Essen. Eine Arte-Dokumentation zeigt das Leben von Jean Baptiste Charcot, dem „Pionier der Arktis“. Es ist eine sehenswerte Sendung geworden.

Der Franzose Jean-Baptiste Charcot war Anfang des 20. Jahrhunderts einer der ersten, der die südlichen und nördlichen Polargebiete erforschte. Seine Entdeckungen auf den Gebieten der Biologie, Geologie und Meteorologie spielen bis heute eine wichtige Rolle bei der Untersuchung des Klimawandels.

Umso verwunderlicher ist es, dass der „Gentleman der Pole“, der sein Leben voll und ganz der Polarforschung gewidmet hatte, relativ unbekannt geblieben ist, zumindest außerhalb der Wissenschaften. Arte widmet ihm an diesem Samstag die liebevolle Dokumentation „Pionier der Arktis“.

Bisher unveröffentlichte Aufnahmen werden gezeigt

In dem Film, den Arte zum Tag der Wissenschaft zeigt, lernen wir einen Pol-Pionier kennen, dessen Werdegang geprägt war von Abenteuerlust und einem unerschütterlichen Wissensdrang, aber auch sehr ungewöhnlich für seine Zeit erscheint. Schon als Kleinkind wusste er, was er will: Beeinflusst durch die Romane von Jules Verne, pflegte er auf Fragen seiner Familie, wie er wohl auf die Idee käme, Seemann werden zu wollen, stets nur zu antworten „Pourquoi Pas?“ (Warum nicht?).

Seinem Vater zu Liebe, dem berühmten Neurologen Jean-Martin Charcot, studierte er erst einmal Medizin und wurde Krebsforscher. Erst nach dessen Tod wagte es Jean-Baptiste Charcot dann, aus seiner frühen Leidenschaft einen Beruf zu machen: Er entwarf ein Schiff, das für die Eiswüsten der Pole geeignet war, nannte es „Pourquoi Pas?“ und finanzierte seine erste antarktische Expedition durch eine Spendenaktion und das Familienvermögen.

Es folgten eine zweite, zweijährige Reise in die Arktis und danach umfangreiche Forschungen zu Ostgrönland, dessen Ergebnisse ihn in den Augen späterer Wissenschaftler zum „Altmeister der Polarforschung“ machten.

Bildhafte und lebendige Darstellung

Bis heute ist sein Name allerdings auf den Nordmeer-Inseln präsent: Auf Grönland tragen der Gebirgszug Charcot Fjelde und die Bucht Charcot Havn seinen Namen. Und auf den Nebel verhangenen Färöer Inseln, die er 1902 als erster Wissenschaftler erforschte und auch später häufig besuchte, ist ihm ein Museum gewidmet.

80 Jahre nachdem sein Schiff an einem Felsen vor der Westküste Islands zerschellte und sein Leben auf tragische Weise beendete, besuchte Marc Jampolsky für sein Filmporträt Charcots Enkelin, die noch heute in dem Haus ihres Großvaters in einem Pariser Vorort lebt. In dessen Arbeitszimmer, noch nahezu unberührt, durfte der französische Filmemacher, bekannt für gut recherchierte und lebendig inszenierte Geschichtsdokumentation, stöbern. Die dort gefundenen, bisher unveröffentlichten Fotos und Filmaufnahmen sowie zeitgenössische Reiseberichte zeichnen das wilde Leben des vergessenen Wissenschaftspioniers sehr bildhaft und lebendig nach.

Fazit: Sehr interessante, mit viel authentischem Material bebilderte Entdeckungsreise auf den Spuren eines vergessenen Wissenschaftspioniers.

Arte, 8. Oktober, 20.15 Uhr