Berlin. Man kennt ihn als Detektiv Wilsberg. In seinem neuen Film aber zeigt sich Leonard Lansink gar nicht so ruhig und abgeklärt.

Immer müsse er sich streiten, wirft ihm seine Ex-Frau vor. Sie will, dass er endlich die Scheidungspapiere unterschreibt. Denn sie brauche jemanden, der sein Leben liebt und nicht die Welt hasst – so wie Paul es tut. Paul ist Versicherungsangestellter, heißt mit vollem Namen Paul Schneider und wird gespielt von Wilsberg-Darsteller Leonard Lansink.

In der ZDF-Komödie „Nur nicht aufregen“ scheint Nörgler Schneider das Unglück förmlich anzuziehen: Erst ist da der defekte Fahrkartenautomat, an dem er schier verzweifelt. Hinzu kommt eine viel zu teure Reparatur seines geliebten Autos, ein sturer Bankangestellter, ein intriganter Kollege und ein geldgieriger Chef. Das würde ihm schon reichen. Dann trifft er auch noch, welch Ironie, auf einen Musiker in der Bahn, der ihn mit dem Gute-Laune-Song „Don’t Worry Be Happy“ tyrannisiert.

Mundwinkel nach unten, Stirn in tiefe Falten gelegt

Grund genug, wie der Miesepeter persönlich durch die Stadt zu schlendern. Der Gesichtsausdruck ist immer gleich: Mundwinkel nach unten, die Stirn in tiefe Falten gelegt – fast schon erregt Paul, eigentlich kein Sympathieträger, so etwas wie Mitleid beim Zuschauer. Leider wird diese Spur zu sehr ausgetreten: Irgendwann nervt die ewig gleiche Mimik.

Die endlos wirkende Trostlosigkeit wird gekrönt von einem Zwischenfall im Job: Paul dreht durch, als ein Kunde versucht, seine Versicherung zu betrügen. Die Folge: Abmahnung, dann Kündigungsdrohung, aus der er ohne Rechtsbeistand nicht mehr rauskommt. Die unkonventionelle Anwältin Aylin Beyerling (Senna Gammour) soll Paul vor Gericht vertreten. Aber auch das läuft nicht rund. Er kann seine Vorurteile – Türkin und Frau – nicht überwinden.

Je mehr Paul merkt, wie die Versicherungsbranche tickt, desto stärker will er heraus aus seiner Lethargie und handeln. Entschlossen kämpft er gegen die Ungerechtigkeit, gegen die Machenschaften von Finanzkonzernen und Versicherungen. Immer mehr entwickelt sich Stinkstiefel Paul zum Anwalt der kleinen Leute.

Senna Gammour mit natürlichem Proletenschick

Auch wenn in der Komödie die großen Lacher leider fehlen, liefert der Film gute Unterhaltung. Die Sache mit der Ungerechtigkeit hätte wohl noch intensiver ausgearbeitet werden können. Doch in den Momenten, wenn Paul sich von der Welt abgezockt fühlt, können sich sicher viele mit ihm identifizieren.

Schmunzeln muss man übrigens manchmal bei der Anwältin Beyerling. Senna Gammour spielt sich da fast selbst, ganz in ihrem natürlichen Proletenschick, den man von der ehemaligen Monrose-Sängerin kennt. „Opfer“, das sagt sie gerne. Manchmal wirkt diese gespielte Authentizität aber zu überzogen.

Vor der Arbeit mit TV-Urgestein Leonard Lansink hatte Gammour großen Respekt: „Als ich ihn das erste Mal traf, war mir mulmig. Aber dann haben wir uns verstanden.“

Fazit: Wer Leonard Lansink als „Wilsberg“ kennt, wird ihn auch hier mögen – zurückgenommen, immer mit etwas Witz im Spielen.

Donnerstag, 19. Mai, 20.15 Uhr, ZDF.