Berlin. Ende des TV-Koch-Booms? Nicht für Tim Mälzer. In seiner neuen Sat.1-Show „Karawane der Köche“ begleitet er angehende Streetfood-Köche.

Tim Mälzer ist der Thermomix unter Deutschlands Starköchen: Er hat eine lange Erfolgsgeschichte, fast jeder kennt ihn, und er ist überall einsetzbar. Zum Kochboom hat der Hamburger viel beigetragen. 13 Jahre ist es her, dass der selbst ernannte Küchenbulle erstmals auf dem Bildschirm zu sehen war. Im Fernsehen ist der 45-Jährige seitdem dauerpräsent. Trotzdem schafft er es noch, eigene Restaurants zu führen, in Hamburg, Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Wien.

Im Frühjahr erst lieferte er sich in „Kitchen Impossible“ auf Vox einen Wettstreit mit seinen Fernsehkochkonkurrenten, jetzt startet er auf Sat.1 sein neues Format: „Die Karawane der Köche“ ist ganz auf den Promifaktor von Tim Mälzer ausgerichtet. Jedenfalls, so beteuert Mälzer, habe es so etwas im Fernsehen noch nicht gegeben.

Kochen als Roadmovie

Denn seine neue Sendung sei eine Art Roadmovie. Mälzer (45) und sein Südtiroler Kollege Roland Trettl (45) begleiten sieben angehende Mobilgastronomen quer durch Deutschland. Die Kandidaten sind in Foodtrucks unterwegs und sollen ihre Idee von Essen auf Rädern in verschiedenen Städten testen. „Wir wecken Sehnsucht nach Heimat“, sagt Mälzer. „Streetfood ist die direkteste Art, Essen an den Mann zu bringen. Und ein Foodtruck ist ein anderes wirtschaftliches Risiko als ein eigenes Restaurant.“

Wie viele Kochshows verträgt das Programm? Allein Mälzer hat schon in mindestens sieben Formaten mitgewirkt, so genau weiß er es selbst nicht. „Ich hoffe, dass die Zeiten, in denen im Fernsehen gekocht wird, nie vorbeigehen. Essen und Trinken mag fast jeder, und jeder Zuschauer kann sich seinen Lieblingskoch suchen.“ Andere sind nicht so optimistisch. Horst Lichter (54) etwa meint, dass die Shows ihren Zenit überschritten haben. „Mit TV-Kochshows ist es wie mit allem im Leben: Wenn einer Erfolg hat, gibt es immer viele, die auf den Dampfer aufspringen.“ Dies sei legitim, führe aber dazu, dass es irgendwann nur noch wenige, dafür sehr gute Kochshows geben werde.

Jamie Oliver als Vorbild

Tim Mälzer glaubt nicht an einen Schlusspunkt: „Die Welt der Kulinarik ist unendlich.“ Der Kaufmannssohn machte nach dem Abitur eine Kochlehre. Seine Leidenschaft für den Beruf entflammte erst während der Ausbildung – durch einen italienischen Ausbilder. „Er war derjenige, der die Ärmel hochgekrempelt und mit Bauchgefühl und großem Herz gekocht hat.“

Später ging Mälzer nach London. Dort arbeitete er mit dem noch unbekannten Jamie Oliver zusammen. An ihm orientierte Mälzer sich: schnodderige Art, einfache Rezepte. So wurde er der bekannteste deutsche Koch seit Alfred Biolek. Trotz seines Ruhms und seiner bei Promis beliebten Restaurants entfernte er sich nie vom Publikum. Manchmal hole er sich an der Tankstelle Dosenravioli, gab er einmal zu.

Burn-out – der Fernsehkoch war ausgebrannt

Mälzer war überall – und übernahm sich: 2006 das Burn-out. „Es war, als hätte man ein Stromkabel durchgeschnitten.“ Seitdem arbeite er maßvoller. „Das gelingt mir ganz gut.“ Er sei zwar immer noch „ein kreativer Hans Dampf“, lasse sich aber auch helfen. Und er hilft anderen: Wie Oliver setzt er sich beispielsweise für gesundes Schulessen ein.

Dampf macht Mälzer also immer noch. Ab und zu kochen bei ihm die Emotionen hoch. Ende August etwa machte er der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ Feuer und prangerte in scheinbar gesunden Frühstücksflocken versteckte Zuckerbomben an. Als Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) dagegenhielt, jeder könne doch die Zutaten auf der Packung lesen, legte er los: „Wie denn? Mit der Lupe? Was ist so schwer daran, ‚Achtung, schwer zuckerhaltiges Lebensmittel‘ darauf zu schreiben? Das macht mich wütend.“

Anders als Rach

So leidenschaftlich Tim Mälzer vor Publikum übers Essen redet: Alles würde er nicht machen. Er nimmt den Namen nicht in den Mund, doch die Restauranttests auf RTL von Christian Rach mit emotional häufig sehr angeschlagenen Betreibern findet Mälzer nicht gut. In seiner eigenen Sendung, verspricht er, gehe es nicht darum, „Leute zum Heulen zu bringen“.

Mittwoch, 7. September, 20.15 Uhr, Sat.1