Berlin. Ein Reporter der „Bild“-Zeitung hat für knapp vier Monate beim BAMF angeheuert. Er wollte wissen, wie in der Behörde gearbeitet wird.

Ob Flüchtlinge in Deutschland Asyl finden, darüber entscheiden die Mitarbeiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Seit im vergangenen Jahr der Zulauf an Geflüchteten besonders stark wurde, geriet die Behörde in den Fokus der Öffentlichkeit – auch, weil sie mit der Aufgabe zuweilen überfordert schien. Wie die Zustände im BAMF tatsächlich sind, hat nun die „Bild“-Zeitung recherchiert. Reporter Abdullah Khan arbeitete dort etwa vier Monate lang verdeckt als Sachbearbeiter in einer Außenstelle in Berlin-Wilmersdorf. In Teil 1 der Serie (Bezahlinhalt) schildert er seine Eindrücke von der Bewerbung bis zum ersten Arbeitstag.

3736 Mitarbeiter hat das BAMF vom 1. Juni 2015 bis 31. Mai 2016 neu eingestellt, um Asylanträge schneller bearbeiten zu können. Einer von ihnen war Khan, der als Sohn pakistanischer Einwanderer nach eigenen Angaben neben Deutsch und Englisch auch Urdu und Punjabi spricht. Das kam offenbar gut an: Eine Woche nach dem Vorstellungsgespräch im November erhielt der studierte Wirtschaftswissenschaftler die Zusage. Seine Aufgabe: „Als Sachbearbeiter soll ich die Asylanträge der Flüchtlinge aufnehmen und Akten anlegen, in denen Herkunft, Alter und Nationalität der Antragsteller registriert werden“, schreibt er.

„Bild“ stellte Verhaltenskodex auf

Während Khan den Prozess von der Bewerbung bis zur Einstellung als zügig und unkompliziert empfindet, beginnt der erste Arbeitstag ruppig. Der Reporter darf seinen Arbeitsvertrag nicht zur Ansicht mit nach Hause nehmen, bevor er ihn unterschreibt. Dabei ist der plötzlich sieben Seiten länger als der Entwurf, der ihm ein paar Tage zuvor zugestellt wurde. „Entweder Sie unterschreiben jetzt oder Sie fangen gar nicht erst an. Solche Leute brauche ich hier nicht“, soll ein Vorgesetzter zu Khan gesagt haben. Also unterschreibt der Journalist. Für den Job als Sachbearbeiter erhält er 1520 Euro netto.

Nach Informationen des Branchendienstes Meedia traf die „Bild“-Redaktion Vorkehrungen, um sich rechtlich nicht angreifbar zu machen. So stellten der Reporter, die Chefredaktion und die Rechtsabteilung des Axel-Springer-Verlags einen Verhaltenskodex für die Tätigkeit im BAMF auf. Demnach soll Khan keine geschützten Daten weitergegeben und allen Weisungen der dortigen Vorgesetzten Folge geleistet haben. Außerdem soll er nie selbst über Asylanträge entschieden haben.

Das BAMF wollte am Montag zunächst keine Stellungnahme abgeben. (cho)