Berlin. Die erste Live-Ausgabe von „Circus HalliGalli“ war ein gewagtes Experiment. Vielleicht etwas zu gewagt. Die Quote stimmte trotzdem.

Ganz schön frech, diese Frau Heufer-Umlauf. Da ist ihr Sohn Klaas in der ersten Livesendung von „Circus HalliGalli“ auf ProSieben zu sehen, und was macht seine Mutter? Guckt ZDF. Das zumindest behauptet sie, als Klaas sie mitten in der Show anruft und zum Umschalten auffordert. Ob das Gespräch nur ein Gag ist oder nicht: Die Serie „The Night Manager“ um einen Geheimdienstler im Öffentlich-Rechtlichen war ganz sicher die bessere Wahl.

Denn gedanklich waren Klaas Heufer-Umlauf (32) und Kollege Joko Winterscheidt (37) noch im Urlaub. „Wir haben uns in den Ferien mehrmals getroffen, und es ist nichts dabei herumgekommen“, gibt Klaas zu. Blöd nur, wenn sich im Laufe der Sendung herausstellt, dass das vielleicht ironisch gemeint war, aber leider doch die Wahrheit ist.

Mehr als 300.000 Likes – der Bart muss ab

Wie die beiden in die erste Liveshow starten? Sie zeigen einen Kurzfilm, der Jokos Ibiza-Urlaub wiedergeben soll. Was auf der Bildfläche erscheint, ist aber weder besonders lustig noch irgendwie originell: Kleinkinder in Erwachsenenkleidung verschütten Alkohol alias Obstsaft und starren, weil betrunken, gedankenlos in die Gegend. Ende.

Ähnlich öde geht es im Studio weiter. Hier soll bereits nach wenigen Sendeminuten eine zwei Tonnen schwere Abrissbirne über Jokos Kopf „die Dynamik nach vorne bringen“. Das graue Baustellen-Werkzeug verschwindet zwar kurz darauf, doch von Dynamik keine Spur. Da hilft auch das Glas Wasser nicht, das Klaas umschüttet. Oder Jokos Instagram-Foto, das einen „asozialen“, weil stark gesichtsbehaarten Klaas zeigt.

Bei 50.000 Likes am Ende der Sendung wird der Bart abrasiert, verspricht Joko (Es werden mehr als 300.000). Netter Versuch der Zuschauerbindung.

Gute Quote dank Erfolgsgeschichte

Dass die Quote für „Circus HalliGalli“ stimmen dürfte, liegt am Format selbst, der Erfolgsgeschichte, die dahinter steckt. Denn mit dem Inhalt der jüngsten Sendung hat das nichts zu tun. Das Video zum neuen Trailer der Show war Banane; trotz prominenter Unterstützung von fast 30 VIP-Freunden wie Sido, Jason Segel und Wladimir Klitschko.

Und auch das Teleshopping-Format für Joko und Klaas’ CD zum „Großen Satire-Sommer 2016“ war erstaunlich lahm. Selbst wenn die Musiktitel wie „Die perfekte Flüchtlingswelle“ und „Hass (In the Middle of the Street)“ samt oberkörperfreiem Gangster-Rapper Joko originell erscheinen mögen. Noch einen Grimme-Preis hätten sie dafür nicht bekommen.

Am lautesten lacht das Duo selbst

Wenigstens war die Idee zur „falschen Werbepause“ nicht verkehrt. In dieser stellen Joko und Klaas alle Produkte selber vor (die von einer Keksfirma sogar gleich zwei Mal). Der ein oder andere Gag zieht zwar, zum Beispiel zum neuen Disney-Film „Findet Dorie“ (Joko: „Verrat mir aber nicht, wie er ausgeht!“ Klaas: „Der Fisch wird am Ende schon nicht tot im Hafenbecken schwimmen“). Doch am lautesten lacht das Duo selbst.

Und dann wird es ganz bizarr, als Klaas noch mal auf ihre am Montag schon zwei Tage alte Sendung „Die beste Show der Welt“ eingeht. In dieser hatte das Spiel „Hart aber unfair“ für Furore gesorgt, weil Kandidat Marvin seine Konkurrentin trotz Absprache betrogen hatte. Die einzige Rechtfertigung, die Show von Samstag nochmal zu erwähnen? Klaas: „Marvin bekommt den ‚Goldenen Umberto für korrektes Verhalten‘.“ Na wenn das so ist.

Grüße an Mutti von den Absoluten Beginnern

Wer erwartet hatte, den fiesen Marvin als Gast bei „Circus HalliGalli“ zu sehen, wird enttäuscht. Auch Christian Ulmen, dessen neuesten Film „Antonio, ihm schmeckt’s nicht“ Joko und Klaas vorstellen, lässt sich im Studio nicht blicken.

Wenigstens suchten sich die Absoluten Beginner die Livesendung für ihren ersten TV-Auftritt nach Jahren aus. Sänger Jan Delay beweist dann auch den einzigen echten Spontan-Moment der Show, als er Klaas’ Mutter grüßt. Die hat zu dem Zeitpunkt aber wahrscheinlich längst wieder umgeschaltet.