Köln. Fast 500 Kilometer lang ist die Grenze zwischen NRW, den Niederlanden und Belgien. In zwei Dokus reist der WDR diese Trasse entlang.

Auf gute Nachbarschaft: Der WDR wirft einen gründlichen Blick in Richtung Westen – erst nach Holland, eine Woche später dann auch nach Belgien. Zwei kurzweilige Entdeckungsreisen entlang der insgesamt 500 Kilometer langen Landesgrenze zwischen NRW und seinen Nachbarn, bei denen es vor allem um diese Frage geht: Wie viel Teilung ist an diesem innereuropäischen Grenzstreifen überhaupt noch zu spüren?

Von oben betrachtet ist die Landschaft längst zusammengewachsen. Höchstens der Rhein trennt noch sichtbar das Rheinland oder Westfalen von Holland, das die jungen Filmemacher Viktor Apfelbacher und Markus Augé als ein Land sehen „wie aus dem Bilderbuch, mit Sandstränden, Burgen und Pommes, mit Vla und Tomaten“.

Hinuntergezoomt auf einzelne Orte und vor allem auf die Menschen, die an diesen Staatsgrenzen leben, lassen sich aber jede Menge kuriose, teils überraschende Beispiele gemeinsamer Geschichte entdecken: Weil bei Wyler, Kreis Kleve, die Grenzlinie einst schnurgerade mit einem Lineal in die Landkarte gezeichnet wurde, verläuft sie immer noch quer durch Gärten und Ladenschaufenster. In Selfkant, am südlichsten Zipfel von NRW, glaubt man sich dagegen schon längst in den Niederlanden: Zwischen 1949 und 1963 stand der Ort mit seinen 6500 Einwohnern 5000 Tage lang unter königlich-niederländischer Zwangsverwaltung. Alle Häuser mussten entsprechend den holländischen Bestimmungen gebaut werden – inklusive der typischen Panoramafenster im Wohnzimmer. Wer sich gegen neugierige Blicke von draußen schützen will, dem helfen nur noch Rollos und Gardinen.

Grenze verläuft durch den Garten

Auf der Spurensuche sind es vor allem die alteingesessenen Anwohner, die sich in vielen Anekdoten erinnern, wie ihr Leben aussah, als die Grenzübergänge noch ein „Flaschenhals“ waren und die Zöllner alle Taschen nach Kaffee und Butter durchsuchten. Am besten ist es natürlich, da sind sich zwischen Gronau und Aachen alle einig, wenn die Grenze wie heute offen ist. Sonst aber gab es immer auch Wege, sie im „kleinen Grenzverkehr“ zu überwinden – wie das teils noch nie gesendete Doku-Material aus 70 Jahren wechselhafter Grenzgeschichte zeigt, das die Filmemacher auf privaten Dachböden und in den Archiven des WDR fanden.

Auch heute noch, da diesen Teil Europas keine Schlagbäume mehr teilen, braucht es manchmal kreative Ideen, um für ein besseres Miteinander bürokratische Hürden zu überwinden: In Dinxperlo steht genau auf der Grenzlinie Europas einziges grenzüberschreitendes Altersheim, in dem Senioren aus beiden Ländern unter einem Dach leben. Die Bürokratie und die unterschiedlichen Sozialsysteme machen das Projekt mitunter kompliziert, doch dafür haben die Betreiber eine simple Lösung gefunden: Das Haus hat Briefkästen an beiden Seiten des Hauses – damit die Holländer die Post ihrer Pflegekasse in den Niederlanden und die Deutschen ihre Briefe in NRW zugestellt bekommen.

Freitag, 04. August, WDR, um 20.15 Uhr