Berlin. Bei „Maischberger“ suchten alle nach der Ursache von Trumps Sieg. An Schuldigen fehlte es nicht – inklusive der üblichen Verdächtigen.

Deutschland ist bis in die Knochen erschrocken über Donald Trumps Wahlsieg in den USA. Donald Trump! Wie kann man nur?!

Und wie das so ist – nun muss schnell ein Schuldiger her, dem man das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl in die Schuhe schieben kann. In Sandra Maischbergers ARD-Talkrunde gaben sich die Diskutanten alle Mühe. Die Kernthesen im Überblick:

Die Medien haben Schuld

Nadja Atwal, die Deutsche arbeitet seit Jahren als PR-Expertin in den USA und ist ein erklärter Fan von Donald Trump: „Ich bin sehr glücklich über das Ergebnis.“ Und was brachte Trump den Sieg? Atwal meinte: Die Einseitigkeit der Anti-Trump-Medien. „Der Amerikaner hatte die Schnauze voll von der Manipulation durch die großen Medien.“

Diese „Meinungsmacher“ hätten ein falsches Bild von Trump verbreitet. Gleichzeitig sei über die „Liste nachweisbarer Korruptionsfälle“ bei Hillary Clinton nur zurückhaltend berichtet worden. Dass Trumps politische Rezepte manchmal doch sehr schlicht klingen, stört Atwal nicht: „Manchmal sind die Dinge einfach.“

Der weiße Mann hat Schuld

Alice Schwarzer, Frauenrechtlerin und Publizistin, hält Donald Trump für einen „Entertainer, der überhaupt nichts von Politik versteht“ und „Hass gesät“ habe. Doch wer hat ihn gewählt? „Das Problem sind die weißen Männer“, diagnostizierte Feministin Schwarzer. Denn die fühlten sich „deklassiert durch eine tüchtige Frau“. In den USA herrsche „Nervosität“ unter den Kerlen weißer Hautfarbe, die sich nun einmal mit erfolgreichen Frauen vom Schlage einer Hillary Clinton nicht abfinden könnten.

Barack Obama hat Schuld

Julian Reichelt, Chefredakteur beim Onlineportal der „Bild“, findet: „Nach acht Jahren Präsidentschaft Obama ist das Land so gespalten wie selten zuvor in der Geschichte der USA.“ Obama habe bei seinem Amtsantritt versprochen, die Bürger und das politische Washington näher zusammenzubringen: „Damit ist er fulminant gescheitert. Stattdessen ist Obama Teil dieses Systems Washington geworden.“ Angesichts solch einer Bilanz könne Obama nicht sagen, er sei nicht für die Folgen verantwortlich. Und die Leidtragende war ausgerechnet Obamas Ex-Außenministerin Hillary Clinton.

Der Kapitalismus hat Schuld

Oskar Lafontaine, Ex-SPD-Vorsitzender und Ex-Linkspartei-Vorsitzender, hatte ebenfalls eine steile These parat. „Trumps Wahl war eine Absage an das korrupte Wirtschaftssystem der USA“, so Lafontaine. Zudem sei „das politische System“ der USA abgewählt worden, das die Macht der Großindustrie untermauert habe.

Allerdings hat Lafontaine nicht das Gefühl, dass es mit dem Milliardär Trump im Weißen Haus demnächst besser wird. Denn: „Ich habe große Zweifel, ob sich Trump gegen die ökonomischen Interessen der Kriegsindustrie und der Ölindustrie wird durchsetzen können.“

Der neue Nationalismus hat Schuld

Eric T. Hansen, amerikanischer Publizist, und Thomas Roth, Ex-Tagesthemen-Frontmann, glauben gewissermaßen an eine Wiedergeburt der Nation, die Trump zum Sieg bei der Wahl verhalf. „Der kleine Mann will die Nation wieder“, so Hansen, denn der habe es gern „klein und gemütlich“.

Trump mit seinem Motto „America first“, den Anti-Zuwanderung-Parolen und der Kritik am Freihandel ist da so etwas wie der Gegenentwurf zu Globalisierung und grenzenlosen Märkten. Auch Roth glaubt, es gebe „eine Orientierung hin zum Nationalismus“.

Fazit: An „Schuldigen“ am Trump-Sieg mangelt es wahrlich nicht. Die vereinten Experten werden sich sicher noch einige Zeit am Phänomen Trump abarbeiten. „The Donald“ dürfte das nicht weiter stören. Er sitzt künftig im Weißen Haus. Vielleicht sucht er ja selbst noch nach dem Schuldigen.