Köln/Berlin. Die Industrie setzt alles daran, Zocker mit neuen Spielen an sich zu binden. Doch zur Fachmesse gab es erst einmal mahnende Worte.
Am heutigen Mittwoch startet in Köln die Videospiel-Messe Gamescom. Zum Auftakt hat die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU) vor dem Suchtpotenzial von Computerspielen, dem Internet und Smartphones gewarnt.
Mortler stützte ihre Warnung von Berlin aus auf Statistiken. „Aktuelle Zahlen zeigen, dass alleine in Deutschland etwa 560.000 Menschen nicht mehr vom Computer oder Smartphone loskommen“, sagte Mortler. Besonders einige der populären Online-Rollenspiele wiesen ein erhebliches Suchtpotenzial auf. „Wenn es um eine vernünftige Online-Offline-Balance geht, sind alle gefragt: Eltern, Schulen und natürlich auch die Politik.“
Mentoren sollen Schülern bei Suchtproblemen helfen
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln will nach Worten ihrer Leiterin Heidrun Thaiss ihr Präventionsprogramm "Net-Piloten“ gegen Internetsucht ausweiten. Dabei bringen geschulte Jugendliche jüngeren Mitschülern die Risiken von Computerspielen und Internet näher. Aufgrund der positiven Ergebnisse der Testphase sollten die „Net-Piloten“ in den nächsten Jahren bundesweit eingesetzt werden, erklärte Thaiss.
Spielemesse Gamescom in Köln gestartet
Die Leiterin der Gesundheitsbehörde verwies auf aktuelle Studien, wonach 80 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen täglich online sind und 92 Prozent ein Smartphone besitzen. „Deshalb ist es wichtig, die Risiken zu kennen, die gerade von Internetspielen, aber auch von sozialen Netzwerken ausgehen.“ Wer permanent im Internet unterwegs sei und dabei Freunde, Familie und Hobbys vernachlässige, könne schon suchtgefährdet sein, warnte Thaiss.
Die Gamescom, die weltgrößte Messe für interaktive Unterhaltung, ist am Mittwoch nur für Fachpublikum geöffnet. Ab Donnerstag können sie alle Interessierten besuchen. Die „Net-Piloten“ der Bundeszentrale sind auf der Messe mit einem Stand vertreten, an dem Jugendliche ihr eigenes Online-Verhalten im Selbsttest überprüfen und Eltern sich über Anzeichen einer Internetsucht informieren können. (epd)