Berlin. Für viele wurde der olympische Traum 1936 zum Albtraum. Genau das zeigt auch einmal mehr der Film „Der Traum von Olympia“ auf Arte.

An die Olympischen Spiele in Berlin hatten Wolfgang Fürstner und Gretel Bergmann große Erwartungen. Der Nazi-Funktionär und die jüdische Hochspringerin – vom 1. bis 16. August 1936 wollten sie sich jeweils auf ihre Weise den „Traum von Olympia“ erfüllen. Das gleichnamige Dokudrama erinnert (Arte, Samstag, 20.15 Uhr) an das große Vertuschungsmanöver Adolf Hitlers, um Nazi-Deutschland als friedliebenden Staat zu präsentieren. Das Erste wiederholt den Film an diesem Montag um 21.45 Uhr.

Fürstner (Simon Schwarz), NSDAP-Mitglied und Sportfunktionär, hat den Auftrag, vor den Toren Berlins das Olympische Dorf aufzubauen, mit 140 Häusern inmitten einer künstlichen Seenlandschaft. Als Kommandant des Dorfes erhofft sich Fürstner eine steile Karriere in der Wehrmacht.

Die jüdische Hochspringerin Bergmann träumt vom Erfolg

Gretel Bergmann (Sandra von Ruffin) aus Laupheim im heutigen Baden-Württemberg träumt von sportlichen Erfolgen bei den Olympischen Spielen. Sie hat zwar 1931 die 1,51-Meter-Marke übersprungen und damit den deutschen Rekord aufgestellt. Doch nach der Machtübernahme der Nazis 1933 werden jüdische Sportler aus den Vereinen verbannt. Gretel Bergmann geht nach England, wo sie ihre Leistungen noch verbessert. Die Nazis hören davon und signalisieren ihr, sie könne nach Deutschland zurückkehren. Weil sie Goldmedaillen und damit Renommee wittern, stellen die Funktionäre ihr einen Platz im Kader in Aussicht. Doch kurz nach der Eröffnungsfeier wird sie aus dem Team wieder ausgeschlossen.

„Ich habe großen Respekt vor der Lebensgeschichte der Gretel Bergmann, vor ihrer unglaublichen Stärke und ihrem tiefen Glauben an sich selbst trotz aller menschenverachtenden Repressalien“, sagt Bergmann-Darstellerin Sandra von Ruffin.

Protagonisten erzählen von Hoffnungen und Wünschen

Die Schauspielerin ist die Tochter von Sängerin Vicky Leandros. Nach ihrem Geschichtsstudium hatte die 29-jährige Schauspiel in London studiert, obwohl sie bereits durch Rollen in TV-Serien einen vielversprechenden Start hatte. „Ich merkte, dass mir noch etwas Handwerk fehlt – somit habe ich ein Jahr ausschließlich Theater, Shakespeare, gespielt. Und gelernt, wie man mit der Stimme, der Sprache und dem Körper im Spiel umgeht.“

Die Körperlichkeit der Athletin lernte von Ruffin durch alte Filmaufnahmen. „Ich konnte sie leider nicht kennenlernen“, sagt sie. Bergmann ist heute 102 Jahre alt und lebt in den USA.

Mit „Wochenschau“-Aufnahmen und Spielszenen zeichnen Autor Florian Huber und Regisseurin Mira Thiel die Wochen vor dem Olympia-Start nach. In der Ichform erzählt jeder der beiden Protagonisten im Wechsel von seinen Hoffnungen und Wünschen, die sie mit den Spielen verbinden.

Fazit: Zwar mutet die Abfolge der Filmmonologe etwas starr an. Und die Sprache klingt manchmal arg pädagogisch. Am Ende, das wird in diesem Film deutlich, entpuppt sich „Der Traum von Olympia“ als Albtraum und letztes Kapitel einer gigantischen Farce, drei Jahre vor Kriegsbeginn.

• Samstag, 26. Juli, Arte, um 20.15 Uhr