Essen. Ende der perfekten Familienwelt: Als Maja entdeckt, dass ihr Mann sie betrügt, steht ihr Leben Kopf – „Apropos Glück“ läuft im ZDF.

Innenarchitektin Maja (Janna Striebeck) richtet im Garten ihres Reihenhauses ein perfekt arrangiertes Geburtstagsessen aus, im Hintergrund läuft „La Vie En Rose“. Sie und Gatte Florian (Martin Lindow) gelten im Freundeskreis als Leuchtturm-Paar. Als es um Glück geht, sagt Maja Sätze wie: „Bei sich zu sein, sich aufeinander verlassen zu können, das hier, das ist Glück.“ Ihre Träume? „Einmal nachts ins Freibad einbrechen und nackt schwimmen.“ So viel Idylle wird ihr um die Ohren fliegen.

Und prompt folgt die Strafe für Mrs. Perfect: Als sie Geschirr hin­einträgt, hört sie ihren Mann am Telefon säuseln: „Heute wird es leider nichts mehr. Ich küss dich überall.“ Kein origineller Drehbuch-Einfall, um eine heimliche Affäre zu enttarnen, aber im echten Leben läuft es ja oft ähnlich banal.

Heile Welt zerbricht in Scherben

In der ZDF-Beziehungskomödie „Apropos Glück“ steht Maja vor den Scherben ihrer heilen Welt. Autorin Astrid Ruppert lässt sie alle Klischees einer betrogenen Frau abarbeiten: Maja ist mal depressiv, mal hysterisch.

Sie zerdeppert Möbel, um die sorgsam ausgewählte Einrichtung dem Seelenzustand anzupassen. Sie weint und jammert, betrinkt sich tagsüber, vernachlässigt die Kinder. Und dann, dann knutscht sie auch noch den Mann ihrer besten Freundin. Das alles ist zermürbend anzusehen, witzig ist es nicht. Und dennoch: Der Film gewinnt an Tiefe, schenkt seinen Figuren Raum, gerade weil er sie nicht in ein komödiantisches Korsett zwingt. Statt sich auf Maja und Florian zu fixieren, schweift der Blick in das Leben der anderen und setzt die Story so in einen größeren Rahmen.

Zu früh fürs Hinnehmen eines falschen Lebens

Denn auch die beiden befreundeten Paare ordnen sich neu: „Sie alle stellen durch verschiedene Umstände ihr Leben, so wie sie es bisher gelebt haben, infrage“, sagt Janna Striebeck. Die Ensemble-Szenen sind die stärksten. Statt geschliffene Pointen aufzusagen, lässt Regisseurin Ulrike Grote, selbst TV-Schauspielerin, ihre Darsteller improvisieren. Das wirkt erfrischend und glaubwürdig.

Und so entpuppt sich „Apropos Glück“ als ein Film über die Midlife-Crisis der Menschen zwischen 40 und 50. Vieles wurde erreicht, manche Träume begraben, aber es ist noch zu früh, sich in einem Leben einzurichten, das nicht passt.

Nicole Heesters überzeugt als pragmatische Mutter

Der Film erzählt davon, wie Paare im durchorganisierten Alltag oft aneinander vorbeileben, so dass ihnen die Bedürfnisse und Schwierigkeiten des anderen verborgen bleiben. Auch erzählt er von der Kraft der Freundschaft. Großartig die Auftritte von Nicole Heesters. Die Tochter von Entertainment-Legende Johannes Heesters war einst die erste „Tatort“-Kommissarin und spielt hier Majas pragmatische Mutter, die leider von ihrer Tochter durchgehend angeblafft wird.

Maja jedenfalls bekommt ihren Freibad-Einbruch. Dieser Einfall scheint wohl auch Darstellerin Striebeck etwas mau: „Das hat, glaube ich, jeder von uns so ähnlich schon mal getan. Da gibt es Wilderes.“

Fazit: Nicht immer originell, dafür glaubwürdig gespielt und mit einem gewissen Maß an Tiefe.

ZDF, Donnerstag, 20.15 Uhr