Hamburg. Dirk Steffens moderiert beim ZDF fast alles, was mit Wissenschaft zu tun hat. Er orientiert sich an seinem Vorbild: Joachim Bublath.

Der Mann ist im Regenwald genauso zu Hause wie in der Wüste. Für Reportageformate wie „Terra X“ reist Dirk Steffens durch die ganze Welt, war schon in 120 Ländern. Bei Dreharbeiten in einem Vulkankrater in Griechenland zertrümmerte ihm ein herabfallender Gesteinsbrocken das Gesicht, die rechte Hälfte ist seither taub. Nun wagt der 48-Jährige einen Ausflug ganz anderer Art – auf die Showbühne. Mit dem Quiz „Mich täuscht keiner!“ will er ein Publikum für Wissenschaft begeistern, das sich sonst gar nicht für Wissenschaft interessiert.

Es geht um den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit. Auf vier Promis – die Schauspieler Sky du Mont (69) und Nora Tschirner (35), Ex-Handballer Stefan Kretzschmar (43) und Moderatorin Judith Rakers (40) – warten in diversen Quizrunden und Spielen optische Täuschungen und akustische Tricks. „Meine Kandidaten erleiden Höllenqualen, wenn wir ihnen fälschlich Höhenangst machen, sie trauen ihren Augen nicht, wenn Kugeln bergauf rollen, werden von der eigenen Stimme so verwirrt, dass selbst Profisprecher kein Wort mehr herauskriegen, und werden von schummelnden Schülern nach Strich und Faden betrogen“, kündigt Steffens an.

Steffens’ Vorbild: die „Knoff-Hoff-Show“

„Nudging“ sei ein zentrales Thema der Sendung – so lautet der wissenschaftliche Begriff für geschickte Manipulation. „Man glaubt, man könne sich frei entscheiden, wird in Wirklichkeit aber gesteuert“, so Steffens. Beispiel Supermarkt: „Wir meinen, wir würden das Produkt kaufen, das unseren Bedürfnissen entspricht. Aber durch Beleuchtung, Platzierung und Werbung packen wir nicht das ein, was wir brauchen, sondern das, was wir einpacken sollen.“

Dirk Steffens moderiert beim ZDF neben Harald Lesch (56) alles, was mit Wissenschaft zu tun hat. Vor knapp zehn Jahren übernahm er „Faszination Erde“ von Joachim Bublath (73), der über Jahrzehnte die Berichterstattung über Forschungsthemen geprägt hatte. Bublaths legendäre „Knoff-Hoff-Show“ (1986–1999) mit den vielen Experimenten ist auch das Vorbild für „Mich täuscht keiner!“. „Ich habe die ‚Knoff-Hoff-Show‘ immer geliebt, denn da war der Spaß nicht enthirnt, sondern mit Wissen verknüpft“, so Steffens. Umso mehr freut es ihn, dass das ZDF seine Sendung fortsetzt. Die erste Folge im November 2015 legte mit rund dreieinhalb Millionen Zuschauern einen soliden Einstand hin, heute und kommende Woche werden zwei neue Ausgaben gezeigt.

Show als Ergänzung zu Dokumentarfilmen

Besteht die Gefahr, zu oberflächlich zu sein? Steffens’ Vorgänger Joachim Bublath sagte dazu in einem Interview: „Rudi Carrell hat mir einmal am Telefon zur gelungenen Unterhaltung gratuliert. Ich war sehr überrascht – das war überhaupt nicht unsere Absicht.“ Die Gags seien nur ein Mittel gewesen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Auch Dirk Steffens weist den Verdacht von sich, es gehe ihm bloß um die Quote. Er sehe Shows als Ergänzung zu Dokumentarfilmen. Wenn es gut laufe, könne er mit „Mich täuscht keiner!“ Menschen „für die Themen begeistern, die mich schon mein ganzes Berufsleben beschäftigen: Natur und Wissenschaft“.

Dafür tauscht Steffens ab und zu gern mal den Regenwald gegen ein Fernsehstudio.

ZDF, Donnerstag, 22. September, 20.15 Uhr