Berlin. Schauspielerin Tanja Wedhorn ist in ihrer Karriere nicht immer den direkten Weg gegangen. Doch gerade deshalb ist sie so überzeugend.

Tanja Wedhorn macht ihre Zunge ganz breit und streckt sie gleichzeitig weit heraus. Dann singt sie so etwas wie „Timi Timi tiiii“ vor sich hin. Diese Übung, sagt sie, mache sie immer vor einem Auftritt auf einer Theaterbühne. Zum einen sei das gut für die Wangenmuskeln. „Das entspannt total!“ Und zum anderen hilft es ihr dabei, keine Star-Allüren zu entwickelt. Denn sie sieht ein bisschen albern dabei aus.

Egal wie aufgeblasen ihre Backen sind, sie wirkt jünger als ihre 44 Jahre. Beim Treffen am Rande der Premiere ihres Films „Handwerker und andere Katastrophen“ ist sie sehr gelöst. Als die ersten Kollegen eintreffen, werden sie einzeln umarmt, besonders ihr Filmpartner Oliver Mommsen ist ihr sichtlich ans Herz gewachsen. Die Frage „Auf einer Skala von eins bis zehn, wie sehr ist Oliver Mommsen …“, beantwortet sie ohne das Ende des Satzes abzuwarten mit: „Zehn!“ Der „Tatort“-Star sorge für eine tolle Stimmung am Set, so dass die Arbeit einfach Spaß mache, sagt sie. „Ich will mich auch im Team aufgehoben fühlen.“ In den fünf Jahren der gemeinsamen Theaterarbeit hat sie sich von ihrem Kollegen Oliver Mommsen in puncto Lässigkeit und Entspanntheit was Pannen betrifft, einiges abgeguckt.

Große Gesten wie auf einer Theaterbühne

Wenn plötzlich eine Requisite auf der Bühne fehlt, sagt sie: „So, während der Herr Mommsen kurz hinter die Bühne geht, tanze ich für Sie.“ Früher wäre sie in solchen Situationen im Boden versunken.

Im Film spielen die beiden das Paar Silke (schwanger) und Stefan (chaotisch), auf die abwechselnd immer neue Probleme einstürzen. Der Film ist eine launige Sommerkomödie über den Albtraum vom eigenen Haus – und was noch alles einer jungen Familie zustoßen kann: Schwiegereltern, Seitensprünge und finanzielle Sackgassen. Für Tanja Wedhorn bedeutet das, dass sie kreischen (Wasserrohrbruch!) und weinen (ein Sprung im Spiegel!) und zwischendurch immer wieder hysterisch ihre Backen aufblasen darf.

Tanja Wedhorn wollte Grundschullehrerin werden

Wedhorns Weg in die Schauspielerei verlief denn auch so, wie sie im Film zu ihrem Eigenheim kommt: totaler Zufall. Sie wollte Grundschullehrerin werden. „Ich bin nur zum Vorsprechen gegangen“, sagt sie, „um mir zu beweisen, dass ich es nicht kann.“ Die Universität der Künste in Berlin sah das anders, sie wurde angenommen und landete später als Titelheldin in der Vorabendserie „Bianca – Wege zum Glück“. Weichgezeichnet, blond und unglücklich verliebt, so wurde Tanja Wedhorn bekannt im TV. Sie füllte diese Rolle im besten Sinne aus und bereut keinen einzigen Tag in der Telenovela, bezeichnet sie als „die beste Schule“.

Sie hat längst aufgehört sich zu fragen, ob sie durch diese Telenovela-Erfahrung bestimmte Rollen nicht mehr angeboten bekommt. Sie sehe das praktischer: „Ich finde, es ist ein großes Glück, dass wir Schauspieler mit dieser Arbeit unser Geld verdienen dürfen — aber ich bin mir auch bewusst, dass es noch andere Dinge im Leben gibt.“ Das passt zu diesem Handwerkersatz, den sie sich häufiger sagt, wenn große Entscheidungen anstehen: „Einfach mal machen, zack, fertig!“

Donnerstag, 28. Juli, ZDF, 20.15 Uhr