Berlin. In der „Höhle der Löwen“ punkten ein Schlafrucksack, Unterwäsche und ein Brotaufstrich. Gründer einer Fußball-App scheitern an Zahlen.

Um die fünf Löwen in der „Höhle der Löwen“ von seiner Idee zu überzeugen, braucht es nicht nur ein gutes Produkt. Auch die Selbsteinschätzung muss stimmen. Das mussten auch die vier Gründer von „Kickbase“ am eigenen Leib erfahren. Dabei fing alles so vielversprechend an.

Anatol Korel, Ante Kristo, Daniel Wagner und Felix van de Sand präsentierten den Löwen ihre App: ein Spiel, bei dem man sich mit virtuellem Geld seine eigene Wunsch-Fußballmannschaft zusammenstellt und dann an den Bundesligaspieltagen virtuell punkten kann. Wie? Durch Live-Daten aus der Bundesliga, die in die App einlaufen.

Wenn ein Spieler aus der virtuellen Mannschaft im wahren Leben ein Tor schießt, besonders weit läuft oder eine Ecke schießt, bringt das Punkte auf das Konto des Spielers. Frank Thelen nannte die Idee, Echtzeitdaten in ein virtuelles Spiel zu integrieren, „super smart“. Auch die anderen potenziellen Investoren waren begeistert. Doch als es dann um das Geschäftliche – vor allem um die Zahlen – ging, manövrierten sich die Jungs buchstäblich ins Abseits.

Gute Idee, schlechte Kaufmänner?

Als es um das Geschäftliche ging, hatten die Gründer von „Kickbase“ Probleme.
Als es um das Geschäftliche ging, hatten die Gründer von „Kickbase“ Probleme. © VOX | Bernd-Michael Maurer

Sie forderten 600.000 Euro für zehn Prozent der Anteile. Das entspricht einem Firmenwert von sechs Millionen Euro. Für die Löwen unvorstellbar. Sie hakten nach, doch befriedigende Antworten blieben aus. Es fehlte einfach der Kaufmann, der BWLer, in ihren Reihen. Judith Williams brachte es am Ende auf den Punkt: „Ich glaube, ich verstehe so viel von Fußball wie ihr von euren Zahlen.“

Somit gingen die Jungs zwar ohne Investition aber mit einer wichtigen Erkenntnis nach Hause: Es ist noch viel zu lernen. Und was sie noch mitbrachten: Ganz viel Aufmerksamkeit und kostenlose Werbung für die App. Der Server ging in die Knie. Auf ihrem Twitteraccount kommentierten sie selbst das so: „Krass, unser Firmenwert ist gerade auf 12.000.000€ gestiegen. Danke @voxdhdl.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Während die einen ihr Unternehmen komplett überbewerten, stapelten andere ganz tief. So wie die 56-jährige Steffi Tomljanovic. Sie mauserte sich mit ihrem Gelee „Malzit“ zum Liebling der Löwen.

Tolles Produkt, gut verkauft

Tomljanovic betreibt eine kleine Manufaktur im Harz und stellt, wie der Produktname schon vermuten lässt, malzhaltige Brotaufstriche her. „Malzit“ gibt es mittlerweile seit elf Jahren und in elf verschiedenen Sorten. Und so bat die Unternehmerin die Löwen zu Tisch und machte ihnen ein schmackhaft-bodenständiges Angebot: 40.000 Euro für 30 Prozent Firmenbeteiligung. Wer da nicht zubeißt, ist selbst schuld.

Jochen Schweizer ließ sich auch nicht lange bitten. Ohne zu verhandeln, ging er auf ihr Angebot ein. Ralf Dümmel jedoch auch. „Ich war so zurückhaltend, weil sie mich geflasht haben“. schwärmte er von der Gründerin. Es wäre ihm eine Herzensangelegenheit ihr zu helfen. Auch bei der Marktplatzierung wolle er ihr unter die Arme greifen – dabei isst er weder vegan, noch ist er ein Bierliebhaber.

Für Tomljanovic keine leichte Entscheidung. Erst auf Schweizers Anraten hin, entschied sie sich für Dümmel und wird nun ihr Malz-Gelee-Imperium weiter ausbauen. Darauf gab es erst einmal eine Malzschnitte. Guten Appetit.

Kurios – aber ausgeschlafen

Marcus Ruoff
Marcus Ruoff © VOX | "Nachtw�chter"

Mit einer etwas kuriosen Idee kam hingegen Marcus Ruoff daher. Er hat ein probates Mittel gegen das Schnarchen entwickelt: den „Nachtwächter“. Dabei handelt es sich um einen Rucksack, der verhindern soll, dass man sich nachts auf den Rücken rollt. Denn das sei Ruoff zufolge die Position, in der am häufigsten geschnarcht wird. Der Schlafrucksack sieht komisch aus, soll aber helfen.

