Trotz Krankheit steht Jan Fedder weiter vor der Kamera. Als Hafenpastor kümmert er sich nun um ein Paar, das sich nicht lieben darf.

Als Pastor im bunten Hamburger Stadtteil St. Pauli kann man was erleben: Der engagierte Geistliche Stefan Book (Jan Fedder) gab in den bislang zwei Filmen der „Hafenpastor“-Reihe unter anderem einer jungen Afrikanerin Kirchenasyl, hielt seinen Küster vom Selbstmord ab und übernahm die Vormundschaft für eine schwangere 16-Jährige. In der dritten Episode, die den Titel „Der Hafenpastor und das Blaue vom Himmel“ trägt, geht es jetzt etwas weniger schwer und dramatisch zu. Stattdessen wird der bodenständige Seelsorger in eine verzwickte Lage gebracht.

Es beginnt harmlos mit der Liebesgeschichte zwischen dem Polizisten Hanno (Matthias Weidenhöfer) und der wesentlich jüngeren Tänzerin Ina (Verena Altenberger). Die beiden kennen sich erst seit Kurzem und wollen heiraten. Das Problem: Sie sind Geschwister, wissen es aber nicht.

Pastor soll Inzest verhindern

Ihr gemeinsamer Erzeuger ist Kiez-Größe Bodo Schüler (Uwe Bohm), in dessen Etablissement Ina erotische Burlesque-Tänze darbietet. Ihre Mutter gab bei der Geburt an, dass der Vater unbekannt sei. Dabei möchte Bodo es möglichst belassen, weil er sonst Alimente in schmerzhafter Höhe nachzahlen müsste. Einen Inzest will er aber auch nicht verantworten. Also klärt er Pastor Book über die delikate Situation auf und verlangt von diesem, dass er das Paar auseinanderbringt. Bodos Vaterschaft darf Book wegen des Beichtgeheimnisses dabei nicht aufdecken.

Die verzwickte Lage des Pastors verwandelt den Film aus seiner wenig originellen seifenoperartigen Ausgangslage in eine unterhaltsame Mischung aus tragischer Romanze und Komödie. Die Balance wird gekonnt gehalten, die Stimmung kippt nie ins Klamaukige. Allzu überraschend geht es dabei nicht zu.

Unterhaltsam dank Lokalkolorit

Dass es trotzdem unterhaltsam ist, liegt zum einen an dem schönen Lokalkolorit. Das zweite Plus des Films: seine interessanten Figuren. Hervorzuheben ist Uwe Bohm, dessen Bodo Schüler gleichzeitig etwas Diabolisch-Abstoßendes und ein Hauch von Charme umweht. Auch Marie-Lou Sellem als Schwester des Pastors hat gute Auftritte.

Leider verschwendet der Film zu viel Zeit mit einer Nebengeschichte über den Diebstahl eines Gemeindefahrzeuges. Diese zähen Minuten hätten besser genutzt werden können, um die Nebenfiguren ein bisschen häufiger ins Bild zu holen. So ist die großartige Margarita Broich als Frau des Pastors nur selten zu sehen.

Jan Fedder gesundheitlich angeschlagen

Noch ein paar Worte zum eigentlichen Star dieser Reihe: Der Anblick von Jan Fedder kann einem hier einen Schrecken einjagen. Seine gesundheitlichen Probleme sind ihm deutlich anzusehen, der 61-Jährige ist geradezu eingefallen, nur noch ein Strich in der Landschaft. In jeder seiner auffällig wenigen Szenen sitzt er oder hält sich irgendwo fest. Trotzdem bringt er noch genug Charisma und Können mit, um auch unter diesem Umständen einige glänzende Momente zu erzeugen.

Fazit: Nette Liebesgeschichte mit reichlich St. Pauli-Lokalkolorit und ungewöhnlichen Charakteren.

ARD, 14. Oktober, 20.15 Uhr