Düsseldorf. Fast jeder hat schon bei C&A eingekauft, doch kaum jemand kennt die Hintergründe. Das ZDF blickt nun hinter die Kulissen der Modefirma.

Der Bekanntheitsgrad von C&A liegt bei 98 Prozent, doch keine zwei Prozent der Deutschen dürften wissen, wofür das Kürzel eigentlich steht oder dass sich die gläsern schillernde Zentrale in Düsseldorf befindet. In der zweiten Folge seiner neuen Reihe „Deutschlands große Clans“ betreibt das ZDF Aufklärung in der „C&A-Story“ (20.15 Uhr) um die Erben von Clemens und August, Nachname Brenninkmeijer.

Auch wenn es früher unter dem bekannten Logo an vielen C&A-Filialen prangte, ist Brenninkmeijer kein präsenter Unternehmerfamilien-Name wie Krupp oder Porsche, wahrscheinlich nicht einmal so bekannt wie Stinnes oder Haniel. Dabei hat der Brenninkmeijer-„Clan“ in der sechsten Generation nach den Brüdern „C“ und „A“ rund 500 Mitglieder. Und aus den reisenden Tuchverkäufern des 19. Jahrhunderts mit der Kiepe auf dem Rücken, die das ZDF dokudramagemäß wieder auferstehen lässt, wurde ein Weltunternehmen, das vor zehn Jahren bereits auf einen Wert von 25 Milliarden Euro taxiert wurde.

Verschwiegenheit aus Tradition

Verschwiegenheit und Scheu vor der Öffentlichkeit gehören zu den Traditionen des erzkatholischen Brenninkmeijer-Clans aus Mettingen, der sein erstes Geschäft jedoch in den Niederlanden gründete. Heute sind es über 1500 Filialen. Das Erfolgsrezept für den Aufstieg: für die Masse bezahlbare Mode von der Stange durch die Einführung der Konfektionierung in verschiedenen Größen.

Für das ZDF haben sich drei Familienvertreter der moderneren Art vor die Kamera gesetzt, darunter auch eine Frau, was bis vor einer Generation für die Familie undenkbar war. Wirklich viel zu erzählen haben sie nicht. Man muss zufrieden sein, dass sie überhaupt sprechen, auch über die dunklen Seiten der Familiengeschichte. Dem Trio werden aber auch keine harten Fragen gestellt.

Wichtige Themen werden nur angerissen

Zu den dunklen Seiten der Familie gehört die Beteiligung an der brutalen Arisierung jüdischer Geschäfte während der Nazizeit. Erst spät bekannte sich der Clan zu seiner Verantwortung. In der Nachkriegszeit wurden den Mitarbeitern noch Verhaltensweisen einer rigiden katholischen Moral aufgezwungen, als C&A bereits knappste Miniröcke anbot. Keine weiße Weste haben die Brenninkmeijer bei der Ausbeutung von Textilarbeitern in Billiglohnländern. Das alles wird zumindest in der Clan-Story erwähnt.

Das ZDF setzt auf eine moderne Art der Doku-Inszenierung mit schönen Bildern von gestern und gestylten von heute, Musikberieselung und Kamera-Gimmicks. Dagegen ist nichts einzuwenden. Doch bleibt das ZDF an der Oberfläche seiner Geschichte hängen. Grundsätzlich ist eine Dreiviertelstunde Sendezeit auch zu knapp. So können alle wichtigen Themen nur angerissen werden. Am Ende fragt man sich: Wofür steht noch mal C&A?

Fazit: Modisches Doku-Drama zum schnellen Konsum. Allerdings hinterlässt es nicht wirklich nachhaltigen Eindruck.

ZDF, 20.15 Uhr