Essen. Kaum eine US-Serie erreichte so viele Zuschauer in Deutschland wie „Dallas“. Vor 35 Jahren lief die erste Folge – eine Erinnerung.

Das ZDF hatte abgelehnt. „Irgendwo ist eine Grenze“, findet der damalige Programmdirektor Dieter Stolte. Und auch das Feuilleton warnte eindringlich vor diesem „Schund“ und bat: „Nicht gucken.“ Natürlich schalteten am 30. Juni 1981 trotzdem 15 Millionen Menschen die ARD ein, um die erste Folge einer neuen TV-Serie aus den USA zu sehen: „Dallas“.

Fortan wird der Dienstagabend in Deutschland zum „Dallas“-Abend. 45 Minuten, in denen man nicht anruft, erst recht nicht an der Haustür schellt. Weil ohnehin niemand abhebt, keiner öffnet. Eine Dreiviertelstunde, in der Gastwirte verzweifeln und für die Elternabende verlegt werden. Weil alles vor dem Fernseher sitzt, um einzutauchen in einen Kosmos aus Lügen und Intrigen. So wie es damals rund 300 Millionen Menschen in 64 Ländern rund um den Globus tun.

Erfolg überrascht sogar die Macher

Der Erfolg überrascht sogar die Macher der Serie. Eigentlich haben sie nur fünf Folgen geplant, wollen eine Miniserie machen, so eine Art „Romeo und Julia bei den Ölbaronen“. Mit dem ebenso braven wie gut aussehenden Patrick Duffy als Bobby Ewing in der Hauptrolle. Und seiner an Barbie erinnernden Frau Pam (Victoria Principal). Mit seiner gutherzigen Mutter Miss Ellie (Barbara Bel Geddes), ihrem Gatten Jock (Jim Davis) und der etwas dümmlichen und dicklichen Nichte Lucy (Charlene Tilton). Am Ende sind es 356 Episoden. Aber das liegt nicht an Duffy. Das liegt an Larry Hagman, der zwar nicht die erste, aber die beste Wahl der Produzenten ist.

Hagman spielt den ältesten Sohn der Ewings, er spielt J.R. – einen Mann mit Stetson, der keine Skrupel, aber häufig wechselnden Geschlechtsverkehr hat. Kein Gewissen, aber Geld besitzt. Der sich benimmt wie ein Schwein und lacht wie ein Bock: „He, he, he, he.“

2012 kehrten die Ewings nochmal zurück

Es ist der Beginn einer neuen Ära. Hat im Fernsehen bislang am Ende immer das Gute gesiegt, ist plötzlich der Böse der Held. „Menschgewordener Ölschlamm“ nennt ihn das „Time“-Magazin, und eine deutsche Zeitschrift attestiert ihm das „fieseste Grinsen der TV-Geschichte“. Die Zuschauer aber lieben den Mann, den alle hassen in der Serie. Sie klatschen sich vor Vergnügen auf die Schenkel, wenn sein Erzfeind Cliff Barnes (Ken Kercheval) sagt: „J.R., ich habe eine gute Nachricht.“ Und J.R. antwortet: „Was ist los, Barnes? Sind Sie unheilbar krank?“

1991 aber kann selbst er den Quotenrückgang nicht mehr stoppen. „Dallas“ wird eingestellt. 2012 kehren die Ewings zurück – mit neuer Besetzung in den Haupt- und den Altstars in den Nebenrollen. Doch der Erfolg hält sich in Grenzen. Was einst schockierte, ist mittlerweile Alltag im Fernsehen. Als Hagman, der wieder in die Rolle des Ami-Ekels geschlüpft ist, während der Dreharbeiten an Krebs stirbt, verlieren die Zuschauer schnell das Interesse. Nach nur 40 Folgen in drei Staffeln schließt die Southfork-Ranch wieder ihre Gatter. Dieses Mal wohl für immer.