Köln. Schluss mit Jugendradio: Nach ihrem Wechsel von 1Live zu WDR 2 beginnt für Moderatorin Sabine Heinrich ein neuer Lebensabschnitt.

Zuletzt ist viel passiert im Leben von Sabine Heinrich. Im Dezember wurde sie Mutter, im März gab sie ihren Wechsel von 1Live zu WDR 2 bekannt – nach der Babypause. Seit dieser Woche moderiert sie regelmäßig das Morgenmagazin. Mit Jonas Erlenkämper spricht die 39-Jährige, die auch im WDR-Fernsehen zu sehen ist („FrauTV“), über schwierige Zeiten und den Sinn ihrer Arbeit.

Anschlag in Nizza, Putschversuch in der Türkei – Ihre ersten Tage beim Morgenmagazin fallen in eine ereignisreiche Zeit. Macht Ihnen die Arbeit bei WDR 2 trotzdem Spaß?

Sabine Heinrich: Das Radiomachen macht immer noch riesigen Spaß, das merke ich auch nach meiner Babypause. Im Zusammenhang mit der weltpolitischen Lage würde ich nicht von Spaß sprechen. Wenn sich die Nachrichten überschlagen, funktioniert man einfach. Das sind Momente, für die ich ausgebildet bin. Im Nachhinein ist es ein beruhigendes Gefühl, den richtigen Ton getroffen, die richtigen Fragen gestellt zu haben.

Ist es in so einer Zeit schwieriger, bei WDR 2 zu moderieren als beim Jugendsender 1Live?

Heinrich: Ich bin ja zu WDR 2 gewechselt, weil ich den Wunsch hatte, mich relevanteren Themen zu widmen. Hier ist alles dichter, bei den Hörern kann ich mehr Hintergrundwissen voraussetzen. Dafür muss man Nachrichten bei 1Live für eine spezielle Zielgruppe aufbereiten. Aus Moderatorensicht ist das fast noch anspruchsvoller.

Fühlen Sie sich jetzt, wo Sie beim Mainstream-Sender angekommen sind, erwachsen?

Heinrich: Damit hat das nichts zu tun. Ich weiß gar nicht, wie sich das anfühlt – erwachsen zu sein. Aber der Wechsel tut mir irre gut. Zumal die beiden Studios schräg gegenüber sind und ich mich mit den alten Kollegen weiterhin privat treffe. Bei WDR 2 sind viele relativ ordentlich angezogen, das hat mich erstmal eingeschüchtert. Ich hatte am Anfang die Sorge, dass die mich nicht ganz ernst nehmen. Umso schöner, dass sie mich so gut aufgenommen haben.

Was bleibt nach 15 Jahren 1Live?

Heinrich: Ich habe noch gar keinen richtigen Ausstand gegeben. Mein Kind ist jetzt ein halbes Jahr alt, noch darf ich nichts trinken. Aber den Ausstand hole ich nach, das gehört sich so. Es gab gute und es gab schwierige Zeiten. Bei der Loveparade 2010 mit 21 Toten war ich in Duisburg. Das macht was mit einem. Von einem Moment zum anderen war plötzlich alles anders. Die Kollegen haben mir geholfen, das zu verarbeiten, dafür bin ich ihnen bis heute dankbar.

Welche Rolle spielt das Radio in Ihrem Leben?

Heinrich: Zuhause läuft in jedem Zimmer ein anderer Sender. Im Bad höre ich WDR 5, im Auto erwischen Sie mich auch mal bei WDR 4. Sonntags beim Frühstück höre ich immer irgendwelche internationalen Sender. Selbst wenn ich die Sprache nicht verstehe, aber man bekommt dadurch ein Gefühl für das Land. Mein erstes Radio hatte ich mit vier oder fünf Jahren. Das stand in meinem Bett und hat mir geholfen, einzuschlafen. Ich konnte schon früh Radiomoderatoren an der Stimme erkennen. Das ist bis heute so: Vorhin kam unser neuer Kollege Jan Malte Andresen ins Studio, um sich vorzustellen. Ich kannte ihn wirklich nur aus seiner NDR-2-Zeit vom Hören. Er stand in der Tür, sagte „Hallo“ – und ich dachte, wie cool, ich kenne dich!

Tobi Schlegl hat angekündigt, seine Arbeit beim Radio und beim Fernsehen an den Nagel zu hängen und Notfallsanitäter zu werden, um endlich etwas „Sinnvolles“ zu tun. Können Sie seine Gedanken verstehen?

Heinrich: Ich kenne Tobi, er ist sehr schlau und hat immer eine Mission. Ich finde das klasse und hab mich selbst gefragt, ob ich das auch so könnte oder wollte. Aber mit etwas Abstand dachte ich: Nee! Ich habe einen tollen Beruf, den ich sehr liebe und der mich erfüllt. Natürlich: Als Moderator stellt man nichts Greifbares her, man trägt auch nicht zum Weltfrieden bei. Bestenfalls gebe ich den Hörern ein paar Minuten ein gutes Gefühl und erkläre ihnen ein komplexes Thema. Für mich ist das sinnvoll.