Köln. Die Klamauk-Sendung „Zimmer Frei!“ hat TV-Geschichte geschrieben. Das Ende der Show ist auch das Ende eines genialen Moderatoren-Duos.

Götz Alsmann ist bei „Zimmer Frei!“ selten mit Schwermut aufgefallen. Er war der Hofnarr der WDR-Show, der Zampano auf einem Kindergeburtstag für Erwachsene und hatte dabei oft wahnsinnig alberne Kopfbedeckungen auf dem ansonsten sorgsam drapierten Haupthaar. Auch an diesem Abend, an dem er die Show zum letzten Mal moderiert. Aber es gibt auch einen anderen Moment. „Wir reden immer um den heißen Brei herum. Natürlich ist es ein Gefühl von Melancholie“, sagt er im Gespräch mit Anne Will, die zum Abschied gekommen ist. Er schiebt noch nach: „Aber es gibt einen Unterschied zwischen Melancholie und Depression“. Kurz darauf muss er aber schon ein wenig schlucken.

„Zimmer Frei!“ läuft seit 1996, es gibt wenig Vergleichbares in der deutschen TV-Unterhaltung. Alsmann gab den Clown, seine Kollegin Christine Westermann stellte den Gästen währenddessen fast beiläufig Fragen, die ihnen ziemlich oft ziemlich tiefblickende Antworten entlockten. Nun, im September 2016, beendet der WDR aber die Show, in der Prominente um ein fiktives WG-Zimmer buhlen. Das Abschiedsspecial ist seit Mittwoch abgedreht, zu sehen ist es am Sonntag (WDR, 22.15 Uhr).

Prominente geben den Vollhorst

Ein letztes Mal kann man beobachten, was „Zimmer Frei!“ war: eine Sendung, in der sich Prominente mitunter zum „Vollhorst“ machten, wie es Anne Will nennt – ohne dabei allerdings vorgeführt zu werden, wie in manch neuerem TV-Format. „Zimmer Frei!“ war da angenehm altmodisch.

Mehr als 15 Prominente sind gekommen, um beim Abschied dabei zu sein – neben Will etwa auch Modedesigner Guido Maria Kretschmer, Volksmusik-Moderator Florian Silbereisen, Schauspielerin Mariele Millowitsch und Schlagersängerin Mary Roos. Zusammen mit den Moderatoren ziehen sie sich riesige Hüte in Form von Obstkörben auf den Kopf und versuchen, mit den Knien eine Honigmelone in einen Korb zu bugsieren. Warum? Wird nicht groß erklärt. An anderer Stelle muss mit einer Kartoffel im Mund der Ortsname „Mörsenbroich“ ausgesprochen werden. Dazu wird natürlich echter Alkohol ausgeschenkt.

Die Show als Star des Abends

Ein kongeniales Moderatoren-Team: Götz Alsmann und Christine Westermann in der Sendung „Zimmer Frei!“
Ein kongeniales Moderatoren-Team: Götz Alsmann und Christine Westermann in der Sendung „Zimmer Frei!“ © dpa | Henning Kaiser

Und doch ist Einiges anders in dieser letzten Sendung, nicht nur, dass Alsmann einen ernsten Moment zulässt. Denn um die Promis und deren Geschichten geht es eher selten – als Star des Abends wird die Show selbst inszeniert. Beflissen bekunden die Gäste, wie toll sie „Zimmer Frei!“ fanden. Weißt du noch, damals, als du hier zu Gast warst? Hier und da steht die Show ziemlich ehrfürchtig vor ihrer eigenen Legende.

Die überfällige Frage stellt irgendwann Anne Will: „Warum genau macht ihr nicht noch 20 Jahre weiter, wenn ihr so geliebt und so verehrt werdet?“. Antwort von Alsmann: „Man behandelt uns heute wie die Könige. Ich möchte lieber so gehen, als dass ich irgendwann wie der alte König vom Hof gejagt werde.“

Das Ende eines TV-Duos

Gestartet war „Zimmer Frei!“ 1996 als Pausenfüller im Sommerloch. Dass es am Ende 20 Jahre wurden, lag vor allem an den beiden Moderatoren, die so unterschiedlich waren und dennoch zusammenpassten. Das Ende der Show bedeutet auch die Trennung dieses TV-Duos.

Immerhin ist klar, was mit dem Hausstand der beiden passiert. Teile der Deko werden an das Haus der Geschichte in Bonn übergeben. „Zimmer Frei!“ ist nun ein Fall für Historiker. Seinen Platz im Museum könnte auch eine Sonderausgabe der Sendung aus diesem Jahr haben, die die zahlreichen Begegnungen mit prominenten Gästen wie Roger Willemsen, Hellmuth Karasek oder Achim Mentzel Revue passieren lässt. (dpa)

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