Berlin. Schauspielerin Elisabeth Lanz führt ein Leben zwischen Zoo und Bühne. Ein Gespräch über ihren Job, starke Frauen und Entschleunigung.

Ob Tiger mit Zahnproblemen oder ein liebeskranker Esel: Als Titelheldin „Tierärztin Dr. Mertens“ in der gleichnamigen ARD-Serie kümmert sich Elisabeth Lanz ab sofort (dienstags 20.15 Uhr) wieder in 13 neuen Folgen um die Bewohner des Leipziger Zoos. Im Gespräch erzählt die gebürtige Österreicherin über die Gefahren ihres Jobs, starke Frauenfiguren und Entschleunigung durch Gedichte.

Ein Zoo-Dreh ist doch bestimmt gefährlich.

Elisabeth Lanz: Es ist schon eine hohe Wachsamkeit nötig, wenn zum Beispiel mal ein Elefant, der vor mir auf dem Boden liegt und dem ich einen Käfer aus dem Ohr holen soll, zu früh aufsteht. Aber es sind immer genügend Sicherheitskräfte vor Ort. Ich verlasse mich ganz auf die Trainer. Aber trotzdem ist manchmal auch Mut gefragt.

Was mögen Sie an Tieren?

Lanz: Jedes Tier erzählt eine andere Geschichte. Ich liebe Tiere, und ich bin eine große Verfechterin des Artenschutzes.

Aber Zoos stehen in der Kritik.

Lanz: Ich bin der Meinung, dass ein Zoo die Liebe zu Tieren wecken kann. Das ist doch sehr wichtig. Wer hat denn schon die Chance, Löwen oder Elefanten in freier Wildbahn zu sehen. Es kann ja nicht jeder um die Welt reisen.

Haben Sie selbst Tiere?

Lanz: Ja, wir haben seit Kurzem eine kleine Katze.

„Tierärztin Dr. Mertens“ gehört zu den beliebtesten Serien in der ARD. Haben Sie Angst, auf die Rolle festgelegt zu werden?

Lanz: Nein, gar nicht. Ich bin ja breit aufgestellt. Ich spiele in Fernsehfilmen, Kinofilmen und auch Theater, wie in Bad Hersfeld in „Hexenjagd“, inszeniert von Dieter Wedel.

In welchen Stücken würden Sie noch gerne mitspielen?

Lanz: Ich mag die klassischen starken und tragischen Frauenrollen schon sehr. Medea. Penthesilea.

Was bedeutet „starke Frau“?

Lanz: Häufig bezeichnen wir Frauen, die mit vielen männlichen Attributen ausgestattet sind, als stark. Aber wir Frauen haben so manche Fähigkeiten, die sich nicht so in den Vordergrund drängen. Und deshalb oft ungesehen bleiben.

Welche Fähigkeiten zum Beispiel?

Lanz: Zum Beispiel zuhören können. Oder auch einmal eine Situation annehmen können. Das sind Fähigkeiten, die wir erkennen sollten und nicht missverständlich als Passivität bezeichnen sollten.

Frauen im Schauspielberuf sagen oft, dass das Altern für sie schwierig ist. Sie sind jetzt 44 Jahre alt.

Lanz: Erst heute habe ich mit einer Frau gesprochen, die 51 Jahre alt ist. Sie sagte, dass sie jetzt erst richtig durchstartet. Ich kenne viele Frauen, denen es so geht. Wir leben in einer Zeit, in der das möglich ist.

Sie sind viel unterwegs, leben bei München. Ihre Tochter ist zehn Jahre alt. Ganz schön viel Stress.

Lanz: Ich nenne es lieber Spannung. Ja, ich bin ziemlich unter Spannung, und das ständige Unterwegssein kostet auch viel Kraft, aber gleichzeitig liebe ich es.

Wie können Sie sich entspannen?

Lanz: Als Entschleunigung habe ich für mich Gedichte entdeckt.

Wie kamen Sie denn darauf?

Lanz: Ich habe früher mit meinen Vater immer Gedichte gelesen. Es hat mir so viel Spaß gemacht. Ich war erst zwölf Jahre alt, aber konnte als einzige in der Klasse alle 20 Strophen von Schillers „Bürgschaft“.

Was lesen Sie jetzt?

Lanz: Ich liebe Rilke. Aber die ersten drei Gedichte, die ich lese, verstehe ich oft erst gar nicht, weil ich noch viel zu hektisch bin.

Mögen Sie auch Rilkes „Panther“ über das Leid des Tiers in einem Käfig. Das ist doch ziemlich traurig.

Lanz: Traurig finde ich das nicht. Ich würde eher von Tiefe sprechen. Und Tiefe mag ich. Sie birgt viel Kraft und Schönheit. Es ist einfach etwas anderes als dieses ständige Hinwegplätschern, das für unsere Zeit so typisch ist. Gedichte sind für mich innere Streicheleinheiten.

• Dienstag, 23. August, 20.15 Uhr, ARD