Mainz . Die Spielfilmreihe „Sommernachtsphantasien“ ist zurück im Programm. Erst kommt „Feuchtgebiete“, später Lars von Triers „Nymphomaniac“.

Kunst oder Pornografie? Das ZDF macht mit einer ungewöhnlichen Programmplanung auf sich aufmerksam. In den kommenden sieben Tagen laufen gleich vier diskussionswürdige Erotikfilme. Den Auftakt macht am Montag, 4. Juli, „Feuchtgebiete“ – die Verfilmung des Charlotte-Roche-Bestsellers über das befremdliche Intimleben einer 18-Jährigen.

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Ein verstörender Film

Der Sender reaktiviert seine Spielfilmreihe „Sommernachtsfantasien“ – mit zum Teil ziemlich expliziten Filmen, die an der Toleranzgrenze vieler Zuschauer kratzen dürften. Das trifft vor allem auf den Zweiteiler „Nymphomaniac“ (Dienstag, 0.35 Uhr, und Freitag, 23.55 Uhr) des dänischen Regisseurs Lars von Trier zu. Die Geschichte über den Lebensweg einer sexsüchtigen, geschundenen Frau ist ein echter Skandalfilm: verstörend und brutal, deutlich und provokant. „Der versauteste Film der Berlinale“, erregten sich die Boulevardmedien zur Premiere. Das Werk ist vielschichtig, es geht um Abhängigkeit und den Kampf einer Frau gegen ihre innere Leere. Es zeigt auch nackte Menschen in Nahaufnahme und echten Sex. In der Türkei und anderen Ländern wurde der Film verboten. Wie wird das ZDF-Publikum reagieren? Der offizielle Trailer ist bereits deutlich, gibt aber im Vergleich nur einen zahmen Vorgeschmack.

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Auf dem Lerchenberg in Mainz wissen sie um die Provokation. „Uns ist durchaus bewusst, dass ein Film wie ‚Nymphomaniac‘ eine Herausforderung für den Fernsehzuschauer ist“, räumt Doris Schrenner von der Spielfilmredaktion ein. Der Streifen wolle nicht allen gefallen, sondern „im Gegenteil ganz bewusst den kontroversen Dialog befördern“.

Das ZDF habe sich in voller Absicht dazu entschlossen, „Nymphomaniac“ ins Programm aufzunehmen. Schrenner: „Nicht obwohl, sondern gerade weil es Stoff bietet für unterschiedliche Reaktionen und vielfältige Diskussionen, sollte ein herausragendes Erotikdrama dieser Qualität die Möglichkeit bekommen, auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt zu werden.“

Eigentlich hatte der Sender die Reihe „Sommernachtsfantasien“ längst aufgegeben. Ab 1992 präsentierte das ZDF 19 Jahre lang während der warmen Jahreszeit Filme mit mehr oder weniger hitzigem Inhalt. Darunter klassische Stoffe wie „Lady Chatterley“, aber auch die Woody-Allen-Thriller „Matchpoint“ und „Vicky Cristina Barcelona“.

Regisseure testen Grenzen

2011 war dann Schluss mit erotisch. An den Quoten lag das nicht, vielmehr mangelte es an zeigbaren Inhalten. „Wir mussten einsehen, dass die Zeiten für den ‚großen‘, mainstreamigen Erotikfilm jenseits des Arthaus-Kinos vorbei waren“, so Schrenner. Jetzt gibt es wieder genug Stoff für neue „Sommernachtsfantasien“.

In den vergangenen Jahren sind mehrere sehenswerte Filme entstanden, die weder Schmuddelkram noch Kunstkino sind, sondern ein breites Publikum ansprechen. Sie tragen Titel wie „Blau ist eine warme Farbe“ (2013) oder „Love“ (2015).

Viele Regisseure versuchten sich zuletzt an besonders gewagten Filmen, sagt Doris Schrenner. „Die Grenze zum Pornografischen wird immer weiter ausgelotet.“