Köln. RTL lässt einen neuen Sender auf seiner Zuschauer los. RTLplus zeigt Klassiker wie „Nikola“ und neuaufgelegte Shows wie „Glücksrad“.

Immerhin, die Uhrzeit passt. Punkt Mitternacht am kommenden Samstag wird Joachim Llambi im Finale von „Let’s Dance“ einen Knopf drücken, und dann wanken sie heran, die Untoten des Privatfernsehens – herausgeklettert aus den Archiven, um das Programm eines neuen TV-Senders mit altem Namen zu füllen. RTLplus geht am Samstag auf Sendung. RTLplus – so hieß RTL zu Anfangszeiten selber einmal.

Sehen kann das Retroprogramm fast jeder – weil über Satellit (Astra 19,2° auf der Frequenz 12,188 GHz (horizontal), Internet und ab 1. Juli auch über Unitymedia frei empfangbar. Gemacht aber ist es in erster Linie für ein älteres weibliches Publikum. „Einen neuen Free-TV-Sender zu starten, macht dann Sinn, wenn er eine klar definierte Zielgruppe erreichen kann“, sagt Anke Schäferkordt, Geschäftsführerin der Mediengruppe RTL Deutschland, und verweist auf RTLNitro. Der Sender für echte Kerle mit ersten grauen Haaren bestreitet sein Programm überwiegend mit Konserven aus dem US-Fernsehen, erzielt damit aber anscheinend zufriedenstellende Zahlen.

Wiedersehen mit Tine Wittler und Co.

Nun soll es „Gutes von gestern“ also auch für die Frau geben. Wobei das mit dem „gut“ so eine Sache ist. Denn was RTL gerne „Klassiker“ nennt, ist oft nicht weit weg von einer Katastrophe, gut abgehangen und überwiegend aus eigener Produktion. „Das Straf-“, „Jugend-“ und „Familiengericht“ tagen oft gleich mehrfach und rollen alte Fälle auf. Bei „Vermisst“ sucht Julia Leischik Menschen, die sie beim Muttersender RTL schon vor Jahren gefunden hat, und Tine Wittler wird zeitweise gleich ein halbes Dutzend Mal am Abend zum „Einsatz in vier Wänden“ gerufen. Wie fast schon zu befürchten war, erfahren die Zuschauer auch noch einmal, wie es so zugeht „Hinter Gittern“, und selbst Dr. Stefan Frank öffnet noch einmal seine Praxis. Sie wissen schon, das war „Der Arzt, dem die Frauen vertrauen“.

Freitags ist Comedyabend mit alten Bekannten. Gaby Köster bittet in „Ritas Welt“, Mariele Millowitsch wird zu Schwester „Nikola“, Jochen Busse leitet „Das Amt“, und auch „Die Camper“ schlagen wieder ihre Zelte auf – alles in Wiederholung versteht sich. Donnerstags gibt es Krimis. Da ermitteln Quincy und Monk im Doppel- oder Dreierpack. Und abgerundet wird das alles von alten Staffeln über Bauern, die Frauen suchen, oder Promis, die in „Let’s Dance“ das Tanzbein schwingen. Kostet ja alles fast nichts, ist ja alles schon lange abgedreht.

Bekannte Shows in Neuauflage

Doch das ist ja nur der Anfang. Es wird auch Frischware geben. Von Herbst an lässt RTLplus die Vorabendshows aus den Anfangstagen des Privatfernsehens mit neuen Folgen wieder aufleben und setzt dafür auf offenbar nicht ausgelastetes Personal aus eigenem Haus. Statt Werner Schulze-Erdel lässt künftig Alliterations-Expertin Inka Bause beim „Familienduell“ die „mutigen Meiers“ gegen die „schlagfertigen Schulzes“ antreten.

Beim neuen „Jeopardy“ versucht sich „Let’s Dance“-Juror Joachim Llambi als Moderator, und „Ruck Zuck“ übernimmt RTL-Allzweckwaffe Oliver Geissen. Ja, selbst das einst bei der Konkurrenz beheimatete Glücksrad soll sich wieder drehen – mit Sat.1-„Frühstücksfernsehen“-Moderator Jan Hahn als Gastgeber und Tänzerin Isabel Edvardsson als Maren-Gilzer-Nachfolgerin und Glücksfee.

Alles wie früher also, nur einer fehlt. Von Hütchenspieler Salvatore gibt es derzeit weit und breit keine Spur. Schade.