6000 Folgen – Warum bei „GZSZ“ Fieslinge so beliebt sind
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Von Sören Kittel
Berlin. „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ wird am Mittwoch 6000 Folgen alt. Eine Spurensuche nach dem Erfolgsgeheimnis der beliebten Daily-Soap.
Über die TV-Figur Jo Gerner sollten die Zuschauer zwei Dinge wissen, dann verstehen sie seine Taten besser. Zum einen war er kein Wunschkind. Das Wissen darüber hat seine gesamte Kindheit geprägt und sorgt heute dafür, dass er seine Kinder wie ein Löwe verteidigt. Und das Zweite: Sein Vater hat ihn als Kind gern in einen Vogelkäfig gesteckt. Die Erinnerung an diese Qual sorgt nicht nur dafür, dass Gerner heute Vögel hasst, sondern auch, dass er gern Macht über andere ausübt. Eine gefährliche Kombination, aber so werden Fernsehfieslinge geboren.
Wolfgang Bahro spielt den Jo Gerner fast seit Beginn der täglichen Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ). Die Serie begann 1992, als „It’s my life“ von Dr. Alban im Radio lief und im Kino „Bodyguard“. Seit der 185. Folge erpresst, lügt und betrügt sich der 55-Jährige durch den Serienalltag, gründete das Restaurant „Fasan“ und die Airline GernAir. Doch Bahro sieht sich in der Rolle des Fieslings im Vorteil. „Da die Bösewichter generell am beliebtesten sind“, sagt er, „werden diese auch öfter erkannt als andere Charaktere – siehe Darth Vader oder die James-Bond-Schurken.“
Einschaltquoten seit Jahren sehr hoch
Bahros Kollegin Ulrike Frank war als kühle, arrogante Geschäftsfrau Katrin Flemming mit Jo Gerner schon verheiratet und kann ihrer bösen Rolle Positives abgewinnen: „Ich mag die toughe, intrigante Frau genauso wie die Löwenmutter und Freundin“, sagt die 47-jährige Schauspielerin. „Außerdem ist sie manchmal unglaublich nett, wenn auch auf ihre Art.“ Auch Flemming hatte eine schwere Kindheit: Ihre Brüder sind tot oder verschollen, ihre Mutter erstickte an einer Brezel. Die Erkenntnis: Katrin Flemming behandelt nur deshalb alle herablassend, weil sie ihre Unsicherheiten verschleiern will.
GZSZ-Jubiläum: Die Serie in Zahlen
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Solcher Art sind die Lebensgeschichten, auf deren Grundlage das Team um GZSZ seit 24 Jahren immer neue Intrigen, Entführungen und Unfälle entwickeln darf. Es gab 24 Hochzeiten und rund 45 Todesfälle in der Zeit. Die Webseite „gzsz.de“ gewann 2004 sogar den Grimme Online Award. Außerdem: Mit weniger als einer Million Zuschauer gestartet, schalten die Serie heute durchschnittlich 3,1 Millionen Zuschauer täglich ein, in der Zielgruppe der jungen Mädchen zwischen 14 und 29 Jahren erreicht sie rund 25 Prozent.
Heutige Stars wie Alexandra Neldel oder Yvonne Catterfeld haben bei GZSZ angefangen. Die 6000. Folge der Seifenoper soll deshalb auch gleich 90 Minuten dauern. Der Grund, warum Wolfgang Bahro noch durchhält: „Wir sind wie eine große Familie“, sagt er. Vor allem mit Ulrike Frank verstehe er sich gut. Eine seiner Lieblingserinnerungen ist auch eine mit ihr: „Als mich Katrin Flemming über einen Abgrund schweben ließ, um zu erfahren, ob unsere gemeinsame Tochter noch lebt.“ Sie lebte noch. Alles wird gut.
Mittwoch, 18. Mai, 19.40 Uhr, RTL: „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“