Berlin. Wenn Künstliche Intelligenz mörderisch wird: Das Bremer „Tatort“-Team war mit einem etwas anderen Fall konfrontiert. Der Schnellcheck.
Das Bremer Ermittler-Duo Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen ) hatte es am Sonntag mit einem besonderen Fall zu tun. Oder besser gesagt: Mit einem besonderen Täter. Denn in „Echolot“ drehte sich alles um Künstliche Intelligenz (KI) und virtuelle Realität – quasi eine Science-Fiction-Version des „Tatorts“. Der technische Fortschritt wurde dem Opfer allerdings am Ende zum Verhängnis.
Wie realistisch war der Fall?
Vieles war reine Fiktion. Genau wie bereits in „HAL“, dem Stuttgarter „Tatort“ von Ende August. Der Berliner Cybersicherheitsexperte Sandro Gaycken sagte damals unserer Redaktion: „Rechner verfügen nur über das Wissen und die Kenntnisse, mit denen wir sie füttern. Viele Unternehmen experimentieren mit Künstlicher Intelligenz, die Erfolge sind gering.“
Ein Eigenleben entwickeln Computer nach wie vor nicht. Das war in „Echolot“ jedoch auch nur bedingt der Fall. Der Avatar „Nessa“ führte nur Befehle aus, die ihm in der Weise von einem Programmierer zuvor beigebracht wurden. Das Kombinationsvermögen von „Nessa“ dürfte das Machbare jedoch überstiegen haben.
Neuer Fall für das Bremer „Tatort“-Duo
1/19
Lustigster Satz
Beim Start-up-Unternehmen Golden Bird Systems trafen die Ermittler auf „Nessa“ – und hielten sie für Vanessa Arnold.
Lürsen: Das ist ja interessant, da läuft unsere Tote.
Bester Dialog
Den amüsantesten Dialog lieferten sich Die Ermittler Lürsen und Stedefreund mit der etwas unterkühlten BKA-Spezialistin Linda Selb.
Lürsen: Jetzt machen Sie es mal nicht so spannend.
Linda Selb: Spannend?
Lürsen: Ja, das sagt man so.
Selb: Achso, Sie wollen eine These.
Lürsen: Ja, wenn Sie so wollen.
Selb: Aber das ist jetzt ironisch, ‘ne?
Stedefreund: Ja, Linda, ‘ne These, was genau passiert ist.
Selb: Warum sagt Ihr das nicht einfach?
Wie viel Bremen steckte in „Echolot“?
Ob die großen Entwickler aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz nun unbedingt aus Bremen kommen, sei mal dahingestellt. Zumindest was die Drehorte anbelangt, steckte eine Menge Bremen in der Folge. So sind die Szenen zu dem Autounfall direkt zu Beginn des „Tatorts“ im Blockland gedreht worden – flaches Land, viel Grün.
Die Hauptkulisse, das Start-up-Unternehmen Golden Bird Systems, residierte im Waller Hafengebiet in einem Backsteingebäude des alten Kaffee-HAG-Kontors. Auch nach Bremen-Nord sowie an die Bremer Schlachte – die Flaniermeile an der Weser – führte es die Ermittler. Typisches Bremen-Flair eben.
Warum der Bremer „Tatort“ besser ist als sein Ruf
Erst kürzlich ist ein neues „Tatort“-Ranking veröffentlicht worden, ermittelt aus den Einschaltquoten. Dabei landeten die Bremer Ermittler nur auf dem 17. Rang – von 26. Eine ernüchternde Bilanz. Denn der „Tatort“ aus der Hansestadt ist eigentlich deutlich besser als sein Ruf. Gut, einen zweiten Thiel und Boerne haben die Hanseaten nicht zu bieten. Denn anders als in vielen anderen „Tatorten“ steht hier nicht das Ermittler-Duo im Vordergrund. Es geht vielmehr um den Fall, um die Geschichte.
Dadurch sind zwar schnippische, witzige Sprüche wie in Münster oder Ausraster wie beim Hauptkommissar in Dortmund rar gesät, aber dafür bemühen sich die Drehbuchautoren immer wieder aktuelle Themen von gesellschaftlicher Relevanz aufzugreifen.
In diesem Fall eben das Thema Künstliche Intelligenz. Dass das erst kürzlich im Stuttgarter „Tatort“ im Mittelpunkt stand, ist wohl unter schlechtes Timing zu verbuchen.
Trotz wiederkehrender Kritik – die Bremer lieben ihren „Tatort“. Nicht umsonst ist Sabine Postel bereits zur Ehrenkommissarin der Polizei ernannt worden. Außerdem freuen sich die Bremer jedes Mal, wenn sie das „Tatort“-Team irgendwo bei Dreharbeiten entdecken – und anschließend die vertrauten Orte im Fernsehen bewundern können. Denn im Vergleich zu Köln, Berlin oder Hamburg kommen Filmarbeiten in Bremen deutlich seltener vor.
Starke Frauen ermitteln im „Tatort“
1/10
Interessanter Aspekt
Schauspieler, die eine Leiche im „Tatort“ spielen, haben meist nicht allzu viel zu tun. Immerhin stirbt derjenige meist binnen der ersten zehn Minuten des Films. Für Schauspielerin Adina Vetter war das anders. Sie spielte zwar die verstorbene Vanessa Arnold, schlüpfte danach jedoch in die Rolle der persönlichen digitalen Assistent „Nessa“. Somit hat sie im Grunde nicht nur die Leiche, sondern auch die „Mörderin“ gespielt.