Essen . Ein schonungsloses Bild des zerstörerischen Bankensystems: Der Thriller „Dead Man Working“ blickt hinter die Kulissen der Bankenwelt.

Mit der globalen Finanzkrise ab 2007 sind Banken und ihre teilweise zweifelhaften Geschäftsmodelle nachhaltig in Verruf geraten. Später gelobten Institute wie die Deutsche Bank zwar Besserung und riefen sogar einen „Kulturwandel“ aus. Aber was hat’s gebracht? „Zahlreiche Ansätze zur Regulierung der globalen Finanzmärkte sind durch Lobbyismus und politische Interventionen verwässert worden“, stellt Regisseur Marc Bauder am Ende seines Filmes „Dead Man Working“ klar. Zuvor entwirft er das spannende Szenario eines Finanzthrillers, der nun im Rahmen der ARD-Themenwoche „Zukunft der Arbeit“ läuft.

Im Mittelpunkt steht der junge, aufstrebende Tom (brillant: Benjamin Lillie). Als Assistent des erfolgreichen Investmentbankers Jochen Walther (Wolfram Koch) steht Tom eine glänzende Karriere im Zentrum der Frankfurter Hochfinanz bevor. Für eine Ausschreibung muss das Mathe-Genie mal wieder ein paar Zahlen für seine „Bank der Deutschen“ schönrechnen. Am Ende bekommt sein Institut dann tatsächlich den Zuschlag für ein lukratives Geschäft mit Scheichs aus dem Emirat Katar.

Unterkühlte Bilder aus der Finanzmetropole

Doch während Tom und die anderen Mitarbeiter den gelungenen Abschluss des milliardenschweren Deals feiern, stürzt sich Walther vom Dach des Hochhauses. Selbstmord? Schon bald kommen Zweifel auf. Walthers Witwe (Jördis Triebel) behauptet, die Bank habe ihren Mann auf dem Gewissen. Und auch Tom kommt einigen Ungereimtheiten auf die Spur.

Mit dem Porträt des unsympathischen Schnösels Tom zeichnet Regisseur Bauder auch ein schonungsloses Bild der abgehobenen Arroganz eines enthemmten wie zerstörerischen Bankensystems. Ein Thema, mit dem sich Bauder, selbst studierter Betriebswirt, bestens auskennt.

Voss gab schon einmal Einblick in die Abgründe der Finanzwelt

Bereits vor drei Jahren hat er die Mechanismen hinter der globalen Finanzkrise in seiner mehrfach preisgekrönten Dokumentation „Der Banker: Master of the Universe“ offengelegt. Darin gibt der ehemalige Banker Rainer Voss tiefe Einblicke in die abgehobene Welt der Hochfinanz. Für die fiktionale Auseinandersetzung mit dem Thema war Voss nun als Berater tätig.

Bauder taucht seine Mischung aus Krimi, Drama und Thriller in starke, unterkühlte Bilder, die von den gläsernen Turmkulissen der Finanzmetropole Frankfurt geprägt sind und die das Machtkalkül der gesamten Branche betonen. Bilder, wie er sie auch schon in seinem Dokumentarfilm eingesetzt hat.

Film lebt von seinen starken Darstellern

Darüber hinaus lebt der Film von seinen starken Darstellern. Manfred Zapatka etwa glänzt als zynischer Chef der Bank, der bereit ist, für das „größere Gut“ seines Unternehmens über Leichen zu gehen – buchstäblich. „Dead Man Working“ überzeugt durch seine ausgefeilte Dramaturgie, sein Ensemble und die spannenden Einblicke in eine Welt, die für die meisten Menschen im Verborgenen liegt.

Fazit: Achtung, Hochspannung! Ein packender Film über Geld, Macht und Gier aus unserem Zentrum der Hochfinanz. Den viel beschworenen „Kulturwandel“ entlarvt er als Worthülse.

ARD, 2. November, 20.15 Uhr