Mainz. Kommissarin Lucas ermittelt im Film „Schuldig“ im Milieu von Menschen- und Drogenschmugglern – doch die große Spannung bleibt aus.

Syrische Bürgerkriegsflüchtlinge riskieren ihr Leben als lebende Drogenpakete, ausgenutzt von mafiösen Schlepperbanden, gedeckt von kriminellen BKA-Beamten – an solchen Drehbuchgerüsten hangeln sich Kinoactionthriller im Stile von „Nur 24 Stunden“ entlang. Beim ZDF ist so viel Handlung gerade genug für den Samstagabendkrimi „Kommissarin Lucas – Schuldig“ (20.15 Uhr).

Um das Fazit vorwegzunehmen: Schuldig macht sich in erster Linie das ZDF, das die vielversprechende Handlung routiniert auf besserem Vorabendniveau abdreht. Da hilft es auch wenig, ein Auge zuzudrücken.

Verstopfung kann tödlich sein. Der syrische Flüchtling wird bei lebendigem Leib ausgeweidet, damit die Bösen endlich an das Kilogramm Heroin in seinem Gedärm kommen. Seiner jungen Schwester droht das gleiche Schicksal, aber der Metzgergehilfe „Gypsy“ bekommt Skrupel und ermöglicht ihr die Flucht.

Das Drehbuch als Horrorshow

Der tote Flüchtling war Profifußballer in Aleppo. Der Vater starb im Folterkeller des Assad-Regimes, dann fielen Fassbomben aufs Haus, die älteren Brüder starben auch, am Ende kam die Terrormiliz „Islamischer Staat“, um aus dem Jüngsten der geschundenen Familie einen Kindersoldaten zu machen. Das Drehbuch ist eine Horrorshow, individuelle Charaktere beschreibt man so aber nicht.

Der Vater des toten Flüchtlings hat einst in der DDR gelebt, deshalb können die Reste dieser syrischen Familie im Flüchtlingsheim besser auf Deutsch mit Kommissarin Lucas (Ulrike Kriener) reden als deren bayerischer Nachbar. Die Filmemacher haben eben keine Angst vor unglaubwürdigen Zufällen: Der Metzgergehilfe „Gypsy“ ist der Sohn eines vor zwei Jahrzehnten im Dienst erschossenen Streifenpolizisten. Damals dabei: der böse BKA-Mann, jetzt im Flüchtlingsgeschäft, und der reumütige Boris aus dem Team von Frau Kommissarin.

Die Polizei ermittelt im Stil von „Mission Impossible“

Selbst im beschaulichen Regensburg hackt die Polizei jetzt fast wie Tom Cruise auf unmöglicher Mission. Die aufreizende Neue im Lucas-Team, Nina Friedrich (Andrea Wenzl), knackt wie im Kinderspiel die Überwachungscomputer, als hätte sie bei der NSA gelernt. Am Ende liegen vier Menschen angeschossen unter dem Hafenkran.

Im Gegensatz zu diesem Story-Overkill plätschert die Inszenierung als breiter ruhiger Fluss behäbig dahin wie die Donau durch Regensburg. Hier ein bisschen Düsternis im Wald, da ein kleiner Witz, alles schön untermalt vom Gedudel aus der ZDF-Soundfabrik.

Droht der geretteten Schwester als Drogenschmugglerin nicht Gefängnis und anschließende Abschiebung? Die Frage wird am Ende einfach ausgeblendet, um das Friede-Freude-Finale nicht zu stören. Dem mittelmäßigen Niveau ergeben sich auch die Schauspieler, mit Ausnahme von Tilo Prückner als bayerischem Nachbar Max. Wer nach 90 Minuten nicht weggedämmert ist, kann sich darüber ärgern, wie das Flüchtlingsthema für einen derart uninspirierten Fernsehkrimi herhalten muss.

Fazit: Samstagabend-Krimi auf Vorabendniveau.

Sendetermin: Samstag, 14. Mai, ZDF, um 20.15 Uhr