Los Angeles. Vor beinahe 25 Jahren war er in dem Kultfilm „Bodyguard“ der Junge Fletcher. Nun besuchte er das erste Mal die Drehorte von damals.

Ist der Bart ab, sagt DeVaughn Nixon, „erkennt mich jeder“. Nur nicht als Nixon. Als Fletcher. Als das Kind, das er vor bald 25 Jahren war: der niedliche Junge aus dem Kultfilm „Bodyguard“, Sohn der Sängerin Whitney Houston, kleiner Kollege von Kevin Costner. Nun sind Männer natürlich nicht niedlich, aber man könnte ihn immer noch in den Arm nehmen: Groß geworden ist er, der Fletcher, ein gutaussehender, strahlender Kerl von 32 Jahren.

Der selbst gerade am liebsten ein Haus umarmen würde. Selfie auf der Treppe, ein Schwung, und er sitzt auf dem 90 Jahre alten Herd. „Hey, hier habe ich damals gespielt, wenn ich nicht dran war!“ Das hier ist Greystone Mansion, Beverly Hills, Los Angeles, Kalifornien. Mehr als ein Haus, eine historische Villa mit Park, wo sie damals das Schlafzimmer eingerichtet haben: in dem Gesangsstar Rachel unter den Kronleuchtern den Brief eines geheimnisvollen Stalkers fand. Die Küche ist so geblieben, der Ort, an dem der Leibwächter Frank Farmer seine Strategie plante.

Erstmal wieder am Drehort von damals

Fletcher alias DeVaughn Nixon war nie wieder hier, in diesem Gebäude von 1928, aber die Bilder sind gleich wieder da. „Das ist ein Teil meiner Kindheit!“, er lacht breit, streift durch die Räume, es sind 55, berührt Türen und Wände: „Der größte Spaß, den ich je hatte.“ Der Sohn des Basketballstars Norm Nixon war kaum acht, als er zum Set kam. Und erfuhr erst viel später: dass Costner unbedingt Whitney Houston wollte, der Kreis der Geldgeber aber Madonna, Dolly Parton oder Diana Ross. „Whitney war ja keine Schauspielerin.“ Der Rest ist Filmgeschichte.

Houston „war wie eine Mutter für mich“, sagt DeVaughn, er hat das oft gesagt, noch ein Jahr vor ihrem Tod 2012: „Sie ist es immer noch.“ Am Rande der Dreharbeiten „sang sie für mich und erzählte mir Geschichten aus der Bibel. Es war, als sei ich ihr Sohn“, nicht nur im Film. Als seine leibliche Mutter erneut heiratete, war Whitney Houston Trauzeugin, zu ihrer eigenen Hochzeit im selben Jahr lud sie den kleinen Filmpartner ein. „Die Einladung habe ich bis heute.“

Besuche auf der Ranch

Auch Kevin Costner, sagt Nixon, besuche er noch gelegentlich auf dessen Ranch. Sie müssen ein starkes Trio gewesen sein: Bei den Szenen am Lake Tahoe hat DeVaughn zum ersten Mal Schnee gesehen, einen Schneeball, sagt er, warf er Whitney Houston „mitten ins Gesicht“. Nur die Sache mit dem Boot sei nicht echt gewesen: Im Film wird Fletcher von Frank vor einer Bombe gerettet. Fletcher aber war in jenem Moment gar nicht DeVaughn: „Sie haben mich gedoubelt.“ Einen kleinen Stuntman wählten sie aus, „und wisst ihr was, das glaubt ihr nicht: Sie haben ihm das Gesicht schwarz angemalt!“

Für Nixon Junior war es „der Anfang meiner Karriere“ – nur war die nicht groß, bislang. In seiner Filmografie finden sich ein paar bekanntere Titel, „Terminator II“, „Sugar Hill“ oder „Prom“, DeVaughn steht meist weit hinten im Cast. Es gibt Serienrollen im Fernsehen; am Tag, als er „Greystone“ besucht, hat er einen Werbedreh. Da hat der Ort Größeres erlebt: Hier drehte man Szenen für „Startrek 2“, „Spiderman“, „Drei Engel für Charly“, „The Big Lebowski“, „Batman und Robin“, „Die fabelhaften Baker Boys“ – und „Ghostbusters“.

In der Villa spukt es

Das passt, denn: Es spukt angeblich in der Villa. Parkwächter erzählen von Schreien und Möbelrücken; nachts ist keiner von ihnen dort gern allein. Man munkelt, es seien die Seelen des ersten Bewohners Doheny, Sohn eines Öl-Tycoons, und seines Sekretärs; bis heute ist nicht geklärt, wer damals wen erschoss. Der Tatort, ein Schlafgemach, heißt bis heute „Murder Room“. Gerüchte gehen über vier weitere mysteriöse Todesfälle, darunter der eines Kindes.

DeVaughn Nixon schaudert es. Doch dann lacht er wieder. „Ich bin zufrieden.“ Allein, dass er heute wieder hier sein darf, dass er immer noch Fletcher ist nach all den Jahren: „Das gibt mir das Gefühl, Teil von etwas Großem zu sein.“