Köln. Die Serie „Club der roten Bänder“ erzählt von krebskranken Kindern – und begeistert Fans wie Kritiker. Jetzt kommt die zweite Staffel.

Früher Nachmittag ist es, aber vor dem Kino in der Kölner Innenstadt hat sich eine mehr als 50 Meter lange Schlange gebildet. Dabei läuft hier heute gar kein Film. „Fan-Shooting“, sagt Sarah (16). „Für CdrB.“ Was übersetzt in etwa so viel heißt wie: Hier können sich an diesem Tag Fans der Vox-TV-Serie „Club der roten Bänder“ mit den Hauptdarstellern des Teenager-Krankenhausdramas fotografieren lassen. An diesem Montag, 20.15 Uhr, geht die erfolgreichste deutsche Serie des Jahres 2015 in die zweite Staffel.

Beim Fantreffen in Köln ist es soweit. Eine Fotowand hat Vox im Foyer des Kinos aufbauen lassen, Absperrbänder – natürlich in Rot – sind gezogen, und ein paar starke Security-Männer in Anzügen stehen bereit, bekommen aber nichts zu tun an diesem Nachmittag.

Schauspieler kaum wiederzuerkennen

Und dann kommen sie. Leo (Tim Oliver Schultz, 28) Emma (Luise Befort, 20), Jonas (Damian Hardung, 18), Toni (Ivo Kortlang, 22), Alex (Timur Bartels, 21) und Hugo (Nick Julius Schuck, 15) springen ins Foyer, und bei den meisten muss man zweimal hinschauen, um sie zu erkennen.

Gut schauen sie nämlich aus, richtig gut. Ganz anders als im Fernsehen. Denn dort sind sie krank. Kein Schnupfen, kein Bänderriss. Krebs haben sie oder andere lebensbedrohliche Krankheiten. Schicksalsschläge, die sie zusammenschweißen, zum „Club der roten Bänder“ machen – benannt nach den Bändchen, die sie in der Klinik am Handgelenk tragen.

Serie mit Preisen überhäuft

Ende vergangenen Jahres hat die tieftraurige und oft doch so federleicht erzählte Geschichte der Clique der Kinder- und Jugendstation des fiktiven Albertus-Klinikums die deutschen Fernsehzuschauer bewegt und Kritiker begeistert. Von Folge zu Folge stieg die Einschaltquote, und mittlerweile gibt es kaum noch einen TV-Preis, den Macher und Schauspieler der Serie nicht im Regal stehen hätten.

Sarah hat es endlich geschafft, sie ist an der Reihe. Aufgeregt reicht sie ihr Handy einer extra vom Sender engagierten Helferin und eilt auf die Hauptdarsteller zu. Jeder lässt sich drücken, nimmt Sarah in den Arm.

Serie basiert auf wahrem Schicksal

„Wie süß die sind“, sagt ein Mädchen, das noch in der Reihe steht. „So nah kommt man sonst an keinen Star ran.“ Alle lächeln, und Sarah sieht aus, als würde sie beten: „Lieber Gott, lass meine Kamera jetzt nicht ausfallen.“ Dann sind die Bilder im Kasten, sprich auf dem Handy, und Sarah ist glücklich. Autogrammkarten gibt es am Ausgang ebenfalls noch, aber „so ein Foto ist doch viel persönlicher“, findet die 16-Jährige.

Während vorne gedrückt, gelächelt und geknipst wird, steht etwas abseits ein unauffälliger Mann und beobachtet die Szenerie. Es ist Albert Espinosa, der Mann, der tatsächlich einst in Spanien auf der Kinderkrebsstation sein Bein verloren hat und der seine Erlebnisse dort im Buch „Glücksgeheimnisse aus der gelben Welt“ verarbeitet hat, auf dem nun die Serie basiert. „Nein“, sagt er, „dass mein Schicksal so viele Menschen interessiert, hätte ich nie gedacht.“

Tausende E-Mails bekommt er jeden Tag – viele davon von schwer kranken Menschen. „Sie sagen, meine Geschichte macht ihnen Mut. Was gibt es Schöneres?“

Deutsche Version nah an Wirklichkeit

In vielen Ländern ist der „Club der roten Bänder“ verfilmt worden. Espinosa kennt alle Versionen, aber keine gefällt ihm so gut wie die deutsche, sagt er. Weil das Team „großartig“ sei – vor und hinter der Kamera. Vor allem aber, weil diese Version so nahe an der Wirklichkeit sei. „Beim Dreh war ich so bewegt, dass ich das Set verlassen musste“, erzählt der 42-Jährige. „Da kamen viele alte Gefühle wieder hoch.“

Langsam geht das „Fan-Shooting“ zu Ende. Draußen vor der Tür stehen die – überwiegend weiblichen – Fans und diskutieren. „War ganz toll“, „alle ganz nett“. Aber gerade das macht es manchmal schwierig. „Man wisse ja nie, sagt Melanie, die die zweite Staffel kaum noch abwarten kann, wer am Ende sterbe. „Ein richtiges Happy End für alle“, ahnt die 19-Jährige jedenfalls, „wird es wohl nicht geben.“