Berlin. Ein eindeutiges Urteil der TV-Zuschauer: 87 Prozent sprachen den Bundeswehrpiloten, der im Film einen Passagierjet abschoss, frei.

Darf man 164 Menschen töten, um 70.000 andere zu retten? Durfte der Kampfpilot Lars Koch ein Passagierflugzeug abschießen, um zu verhindern, dass ein an Bord der Maschine befindlicher Terrorist diese auf ein vollbesetztes Fußballstadion stürzen lässt?

Die ARD-Zuschauer, die am Ende des Films „Terror – Ihr Urteil“ per Telefon oder online über das Urteil abstimmen konnten, sprachen sich mehrheitlich dafür aus, dass der Bundeswehrpilot, der bei seinem Abschuss eigenmächtig handelte, richtig lag. Diese Version wurde dann auch ausgestrahlt. Die Filmmacher hatten zuvor beide möglichen Versionen des Urteils gedreht. Doch die Abstimmung war mit einigen Problemen behaftet. Die Telefonleitungen waren zeitweise überlastet, die Webseite zur Abstimmung für viele Zuschauer gar nicht zu erreichen. Viele Zuschauer fällten daher bei Twitter ein ernüchterndes Urteil über die ARD.

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Zuschauer als Richter

Laut des Abstimmunsgsergebnisses, das in der anschließenden Talkrunde „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg verkündet wurde, sprachen sich 13 Prozent für die Schuld des Piloten aus, 87 Prozent waren dagegen der Meinung, Lars Koch habe richtig gehandelt.

Diese Frage, die nicht nur eine rechtliche, sondern auch eine ethisch-sittliche Problematik darstellt, stand im Mittelpunkt des Films am Montagabend in der ARD. Das Besondere: Wie schon zuvor beim gleichnamigen Theaterstück von Ferdinand von Schirach, spielte das Publikum am Ende der spannenden 90 Minuten gleichsam den Richter.

Der Fall, der in „Terror - Ihr Urteil“ verhandelt wurde, ist erfunden – er ist spätestens seit den Anschlägen vom 11. September 2001 aber nicht ausgeschlossen. Deshalb hatte der Bundestag 2005 ein Gesetz verabschiedet: Demnach war es dem Verteidigungsminister gestattet, den Befehl zum Abschuss eines gekaperten und zur Waffe umfunktionierten Passagierjets zu erteilen. Ein Jahr später jedoch kippte das Bundesverfassungsgericht die entsprechende Regelung nach einer Verfassungsbeschwerde. Begründung: Der Staat dürfe nicht Leben gegen Leben abwägen – das verletze die Würde der Flugzeuginsassen.

Vor genau diesem Dilemma stand in dem Film der fiktive Bomberpilot Lars Koch. Er feuerte die Rakete auf das Flugzeug ab. Nun haben die Zuschauer ihren Richterspruch gefällt. In der Mediathek der ARD ist das alternative Ende des Films – die Verurteilung – zu sehen.

