Overath. Die ZDF-Krimiserie „Heldt“ spielt zwar im Ruhrgebiet. Doch beim Dreh merkt man davon wenig – die Episoden entstehen ganz woanders.

Früher wurde hier mal gelernt, heute wird hier ermittelt. In Overath bei Köln ist eine Grundschule zum Polizeipräsidium geworden. Klassen- haben sich in Vernehmungszimmer verwandelt oder dienen als Büro, an dessen Tür „Staatsanwältin Ellen Bannenberg“ steht. Oder Nikolas Heldt. An diesem Mittwoch, 19.25 Uhr, kehrt der Ermittler aus dem Revier ins ZDF-Vorabendprogramm zurück.

Mittag ist es und warm. Ach was, warm. „Heiß“, sagt Janine Kunze (42). „Richtig heiß.“ Und sie darf nicht schwitzen. Weil ihre Figur Staatsanwältin Bannenberg nicht schwitzt. Vielleicht transpiriert. Deshalb ist Kunze froh, als jemand „Pause“ ruft. Kurz in die Garderobe, raus aus Bleistiftrock und Bluse und rein in T-Shirt und Sommerhose.

Heldt ist bei Kollegen nicht gut gelitten

Zehn Minuten später sitzt sie draußen auf dem Hof, der mal ein Schulhof war, balanciert ihr Mittagessen auf dem Schoß, und zwei Minuten später ist auch Kai Schumann (40) da – wie immer in Jeans und T-Shirt. „Du hast Soße im Gesicht, Schatz“, sagt Kunze. Schon vorher haben sie gescherzt, sobald die Kameras aus waren. „Ja“, sagt Schumann, „wir verstehen uns gut.“ Zumindest im echten Leben.

Heldt und Bannenberg dagegen stecken mal wieder in einer Krise zu Beginn der neuen Folgen. Aber das war zu erwarten. Schließlich ist der unkonventionelle Ermittler am Ende der letzten Staffel ja sang- und klanglos verschwunden – gerade als sich Ermittler und Staatsanwältin näherzukommen schienen. Nun taucht er wieder auf und ist bei den alten Kollegen in etwa so willkommen wie eine Horde Alligatoren bei einem Schlauchbootausflug. Ein neuer Kollege hat seinen Platz eingenommen, der paragrafentreue Hauptkommissar Detlev Grün alias Timo Dierkes will ihn nicht wieder einstellen und auch Ellen hat – zumindest privat – nicht auf ihn gewartet.

Seltene Erzählweise für deutsche Serien

Kunze nickt. „Eigentlich sind die beiden ja füreinander bestimmt“, sagt sie. Schumann grinst. „Aber die Serie lebt davon, dass sie nicht zusammenkommen.“ Und sie lebt nicht schlecht davon bisher. Die Quoten der letzten Staffel waren gut, für die Sendezeit am Vorabend sogar sehr gut. Deshalb wird derzeit auch bereits die fünfte Staffel gedreht, noch bevor die vierte am Mittwoch ins Fernsehen kommt. „So etwas erlebst du nicht oft“, weiß Kunze.

Warum teilweise 4,5 Millionen Menschen einschalten, wenn die beiden auf Ganovenjagd gehen? Kunze überlegt nur kurz. „Weil man nie genau weiß, was in der nächsten Folge passiert. Mal geht es lustig und leicht zu, dann wieder schwerer und emotionaler.“ Schumann hält auch die horizontale – also episodenübergreifende – Erzählweise für wichtig. Die sei für deutsche Serien immer noch selten, im Vorabendprogramm sogar „die absolute Ausnahme“.

Im Revier mit offenen Armen empfangen

Und welche Rolle spielt der Schauplatz, spielt Bochum? Schumann zögert. „Eigentlich“, sagt er dann, „wollten wir die Serie ohne besonderes Lokalkolorit machen.“ Grundsätzlich, glaubt er deshalb auch, könnte Heldt überall ermitteln. Erstaunlicherweise treffe er aber immer wieder Menschen aus dem Ruhrgebiet, die sagen: „Mensch, so wie ihr uns zeigt, so sind wir hier im Revier.“ Das erklärt wahrscheinlich auch die Erfahrung, die Kunze gemacht hat, wenn in Bochum gedreht wird. „Wir werden“, freut sie sich, „in dieser Stadt jedes Mal mit offenen Armen empfangen.“ Selbst wenn das Polizeipräsidium eine alte Schule im Bergischen Land ist.