Essen. Ungewöhnliche Romantik-Konstellationen, ausgerechnet in der oft so betulichen ARD: Kann „Eine Sommerliebe zu dritt“ funktionieren?

So schnell kann es gehen: Gerade erst aus dem Ruhrpott nach München gezogen, verguckt sich die lebenslustige Jackie (Paula Kalenberg) in den verführerischen Franzosen Serge (Vladimir Korneev). Der sieht gut aus, betreibt in der Stadt ein Bistro, und seine freigeistigen Ansichten über die Liebe und das Leben findet Jackie faszinierend. Doch was macht sie jetzt mit ihrem Ehemann Martin (Florian Panzner)? Den liebt sie doch eigentlich auch, und sie möchte nach zehn Jahren Ehe endlich ein Kind von ihm. Eine Frau zwischen zwei Männern also.

In einer herkömmlichen TV-Erzählung müsste sie sich jetzt für einen von beiden entscheiden. Der ARD-Film „Eine Sommerliebe zu dritt“ geht aber – wie der Titel schon andeutet – einen anderen Weg. Hier werden alternative Liebesmodelle zur herkömmlichen Zweierbeziehung erörtert und bis zum überraschenden Finale des Films mutig durchgespielt. Einen besonderen Reiz bekommt das, als irgendwann auch bei Serge und Martin die Funken fliegen.

Barbara Nüsse spielt die „Ruhrpott-Oma“

Autorin dieser Geschichte ist die Bochumerin Beatrice Meier, die noch relativ neu im Geschäft ist. Ihr erstes Drehbuch zu einem langen Film schrieb sie für die Sozialkomödie „Abseitsfalle“ (2012) und wurde gleich beim Festival des Deutschen Films mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet. „Eine Sommerliebe zu dritt“ ist ihr dritter Film. Zu dessen überzeugenden Aspekten gehört, dass er clever die Dramaturgie einer Romanze nutzt, um darin ein im Kern ernstes Thema zu verstecken und es locker und leicht zu transportieren. Dabei wird ein Denkanstoß gegeben, aber nicht gepredigt.

Die drei Hauptdarsteller spielen exzellent. Hervorzuheben ist die 29-jährige Paula Kalenberg. Sie verpasst ihrer Jackie eine wunderbare Mischung aus Lebensfreude, Geist, Charme und Erotik. Interessant besetzt ist der Film bis in die Nebenrollen, etwa Barbara Nüsse als Ruhrpott-„Omma“ und Irm Hermann als Besitzerin eines Trachtenmodenladens, in dem Jackie arbeitet.

Viele Szenen sind nicht neu

Aber das gute Spiel und die angenehm luftige Stimmung können von den Schwächen nicht komplett ablenken. Weil das Ganze letztlich allzu brav in Szene gesetzt wird, vergisst man zwischendurch sogar, wie ungewöhnlich die Story für das romantische Genre und den Top-Sendeplatz am Freitagabend ist.

Viele Szenen hat man schon zu oft gesehen: Das romantisch-chaotische Kochen, den Fahrradausflug im Sonnenschein, das schwer symbolträchtige Tanzen im Club. Ein bisschen mehr Witz hätte nicht geschadet. Dazu gesellen sich ein paar Klischees, so trägt der Franzose natürlich blau-weiß-gestreifte Pullover. Später fallen Groschenroman-Sätze wie „Ich will dich nicht wollen.“

Mutiges Thema – aber brav umgesetzt

Gänzlich unnötig ist die Nebenhandlung im Dirndl-Laden, bei dem es um Ausländerfeindlichkeit geht. Das Thema wird sehr oberflächlich behandelt und stört so den Fluss der Handlung nur.

Fazit: Mutiges Thema, das allzu brav umgesetzt wurde. Wegen der tollen Schauspieler lohnt das Einschalten trotzdem.

Freitag, 30. September, ARD, um 20.15 Uhr