Berlin. Eigentlich buhlen in „Die Höhle der Löwen“ bei Vox die Kandidaten um die Gunst der Investoren. Ein Gründer drehte den Spieß nun um.
Ein Superkleber. Die gesunde Alternative zur herkömmlichen Grillwurst. Der Rundum-Planungs-Service für die Hochzeit. Eine unzerbrechliche Trinkflasche aus Glas. Eine Kur mit kalt gepressten Säften. Ein rohrreinigender Waschbeckenstöpsel. Mit diesen Ideen wollten die Gründer in der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ in dieser Woche die Investoren überzeugen.
Einer der Kandidaten beeindruckte die Löwen dabei so sehr, dass er kurzerhand das Sendekonzept ins Gegenteil verkehrte. Nicht der Kandidat buhlte am Ende seiner Vorstellung um die Finanzspritzen der Unternehmer. Alle fünf Löwen – Jochen Schweizer, Ralf Dümmel, Judith Williams, Carsten Maschmeyer und Frank Thelen – kämpften darum, den Zuschlag zu bekommen.
Maschmeyer zeigt Kampfgeist und erhöht Angebot
Dinko Jurcevic hieß der Überzeuger des Abends. Der 40-jährige Kölner, der 15 Jahre lang als Zahntechniker gearbeitet hat, stellte in der Sendung seinen „Blufixx“ vor: ein Klebestift zum Reparieren und Modellieren, dessen Klebstoff nach kurzer Bestrahlung mit einem integrierten LED-Lämpchen in wenigen Sekunden aushärtet. Seit drei Jahren am Markt, hat Jurcevic mit dem Produkt nach eigenen Angaben bereits insgesamt 4,1 Millionen Euro umgesetzt.
Nun soll es noch weiter hinaus. 20 bis 30 Millionen Euro Umsatz pro Jahr schweben ihm vor, die Erfahrung dafür fehle ihm jedoch. „Ich suche nach jemanden, der den Weg mit mir geht, weil ich sowas noch nie gemacht habe“, sagte er.
Zuschlag für Maschmeyer
Nicht nur Maschmeyer bot sich an, diesen Weg mit dem Gründer zu gehen. Der Kölner hatte die Qual der Wahl: Williams und Thelen als Team sowie Dümmel und Schweizer, ebenfalls im Doppelpack, buhlten um den Gründer. Am Ende durfte sich Maschmeyer freuen. Ob es vielleicht eine Rolle spielte, dass der Investor sein Angebot von 200.000 auf 300.000 Euro für 10 Prozent Unternehmensanteile erhöhte?
Weniger glücklich dürften die Gründerfreunde Manuel Stöffler und Michael Ziegler aus der Sendung gegangen sein. Sie waren die Zögerer des Abends – und verspielten durch fehlende Entscheidungsfreude am Ende die Finanzspritze der Investoren für ihr Unternehmen „Grillido“. Dabei hatten sie Frank Thelen mit ihren fettarmen gesunden Bratwürsten bereits überzeugt.
Bei der gesunden Wurst beißt niemand an
Der wollte nicht nur Geld investieren, sondern seine Arbeitskraft, sah sich selbst schon mehr als Co-Gründer denn als Geldgeber. Für die von den Kandidaten geforderten 100.000 Euro verlangte er aber 20 Prozent der Anteile – ein vierfaches von dem, was das Gründer-Team ursprünglich geboten hatte.
Geduld zählt offenbar nicht zur Stärke des zunächst interessierten Löwen. Die fehlende Entscheidungsfreude des Duos wertete Thelen als Hindernis für eine gute Zusammenarbeit. Die von den Gründern angekündigte „Wurstrevolution“ ist – zumindest in der „Höhle des Löwen“ – gescheitert.
Ein paar Tränen von der Weddingplanerin
Für die Emotionen des Abends sorgte „Foreverly“-Gründerin Jennifer Browarczyk. Die Berlinerin mit amerikanischen Wurzeln bietet einen Rundum-Weddingservice. Momentan vor allem noch auf die Vermittlung von Fotografen fokussiert, will sie ihre Online-Plattform ausbauen, sodass am Ende die gesamte Hochzeit über ihr Portal geplant und alle Dienstleister gebucht werden können.
