Köln. Enissa Amani galt als Nachfolgerin von Stefan Raab. Dann floppte ihre Show „Studio Amani“. Sie lässt sich trotzdem nicht unterkriegen.

Enissa Amani hat nicht viel Zeit. Es hat ein paar Tage gedauert, überhaupt ein Gespräch mit ihr zu verabreden, und nun denkt sie schon daran, was sie nachher noch alles tun, schreiben, organisieren muss. „Ich bin gut ausgelastet“, ruft Amani mit ihrer manchmal so schrillen Stimme ins Telefon und entschuldigt sich dafür, dass man sich jetzt etwas beeilen müsse. Macht aber nichts: Die Frau, die sich selbstironisch als Vollbluttussi bezeichnet, kann schnell reden.

Enissa Amani (30) wurde im Frühjahr als der neue Stern der Comedyszene gefeiert. ProSieben vertraute der Deutsch-Iranerin eine eigene Late Show an, auf dem früheren Sendeplatz von Stefan Raab. Doch „Studio Amani“ erfüllte die Erwartungen nicht, nach nur einer Staffel war Schluss. Der Beliebtheit Amanis hat dieser Karriereknick keinen Abbruch getan.

Sie kommt auch in die Kinos

Ab dem Herbst wird sie allgegenwärtig sein auf Bühnen und Bildschirmen: In der romantischen Komödie „SMS für dich“, die am 15. September ins Kino kommt, übernimmt sie die Rolle als beste Freundin der Hauptfigur. Zwei Wochen später geht sie mit ihrem Stand-up-Programm auf Tour und steht parallel mit den Multikulti-Comedians von „RebellComedy“ auf der Bühne. Wer davon einen Eindruck bekommen möchte: Die ARD zeigt in der Nacht von Donnerstag (4. August) auf Freitag um 0.30 Uhr die Höhepunkte der vergangenen Tour. Ab Anfang 2017 produziert die Truppe zudem neue Folgen fürs WDR-Fernsehen.

Ist also alles gut? Amani sagt, die Kritik habe sie nie verunsichert. „Ich konnte das nachvollziehen, was gemeint war, wenn die Zeitungen geschrieben haben: Amani ist ein tolles Mädchen, aber die Sendung ist nicht das Wahre.“ Die Erwartungen seien zu hoch gewesen, sie habe sich selbst nie als Nachfolgerin von Stefan Raab gesehen, in dessen Sendung „TV Total“ sie einige Male zu Gast war. „Diese Schuhe waren mir viel zu groß.“

„Studio Amani“ erinnerte häufig an ein Unterhaltungskonglomerat. Es gab ein bisschen Comedy, Einspielfilme, zwischendurch ein paar eher alberne Spielchen und harmloses Geplauder mit prominenten Gästen. Die Show hatte witzige Momente, aber es fehlte eine klare Idee. Das sieht auch Amani so: „Sie war nicht das, womit ich mich identifizieren konnte.“ Mit vielen Elementen habe sie gefremdelt. „Die Show war überladen.“

ProSieben plant eine neue Show

Die 1,60 Meter große Amani bekennt sich dazu, dass sie sich gerne schminkt, dass sie ihre Nase hat richten lassen, dass ihr Äußerlichkeiten wichtig sind. Ein dummes Püppchen aber möchte sie nicht sein. „Du wirst als Frau im Fernsehen viel kritischer beäugt als Männer“, sagt sie. Amani erzählt gerne von ihrer sozialistischen, konsumkritischen Erziehung. Als sie ein Baby ist, fliehen die Eltern mit ihr aus Teheran, wo ihr Vater vom Regime verfolgt wurde, nach Deutschland. Der Vater war in Iran Dozent für Literatur und Philosophie. Weil sein Abschluss nicht anerkannt wird, arbeitet er fortan nachts auf der Poststelle des Frankfurter Flughafens. Enissa jobbt nach dem Abi als Flugbegleiterin, zieht nach Köln und wirbt bei einem Shoppingkanal für Hautcremes. Nach einigen Auftritten bei „Nightwash“ und im „Quatsch Comedy Club“ wird Stefan Raab auf sie aufmerksam. So kommt sie zu ProSieben.

Zwar bleibt ihr „Studio“ ein Intermezzo. Der Sender will die Zusammenarbeit mit ihr aber fortsetzen. Man arbeite gerade an einem Konzept, eine neue Show solle noch dieses Jahr starten – „so Gott will“, sagt Amani am Telefon. Dann muss sie Schluss machen: Sie habe noch so viel zu tun.