Gänzlich überzeugt war von dem Produkt kaum ein Löwe. Williams hielt es für ein reines Nischenprodukt. Carsten Maschmeyer zitierte gar Sharone Stone: Schlafe niemals auf der Seite, mahne die Hollywood-Schönheit, denn das gebe Falten. Nur einer glaubte an den „Nachwächter“ und schlug einen Deal vor: Ralf Dümmel. Mit 200.000 Euro stieg er ein und sicherte sich damit 35 Prozent an dem Unternehmen.

Punkten mit Optik und Köpfchen

Einen besonderen Auftritt fürs Auge boten hingegen die Damen von „SugarShape“. Die Schwestern Sabrina Schönborn und Laura Gollers haben zusammen den Onlineshop für passende Unterwäsche gegründet. Ihr Motto: „Wir kümmern uns um Deine Kurven.“

Aus eigener Erfahrung wissen die beiden, wie schwer es ist, passende BHs zu finden. Entweder sind sie zu groß, zu eng, zu unbequem oder einfach zu hässlich. Und bitte wer steigt bei Körbchengröße A-F auch schon durch? Die Schwestern haben ein eigenes Größensystem entwickelt, was auf Buchstaben und Co. verzichtet. Stattdessen füllt die Kundin einen Fragebogen auf der Seite aus, bei dem die Maße angegeben werden müssen, sowie Brustform und spezielle Wünsche zu Farbe, Muster und Stil. Auf Basis dieser Angaben wird dann ein Paket mit verschiedenen Modellen zusammengestellt, die bestenfalls wie angegossen passen.

Ein Mann in einer Frauenwelt

Während sich die Männer beim Thema Wäsche – zumindest nach der Präsentation – eher zurückhielten, zeigte sich Williams begeistert. Alleine die geforderten 500.00 Euro für 10 Prozent der Anteile aufbringen, wollte sie aber nicht. Aufgeben kam jedoch auch nicht infrage. Kurzerhand ging auch sie auf Investorenfang und versuchte noch einmal den eigentlich schon abgesprungenen Frank Thelen zu angeln.

Angesichts des Milliarden-Markts, der sich dahinter verbirgt, wurde er dann doch schwach. Ihr gemeinsames Angebot: 200.000 Euro aber für 20 Prozent der Firmenanteile. Nicht verhandelbar. Die Schwestern hörten auf ihr Bauchgefühl und schlugen zu.

Sabrina Schönborn (l.) und Laura Gollers gründeten das Unternehmen „SugarShape“.
Sabrina Schönborn (l.) und Laura Gollers gründeten das Unternehmen „SugarShape“. © VOX / Bernd-Michael Maurer | VOX / Bernd-Michael Maurer

Doch im Nachhinein scheint die Kooperation nicht zustande gekommen zu sein. Wie das Portal „Gründerszene“ schreibt, haben Judith Williams und das Startup entschieden, von dem Deal Abstand zu nehmen. „SugarShape“ erklärte, man stehe aber trotzdem in intensivem Austausch mit Williams und Thelen. Warum der Deal platzte, verriet das Unternehmen aber nicht. „Gründerszene“ vermutet, dass die Schwestern einen besseren Deal bekommen haben könnten. So bestätigte „SugarShape“, dass es bereits einen neuen Investor gebe.

Wer nicht will, der hat schon

So weise waren aber nicht alle Gründer. Die Schweizer Jan Urfer, Kaspar Schmocker und Florian Kuchen erteilten Carsten Maschmeyer eine Absage. Sie wollten für ihr entwickeltes Trainingsgerät „SensoPro Trainer“ 350.000 Euro von den Löwen – im Gegenzug aber nur zehn Prozent ihrer Anteile abgeben.

Maschmeyer forderte allerdings 33 Prozent, ging nach zähen Verhandlungen noch auf 30 Prozent runter und bot den Jungunternehmern im Gegenzug nicht nur sein Geld und seine Expertise an, sondern auch sein Netzwerk und die Aussicht auf ein prominentes Werbegesicht. Für die Schweizer nicht genug, mehr als 25 Prozent wollten sie nicht abgeben. Sie erteilten Maschmeyer eine Absage. Verständnis dafür hatte kein Löwe. „Manchmal stehen sich die Gründer selber im Weg“, lautete Thelens Fazit.