Stars Hollow und seine Bewohner wiederzusehen. Wer über die sieben Ursprungsstaffeln dran geblieben ist an der Geschichte um Lorelai und Rory, kann unmöglich auf diese Fortsetzung verzichten. Aber das Wiedersehen ist nicht dasselbe wie früher, wenn eine neue Staffel herauskam. Das Wissen der Macher darum, dass die Serie eigentlich auserzählt ist und es jetzt nur nochmal um ein kurzes, emotionales Aufleben geht, ist in diesen liebevoll erzählten Filmen spürbar. Egal. Hauptsache, Wiedersehen!