Berlin. Der Traumurlaub wird zum Albtraum. Anna Loos schlägt sich in „Gefangen im Paradies“ durch den Urwald – viel Gerenne, wenig Handlung.

Das Holzgeländer kracht und splittert, aber der Sturz aus dem Baumhaus in die Tiefe des Urwalds geht glimpflich aus. Schließlich landet die wütende Anna ja einigermaßen weich auf dem Gangster, der sie gerade noch erwürgen wollte. Der röchelt mit gebrochenen Knochen „Hilf mir“, doch Annas mütterliche Gefühle reichen nur für ihren Sohn, und der ist in der Gewalt thailändischer Piraten. Um es mit denen aufzunehmen, muss man mal sämtliche Ängste über Bord werfen. Aber Anna Loos, die sich im Sat.1-Film „Gefangen im Paradies“ als Heldin wider Willen aufreibt, strahlt eine derart wilde Entschlossenheit aus, dass man lieber nicht Pirat wäre. Zumindest nicht in einem Abenteuerfilm vom Discounter.

Dabei ist diese Anna doch eher eine Angsthäsin auf Urlaub, kollabiert schon, wenn der Junior sie in den Pool des Traumhotels stößt, und muss sich vom schnuckeligen Reiseleiter (Bernhard Piesk) aus dem Becken fischen lassen. In dramatischen Rückblenden zu noch dramatischerer Musik erklären die Drehbuchautoren Wiebke Jaspersen und Martin Schreier in mehreren Episoden, warum die Arme leidet: Der Gatte ertrank einst im Auto, das in den Fluss gestürzt war, und sie schwamm hilflos vor dem Seitenfenster herum.

Inselparadies mit Postkartenqualität

Dummerweise hatte man sich auch noch unmittelbar zuvor gestritten, und Aussprachen unter Wasser gehen im allgemeinen Geblubber unter. Dass der reiche Schwiegervater der Trauernden und ihrem Jungen nun ausgerechnet einen Urlaub am Wasser spendiert, muss man nicht besonders geschmackssicher finden, aber dieses Inselparadies in Thailand hat Postkartenqualität.

Bis die Piraten kommen. Von denen erfahren wir nicht wirklich viel, außer dass sie übellaunig herummeckern und die erschrockenen Urlauber gern an den Haaren durch die Gegend zerren. Ein bisschen blöd sind sie natürlich auch, sonst gelänge es der geflüchteten Anna kaum, die Boote anzuzünden, mit denen die Schurken gern die Geiseln abtransportiert hätten.

Anna Loos als Pauschaltouristenmutti

Anna Loos dreht kräftig auf als Pauschaltouristenmutti, und Regisseur Felix Herzogenrath lässt sie die Ranger-Prüfung ablegen: Sie sprintet durchs Unterholz, kraxelt durch Höhlen mit Fledermäusen, robbt durch den Matsch, klettert auf Hochstände und packt sich die Maschinenpistole, als wär’s der Schneebesen. Viel Story braucht man da nicht, haben sich die Macher gedacht und setzen auf Anna Loos, die am Ende dieser Rennerei durch den Busch ziemlich verbeult aussieht. Alle anderen, ob gut oder böse, bleiben Hüllen ohne Inhalt.

Der Reiseleiter, der sie anfangs begleitet, entpuppt sich als hilflose Pflaume: nichts für Dschungel-Amazonen. So bleibt ein Ende mit Händchenhalten im Sonnenuntergang am Strand aus, auf das man ein Jahresgehalt gewettet hätte.

Hollywood hat nicht immer die besseren Storys. Aber solche Themen pumpen sie dort schon besser auf. Und das liegt nicht nur am fetteren Budget. Gleichwohl weiß man von anderen Sat.1-Produktionen: Es geht noch viel schlechter.

Fazit: Harmloses Abenteuerfilmchen mit einer engagierten Anna Loos. Muss nicht sein.

Gefangen im Paradies“, Sat.1, Dienstag, 6. September, 20.15 Uhr