Berlin. Wer sich auf eine Stelle bewirbt, hofft und bangt. Das nutzte die Arte-Sendung „Tracks“ aus und sorgte für einen Skandal – absichtlich.

Es gab schon den „Summer of the 90s“ oder den „Summer of Peace“. In diesem Jahr stellt der TV-Sender Arte den Sendesommer unter das Motto „Summer of Scandals“ – und sorgt selbst für einen Skandal. Der sonst so solide und wenig skandalträchtige Sender verärgert mit einer Aktion der „Tracks“-Redaktion Hunderte von Bewerbern, die sich auf eine Stellenausschreibung gemeldet hatten, berichtet etwa das Zeitgeistmagazin „Sleaze“.

Was war passiert? Dem Bericht zufolge hatte der deutsch-französische Fernsehsender im Mai in den sozialen Netzwerken eine Stellenausschreibung veröffentlicht. „Moderatoren für TRACKS verzweifelt gesucht“, habe es in dem Aufruf geheißen. Bewerber sollten an einem besonderen Casting teilnehmen. Die Aufgabe: einen vorgegebenen wirren Dialog zwischen einem Deutschen und einem Franzosen sprechen und davon ein Video drehen.

Skandal statt Zu- oder Absagen

Vor wenigen Tagen habe „Tracks“ nun geantwortet, heißt es in dem Bericht. Zu- oder Absagen gab es demnach jedoch nicht. Stattdessen: die Auflösung, die Überraschung, den Skandal. „Zugegebenermaßen haben wir niemals wirklich eine Moderation benötigt“, zitiert das „Sleaze-Magazin“ aus dem Antwortschreiben. Die besten Bewerbungs-Videos würden als Teil des Arte-Themensommers in einer „Tracks“-Sondersendung ausgestrahlt.

In der Sondersendung zum Arte-Themenschwerpunkt „Summer of Scandals“ präsentiert die Sendung „Tracks“ auch skandalöse Musikvideos. Popsängerin Mylène Farmer erkannte den Videoclip als ideales Trägermedium, um Skandale zu inszenieren.
In der Sondersendung zum Arte-Themenschwerpunkt „Summer of Scandals“ präsentiert die Sendung „Tracks“ auch skandalöse Musikvideos. Popsängerin Mylène Farmer erkannte den Videoclip als ideales Trägermedium, um Skandale zu inszenieren. © © Nathalie Delépine | wdr

Die Redaktion sei „überwältigt von der Kreativität und der Qualität“ der eingesendeten Videos. Mit der „skandalösen Vorgehensweise“ habe die „Tracks“-Redaktion einen Beitrag zum diesjährigen „Summer of Scandals“ leisten wollen.

„Wie kann man andere Menschen derart respektlos behandeln und vorführen?“, fragt die Autorin des „Sleaze“-Artikels. Gerade bei Menschen auf der Suche nach einem neuen Job spielten unglaublich viele Hoffnungen und Ängste mit, die „Tracks“ mit dieser vermeintlich lustigen Aktion mit Füßen trete. Eine „Bekannte“ hatte sich dem Bericht zufolge auf die Stelle beworben. Sie dürfte nicht die einzige gewesen sein, die die „Tracks“-Aktion wütend gemacht hat.

Arte entschuldigt sich bei Bewerbern

Inzwischen habe die „Tracks“-Redaktion die Stellenausschreibung entfernt. Zudem habe sich der Kultursender Arte entschuldigt, berichtet das Medienmagazin „DWDL“. „Dies war die Idee einer Sendung, die für ihre Originalität bekannt ist und gerne Grenzen überschreitet. Das, was als Witz gemeint war – ein falsches Stellenangebot auszuschreiben –, hat eine Verärgerung bei den Kandidaten ausgelöst, die uns sehr leid tut“, zitiert „DWDL“ eine Arte-Sprecherin. Sie habe Konsequenzen angekündigt. Arte distanziere sich von dem Programm und „deprogrammiere“ es.

Was genau das heißt, ist nicht klar. Die zuständigen Ansprechpartner bei Arte in Straßburg waren für eine Anfrage unserer Redaktion wegen des französischen Nationalfeiertags am Donnerstag nicht zu erreichen. Arte Deutschland war nicht bereit zu einer Stellungnahme. Das „Tracks“-Spezial soll eigentlich am Freitag, 16. Juli, um 23.55 Uhr auf Arte laufen.