Berlin. Der angesehene Musiker Stefan Arzberger war auf einer Konzertreise in den USA. Nun ist er wegen einer Anklage gefangen in New York.

Der Mann im New Yorker Central Park spricht konzentriert und gefasst, und doch kann er seine Verzweiflung nicht verbergen: „Ich soll etwas getan haben, was nicht in meiner Natur liegt.“ Es handelt sich um den angesehenen Musiker Stefan Arzberger (43), Geiger des Leipziger Streichquartetts.

Es ist versuchter Mord, der Arzberger zur Last gelegt wird. Er soll am Morgen des 27. März 2015 in einem Hotel in Manhattan eine fremde Frau gewürgt haben.

„Zuerst dachte ich, das ist alles ein Missverständnis, das sich bald aufklären wird“, schildert Arzberger. Doch der Musiker kommt in Untersuchungshaft ins berüchtigte New Yorker Gefängnis „The Tombs“, eine der härtesten Haftanstalten der USA.

Anwälte glauben an vertauschte Rollen

Seine Anwälte haben nur eine Erklärung für die Tat: Ihr Mandant sei selbst Opfer. Er sei unter Drogen gesetzt und dann ausgeraubt worden. Denn laut Ermittlungen war Arzberger in Begleitung einer transsexuellen, mehrfach vorbestraften Prostituierten, bevor er sein Zimmer verließ und das 64-jährige Opfer angriff.

Stefan Arzberger bei der Arbeit: Der Musiker ist Violinist im Leipziger Streichquartett.
Stefan Arzberger bei der Arbeit: Der Musiker ist Violinist im Leipziger Streichquartett. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Henner Kaiser

Die packende Dokumentation „Eine verhängnisvolle Nacht“ aus der ZDF-Reihe „37 Grad“ behandelt den merkwürdigen Fall des Musikers, der international für Furore gesorgt hat. Der Film schildert den in New York gestrandeten Arzberger als einen Beschuldigten, der einerseits verzweifelt ist, sich aber andererseits auf die Hilfe von Familie, Freunden und Unterstützern verlassen kann. So wie auf die von seinem Freund Lothar Jakobmeyer. Dessen erste Botschaft an Arzberger, als er von dem Vorfall hörte: „Egal, was du getan hast, ich lass von dir nicht ab. Ich glaube an dich als Mensch und an deinen Charakter.“ Für ihn stand fest: Im Gefängnis kann Arzberger nicht bleiben. Die 100 000 Euro Kaution müssen her.

Er sammelte Geld. Ein erheblicher finanzieller Aufwand für Freunde und Familie. Jetzt darf sich Arzberger frei in New York bewegen, die Stadt jedoch nicht verlassen. Er geht zu Anhörungen, wann der eigentliche Prozess beginnt, ist unklar. „Es freut mich und es verunsichert mich, weil ich etwas zurückgeben möchte, und das kann ich gerade nicht“, sagt Arzberger über die Unterstützung. „Das macht einen fertig.“

• Fazit: Der Film schildert präzise, wie wenige Stunden ein Leben zertrümmern können. Ohne den Beschuldigten vorab zu verurteilen oder freizusprechen.

• Dienstag, 17. Mai, 22.15 Uhr, ZDF: „37 Grad: Eine verhängnisvolle Nacht“