Sie sind skrupellos und auf Profit aus. Die Manager im ARD-Film sind keine netten Zeitgenossen – doch gerade deshalb sehr unterhaltsam.

Sie sind im Auftrag der Globalisierung unterwegs und haben keinerlei Skrupel, mal eben eine Fabrik in Indien dichtzumachen, um sie im noch kostengünstigeren Pakistan neu zu eröffnen. Unbedingte Effizienz und größtmöglicher Profit sind das Motto, dem sich die deutschen Unternehmensberater Frank Öllers (Devid Striesow) und Kai Niederländer (Sebastian Blomberg) bedingungslos verschrieben haben.

Wenn die beiden unerschrockenen Kämpfer für den gnadenlosen Kapitalismus in China, Indien oder Nigeria auftauchen, ist die „Zeit der Kannibalen“ angebrochen, wie Johannes Nabers außergewöhnlicher und vielfach preisgekrönter Kinofilm von 2014 heißt. Außergewöhnlich, weil der Regisseur die Schattenseiten der Globalisierung als hochgradig stilisiertes Kammerspiel inszeniert: Die Handlung spielt sich ausschließlich in Luxushotelzimmern ab, die überall auf der Welt gleich aussehen, die tristen Stadtlandschaften in Asien oder Afrika draußen vor dem Fenster werden lediglich mit einfachen Pappkulissen dargestellt. Der komplett im Studio gedrehte Film ist am 14.6. als Auftakt zu einer neuen Staffel der Reihe „Filmdebüt im Ersten“ zu sehen, mit der die ARD auch diesen Sommer immer dienstags bemerkenswerte TV-Premieren zeigt.

„Der Dreck sitzt draußen und ätzt sich ins Glas. Aber hier im Hotel sind wir sicher“, sinniert Wirtschaftsberater Niederländer über den Kontrast zwischen Drinnen und Draußen, der sein Leben prägt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Öllers reist er durch die Welt und erklärt im Auftrag einer Beratungsfirma Unternehmen, wie sie in Zeiten der Globalisierung noch mehr Geld machen können.

Die neue Kollegin stört die Männerfreundschaft der Manager

Das Leben der beiden hoch bezahlten Topmanager spielt sich im Flugzeug und in Hotelzimmern ab, die sich von der Minibar bis zum daunenweichen Luxusbett mit dem Schokotäfelchen auf dem Kopfkissen und den weißen Bademänteln im Schrank zum Verwechseln ähneln. Diese nicht selten mitten im Elend von Entwicklungsländermetropolen gelegenen und von Smog umwaberten Hotels sind für die beiden Männer Trutzburgen, die sie nie verlassen, der Kontakt zur einheimischen Bevölkerung findet nur über Zimmermädchen und Liftboys statt. Ersteren stellt Öllers gerne mal nach, Letztere werden von Niederländer schon mal grundlos runtergeputzt. Erweitert wird das eingespielte Zweierteam eines Tages durch die Kollegin Bianca März (Katharina Schüttler), die Öllers gehörig auf die Nerven geht. Die junge Frau stellt eingespielte Verfahrensweisen infrage, und offenbart einem der beiden schließlich, dass sie ihre männlichen Kollegen im Auftrag der Firma hinsichtlich weiterer Karriereschritte bewerten soll.

Fazit: Ein großartiger Film voller Ideenreichtum, schwarzem Humor und erschreckend viel Realitätsgehalt aus der Welt der Topmanager.

• Dienstag, 14. Juni, ARD, um 22.45 Uhr