Hamburg/Genf. Die Einladung von Nora Illi in die Sendung „Anne Will“ hat für Kritik gesorgt. Nun will sich der NDR-Rundfunkrat damit beschäftigen.

Der NDR-Rundfunkrat wird sich in seiner Sitzung am 2. Dezember mit der jüngsten ARD-Talkshow von „Anne Will“ beschäftigen, in der eine vollverschleierte Muslimin zu Gast war. Das teilte die Rundfunkratsvorsitzende Ursula Thümler am Dienstag auf Anfrage mit. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet.

Konvertitin zeigt Verständnis für Muslime, die in den Dschihad ziehen

Nach der Sendung hielten Zuschauer und Politiker der Moderatorin vor, sie habe dem radikalen Islam eine breite Plattform geboten. Nora Illi (32), muslimische Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrates der Schweiz (IZRS), war am vergangenen Sonntagabend mit einem Niqab aufgetreten, der nur einen schmalen Sehschlitz freiließ. Die Konvertitin hatte in einem Essay 2014 Verständnis für junge Muslime geäußert, die sich diskriminiert fühlen und deshalb in den Krieg nach Syrien ziehen. Zitate daraus wurden in der Sendung eingeblendet.

Auch die Schweizer Bundesanwaltschaft hat den Auftritt von Nora Illi kritisiert. Die Behörde sei „irritiert darüber, dass dem IZRS im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eine Plattform geboten wird“, sagte ein Sprecher am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gegen ein Vorstandsmitglied des Zentralrates laufe ein Strafverfahren. Zunächst hatte der epd auch berichtet, die „Anne Will“-Redaktion sei explizit vor dem Auftritt gewarnt worden. Diese Darstellung wies die Redaktion zurück.

ARD verteidigt Auftritt von Illi

Nach der Sendung hatte der Norddeutsche Rundfunk die Einladung an die Frauenbeauftragte des Zentralrats verteidigt. „Die Redaktion hat die Einladung von Frau Illi sorgfältig abgewogen“, hieß es am Montag. Ob die Programmanforderungen tatsächlich eingehalten wurden, wird der zuständige NDR-Rundfunkrat diskutieren. In ihm sind 58 Mitglieder ehrenamtlich vertreten, die aus gesellschaftlichen Bereichen wie Kultur, Wirtschaft, Politik, Sport, Kirchen und Migranten sowie weiteren Organisationen kommen.

Das Gremium kann nach eigener Darstellung unter Umständen feststellen, dass einzelne Sendungen gegen den Staatsvertrag verstoßen haben. Dann würde es den Intendanten anweisen, so einen Verstoß nicht fortzusetzen. Der Rat kann aber nicht vor der Ausstrahlung einer Sendung tätig werden.

Illi zeigt sich nur mit Niqab in der Öffentlichkeit

Am Sonntagabend hatten die Gäste in der Sendung „Anne Will“ über das Thema „Mein Leben für Allah – Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?“ diskutiert. In der Runde saß die vollverschleierte Nora Illi. Die 32-Jährige konvertierte im Alter von 18 Jahren zum Islam und zeigt sich seitdem nur mit einem Gesichtsschleier in der Öffentlichkeit. Mit ihr debattierten unter anderem der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach (CDU) und der Islamismus-Experte und Psychologe Ahmad Mansour. (epd/dpa)