Berlin . Im Zweiteiler „Fanny und die geheimen Väter“ ist Jutta Speidel in einer komischen Rolle zu sehen. Doch dem Film gelingt nicht alles.

Sie ist um die 60, alleinstehend, wohnt in München und ist von allerlei Sorgen des Alltags geplagt: Diese Frau steht im Mittelpunkt des Zweiteilers „Fanny“, der an diesem Freitag mit der Folge „Fanny und die geheimen Väter“ im Ersten startet. Der zweite Film („Fanny und die gekaufte Frau“) folgt am 3. Juni. Ob daraus eine Reihe wird, entscheiden die Quoten.

Fanny Steininger (Jutta Speidel) wohnt in einer kunterbunten Wohnung im Münchner Westen. Sie selbst schaut mit ihren Klamotten auch kunterbunt aus. Sie hangelt immer am Existenzminimum entlang: Gerade hat sie ihren Job als Zugbegleiterin geschmissen und flüchtet sogar vor einem Pfandeintreiber aus dem Fenster. Doch dann winkt der hoch verschuldeten Frau plötzlich eine Erbschaft: Ein gewisser Walter Jeromin, angeblich ihr leiblicher Vater, vermacht ihr 183.000 Euro und ein Landhaus. Aber mit dem Erbe kommen die Turbulenzen.

Als Frau in einer reinen Männerwelt

Einen Haken hat die Sache nämlich: Die Vormundschaft für den vermeintlichen Halbbruder Elias Jeromin (Dennis Mojen), der am Asperger-Syndrom leidet, ist mit dem Erbe verbunden. In der Anwaltskanzlei „Hackenbusch & Söhne“ sucht Fanny Rat – und gemeinsam hecken sie eine ungewöhnliche Strategie aus.

Die Idee zum Film kam Speidel selbst: „Als ein befreundeter Erbschaftsanwalt ein Buch geschrieben und mir daraus vorgelesen hat. Das Erbrecht ist schon sehr abgründig. Ich musste ständig lachen und dachte sofort, das wäre ein schöner Stoff.“

Speidel will Tabu brechen

Und die 62-Jährige freute sich über die Rolle dieser ungewöhnliche Frau, die sich in einer reinen Männerwelt bewegen muss. „Das macht sie ziemlich gut, wie ich finde“, betont Speidel. „Man könnten jetzt sagen, dass die Männer in unserem Film schlecht wegkommen – was meiner Meinung nach gar nicht stimmt. Ich finde, dass die Frauen im TV-Film meistens eher schlecht wegkommen. Nennen Sie mir mal einen Film, wo eine 60-jährige Frau wirklich ihre Frau steht, also tatsächlich unabhängig und freigeistig ist. Ich glaube, das ist ein absolut neues Thema und ein Novum – wenn man sich anschaut, wie wir die Fanny in ihrer nonkonformen Art gestrickt haben.“ Zu sehr sei in den Köpfen vieler Fernsehmacher noch das biedere Frauenbild der 50er-Jahre verankert.

Fanny nun ist alles andere als bieder, sondern eine umtriebige und skurrile Person, die wohl eine Art couragierte Pippi Langstrumpf für Erwachsene sein will. Ob das schon eine nonkonformistische Figur ist, sei dahingestellt – zumindest muss sie lernen, endlich Verantwortung für sich und auch für andere zu übernehmen. Der Film weist so manche Anleihe an den US-Film „Erin Brockovich“ mit Julia Roberts auf, kommt jedoch nie wirklich an ihn heran. Das Thema Erbrecht immerhin ist unterhaltsam umgesetzt. Jutta Speidel macht ihren Job gut – so, als spiele sie im Grunde sich selbst.

Fazit: Nette und insgesamt unterhaltsame Posse. Doch etwas mehr Mut zu richtig frechen Szenen hätte der Komödie schon ganz gut getan.

27. Mai, ARD, 20.15 Uhr