Zunächst noch relativ souverän in der Präsentation, ließ sich die 37-Jährige jedoch von den kritischen Nachfragen der Investoren aus dem Konzept bringen. Dabei wären die vergossenen Tränen doch gar nicht nötig gewesen. Nach einer kurzen Zitterpartie und den Absagen von vier Löwen gab’s am Ende doch ein Ja-Wort für Browarczyk, und zwar von Jochen Schweizer.
Schweizer will Gründerin unterstützen
Mit 150.000 Euro für 10 Prozent Anteile ist er dabei. Er will auch dafür sorgen, dass die Unternehmerin wieder Mehrheitsanteilseignerin wird. Denn schon vor dem Deal mit Schweizer hielt die „Foreverly“-Gründerin lediglich 27 Prozent an ihrem Unternehmen.
Die neue Jury von „Die Höhle der Löwen“
Bislang gibt es von der „Twin Bottle“ der Zwillinge Matthieu und Denis Kanzler lediglich Prototypen. Und die Investoren hielten die beiden Erfinder offenbar auch eher für die Flaschen des Abends denn für aussichtsreiche Geschäftsleute.
Zu überheblich und zu frech
Die Erfindung der Zwillinge: Eine Trinkflasche aus Glas, die von einer Kork-Ummantelung vor Bruch geschützt wird. Die Zielgruppe: Kinder von 0 bis 18 Jahren. Die Idee: eine Alternative zur Kunststoffflasche bieten, die womöglich Giftstoffe an das Getränk abgeben.
620.000 Euro für 50 Prozent eines Unternehmens, das noch nicht gegründet ist, wollten die Kanzler-Zwillinge von den Investoren. Doch die ließen sich nicht überzeugen. Zu überheblich die Bewertung des eigenen Unternehmens, zu frech das Urteil über Trinkflaschen aus Kunststoff, so die Begründung.
Vielversprechender „Saftladen“ scheitert bei DHDL
Die drei jungen Gründer von „Kale & Me“ waren vielleicht die Enttäuschtesten des Abends. Denn Annemarie Heyl, David Vinnitski und Konstantin Timm brachten eigentlich Vieles mit, was sich ein Investor von Menschen mit einer Geschäftsidee wünschen kann: äußerst souveränes Auftreten, gute Vorbereitung, zukunftsträchtige Idee, überzeugendes Produkt. Doch der „Saftladen“, wie das Trio seine Kur mit kalt gepressten Obst- und Gemüsesäften selbstironisch nannte, fand keinen Geldgeber.
Im Onlinevertrieb schon relativ erfolgreich, streben die „Kale & Me“-Gründer nun den Absatz im Offline-Handel an. Doch die Säfte sind teuer, der Preis von 4,50 Euro pro Flasche im stationären Geschäft kaum vermittelbar. Vielleicht hätte Löwe Thelen ja zugeschlagen, hätte er nicht bereits in ein anderes Unternehmen investiert, das dem selbsternannten Saftladen zu ähnlich ist.
Handwerksmeister mit Charme und großer Klappe
Das Unikat des Abends war ohne Frage Karl-Heinz Bilz, Sanitär- und Heizungshandwerksmeister sowie unermüdliche Erfinder. Der 60-Jährige stellte den Löwen seine „Abfluss-Fee“ vor, ein Waschbeckenstöpsel mit Selbstreinigungsfunktion fürs Abflussrohr.
Ein bisschen flapsig, ein wenig chauvinistisch, aber immer sympathisch erklärte der Gründer, wie der integrierte Spezialstein Haare im Abfluss auflöst, für guten Geruch und Desinfektion sorgt und „von der Frau ganz leicht ausgewechselt werden kann“.
Williams ist nicht der „passende Deckel“
75.000 Euro hat Bilz schon in die Entwicklung der „Abfluss-Fee“ gesteckt, jetzt soll der Vertrieb professionalisiert werden. Die Absagen der ersten Löwen winkte er ab, unterbrach sie mit großer Klappe: „Ja ja, ich weiß schon, du bist raus. Macht aber nichts.“ Williams sah sich nicht als „passenden Deckel für den Topf“, Maschmeyer fand Bilz angesichts seiner vielen Erfindungen „zu kompliziert“.
Doch einer glaubte an ihn. Ralf Dümmel ist mit 250.000 Euro für 35 Prozent Unternehmensanteile dabei. Er zeigte sich überzeugt: „Es wird viel Arbeit, aber es wird viel Spaß machen.“ Das ist ein Wort.