„Terror“ – Das TV-Drama im Gerichtssaal

Die Protagonisten des ARD-Films „Terror“, der auf Grundlage des gleichnamigen erfolgreichen Bühnenstücks von Ferdinand von Schirach entstand: Florian David Fitz (vorn) als Eurofighter-Pilot Lars Koch, sein Verteidiger (Lars Eidinger, li.), die Staatsanwältin (Martina Gedeck) und der Richter (Burghart Klaußner).
Die Protagonisten des ARD-Films „Terror“, der auf Grundlage des gleichnamigen erfolgreichen Bühnenstücks von Ferdinand von Schirach entstand: Florian David Fitz (vorn) als Eurofighter-Pilot Lars Koch, sein Verteidiger (Lars Eidinger, li.), die Staatsanwältin (Martina Gedeck) und der Richter (Burghart Klaußner). © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Der gesamte Film spielt in einem Gerichtssaal. Die Frage, die zu klären ist: Durfte der Pilot die von einem Terroristen gekaperte Lufthansamaschine abschießen, um so die 70.000 Zuschauer in einem Fußballstadion zu retten, auf das der Entführer die Passagiermaschine vermutlich stürzen lassen wollte?
Der gesamte Film spielt in einem Gerichtssaal. Die Frage, die zu klären ist: Durfte der Pilot die von einem Terroristen gekaperte Lufthansamaschine abschießen, um so die 70.000 Zuschauer in einem Fußballstadion zu retten, auf das der Entführer die Passagiermaschine vermutlich stürzen lassen wollte? © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
So viel Symbolik musste wohl sein: Durch die Fensterfront hinter der Richterbank ist die Kulisse des Reichstagsgebäudes zu sehen.
So viel Symbolik musste wohl sein: Durch die Fensterfront hinter der Richterbank ist die Kulisse des Reichstagsgebäudes zu sehen. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Der Strafverteidiger Biegler (Lars Eidinger) versucht, das moralische Dilemma seines Mandanten zu verdeutlichen. Doch kann man Menschenleben gegeneinander aufwiegen? Das ist eine der zentralen Fragen des Films.
Der Strafverteidiger Biegler (Lars Eidinger) versucht, das moralische Dilemma seines Mandanten zu verdeutlichen. Doch kann man Menschenleben gegeneinander aufwiegen? Das ist eine der zentralen Fragen des Films. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Das Gericht spricht sein Urteil – über das die Fernsehzuschauer vorher abgestimmt haben. So war es auch bei dem Bühnenstück, bei dem die Theaterbesucher über das Urteil für den Eurofighter-Piloten entschieden. Der Kiepenheuer Verlag veröffentlichte eine Statistik, nach der die Theaterbesucher in 25 Theatern zu 59,5 Prozent für einen Freispruch votierten.
Das Gericht spricht sein Urteil – über das die Fernsehzuschauer vorher abgestimmt haben. So war es auch bei dem Bühnenstück, bei dem die Theaterbesucher über das Urteil für den Eurofighter-Piloten entschieden. Der Kiepenheuer Verlag veröffentlichte eine Statistik, nach der die Theaterbesucher in 25 Theatern zu 59,5 Prozent für einen Freispruch votierten. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Burghart Klaußner spielt den Vorsitzenden Richter nüchtern und ohne Pathos.
Burghart Klaußner spielt den Vorsitzenden Richter nüchtern und ohne Pathos. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Für die Staatsanwältin (Martina Gedeck) steht fest: Ein Abwägen nach dem „kleineren Übel“ ist keine Rechtfertigung, um Menschenleben zu opfern.
Für die Staatsanwältin (Martina Gedeck) steht fest: Ein Abwägen nach dem „kleineren Übel“ ist keine Rechtfertigung, um Menschenleben zu opfern. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Die Anklägerin plädiert für eine Verurteilung des Bundeswehr-Piloten wegen Mordes in 164 Fällen.
Die Anklägerin plädiert für eine Verurteilung des Bundeswehr-Piloten wegen Mordes in 164 Fällen. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Der Verteidiger (Lars Eidinger) plädiert auf „unschuldig“, denn sein Mandant habe in einem „übergesetzlichen Notstand“ gehandelt.
Der Verteidiger (Lars Eidinger) plädiert auf „unschuldig“, denn sein Mandant habe in einem „übergesetzlichen Notstand“ gehandelt. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
 Der Angeklagte Eurofighter-Pilot Lars Koch (Florian David Fitz) wusste, dass der Abschuss der von Terroristen gekaperten Maschine nicht durch Recht und Gesetz gedeckt war. Trotzdem feuerte er die Rakete ab – um noch weit mehr Opfer zu verhindern.
Der Angeklagte Eurofighter-Pilot Lars Koch (Florian David Fitz) wusste, dass der Abschuss der von Terroristen gekaperten Maschine nicht durch Recht und Gesetz gedeckt war. Trotzdem feuerte er die Rakete ab – um noch weit mehr Opfer zu verhindern. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Der Angeklagte sitzt zunächst in einem Glaskasten in dem Gerichtssaal. Später nimmt er neben seinem Verteidiger Platz.
Der Angeklagte sitzt zunächst in einem Glaskasten in dem Gerichtssaal. Später nimmt er neben seinem Verteidiger Platz. © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
Verteidigung und Anklage vertreten komplett andere Auffassungen. Wer wird sich bei den Zuschauern durchsetzen?
Verteidigung und Anklage vertreten komplett andere Auffassungen. Wer wird sich bei den Zuschauern durchsetzen? © ARD Degeto/Moovie GmbH | Julia Terjung
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