Berlin. Die „Gilmore Girls“ sind zurück. Im Gespräch erzählen Lauren Graham und Alexis Bledel, wie es ist, wieder in Stars Hollow zu leben.

Die Haare scheinen noch etwas verstrubbelt, aber das Lächeln ist hellwach – und seltsam vertraut. Lauren Graham betritt den Konferenz-Raum im Berliner Hotel de Rome, und es ist unmöglich, nicht Lorelai Gilmore in ihr zu sehen. Sie sieht ihrer berühmtesten Rolle so ähnlich, redet wie sie, bewegt sich wie sie – ob ihr das selbst bewusst ist?

„Als ich das Buch das erste Mal gelesen habe, hab ich sofort gedacht: Das bin ich, das ist meins“, erzählt sie. Kein Wunder also, dass sie so leicht zu verwechseln sind. Sieben Staffeln lang spielte Graham in der US-Serie „Gilmore Girls“ die alleinerziehende Mutter einer nur 16 Jahre jüngeren Tochter.

Eher Freundinnen als Mutter und Tochter: Mit dem Konzept war die Erfinderin der Serie, Amy Sherman-Palladino, damals bei Time Warner gelandet. Doch 2007 war Schluss. Seitdem liefen die Wiederholungen, verkauften sich die DVDs, wurden immer neue junge Fernsehzuschauer zu Fans.

Lauren Graham hatte nicht mit Fortsetzung gerechnet

Und die warten jetzt auf den 25. November. Dann endlich gibt es, nach neun Jahren Pause, Neues aus der fiktiven US-Ostküstenstadt Stars Hollow: Der Streamingdienst Netflix zeigt vier neue Folgen, jeweils 90 Minuten lang.

Hatte Lauren Graham, als „Gilmore Girls“ 2007 für beendet erklärt worden waren, damit gerechnet, dass es jemals eine Fortsetzung geben würde? „Nein, eigentlich nicht“, sagt sie. Fans hatten von Anfang an darauf gehofft, und die Erfinder hatten nichts dagegen. Aber es muss sich ja auch immer jemand finden, der das Ganze finanziert und produziert.

„Ich glaube, dass man die Serie lange unterschätzt hat“, sagt Lauren Graham, die inzwischen 49 Jahre alt ist. „Man dachte wohl, sowas interessiert nur Frauen. Und das lässt sich immer schwerer verkaufen als explodierende Autos.“ Sie lacht, wie so oft, wenn sie etwas sagt. Amy Sherman-Palladino versuchte trotzdem weiter, ihre Idee für eine Fortsetzung zu verkaufen – und schließlich kam Netflix und sagte: Wir machen es.

Eintauchen in die Welt von Stars Hollow

Und dann konnten sie alle wieder eintauchen in die Welt von Stars Hollow, um mit ihren Kollegen von damals die Geschichte der Gilmore Girls weiterzuerzählen. „Ich war die ganze Zeit während der Dreharbeiten von tiefer Freude erfüllt“, sagt Graham, deren Figur der schlagfertigen, lustigen, selbstbewussten Lorelai weltweit geliebt wird. „Ich war wieder dort, wo ich hingehöre.“

Von dem Moment, in dem klar war, dass es mit den neuen Folgen klappen würde, bis zum Drehbeginn verging nur eine Woche. „Da ging es nur noch darum: Wo ist das Drehbuch? Wir müssen anfangen zu arbeiten!“, schildert es Alexis Bledel (35), die das zweite Gilmore Girl, Lorelais Tochter Rory, spielt.

Alexis Bledel ist zurückhaltend

Graham und Bledel erscheinen nacheinander zu kleinen Gruppeninterviews. Einen Raum zu betreten, in dem sieben fremde Menschen an einem Tisch sitzen, die ganze Aufmerksamkeit auf einen gerichtet und einen Haufen Diktiergeräte im Anschlag: Damit müssen Schauspieler umgehen können. Aber jeder tut es auf seine Weise.

Lauren Graham startet mit einem Witz, endet mit einem Witz, und dazwischen sprudeln die Anekdoten und Gedanken aus ihr heraus. Eine kleine Frage reicht, um sie ins Reden zu bringen.

Alexis Bledel ist zurückhaltender, leiser. Aber als sie über ihre Rolle Rory gefragt wird, taut sie auf. Hätte Rory nicht schon früher mehr belohnt werden müssen für ihren Fleiß und ihren dauernden Einsatz an der Schule und an der Uni? Zum Beispiel, indem sie das erträumte Stipendium bei der „New York Times“ bekommen hätte?

„Jeder, der die Serie liebte, wird die Fortsetzung lieben“

So fachsimpeln hier die Journalisten, die in diesem Fall offenbar auch Fans sind, mit der Schauspielerin. „Ja, ich weiß genau, was Sie meinen!“, sagt Bledel. Aber, das sagt sie auch, Amy wisse schon, warum sie ihrer Rory immer wieder Steine in den Weg legt. Das sei nun mal interessanter zu erzählen.

Alexis Bledel findet es einen Glücksfall, dass das „Gilmore Girls“-Revival komplett von den Erfindern, Amy Sherman-Palladino und Daniel Palladino, geschrieben und inszeniert wurde. „Alles ist ganz und gar in ihrem Tonfall erzählt. Jeder, der die Serie liebte, wird deshalb auch die Fortsetzung lieben. Hoffe ich.“ Da lacht auch sie.