Berlin. In dem ARD-Film „Die Kinder meines Bruders“ kehrt Stadtmensch Eric aufs Land zurück – und beginnt den Kampf gegen die Milchkartelle.

Ein kleiner Ort in Sachsen-Anhalt, die Kirchenglocken läuten. Was für ein Idyll. Doch der Eindruck täuscht: Der verschuldete Milchbauer Christoph verlässt niedergeschlagen das Bankgebäude. Wie gelähmt setzt er sich ins Auto. Sein besorgter Teenagersohn Nico fährt ihm auf dem Moped hinterher. Und muss nun beobachten, wie sein Vater ungebremst in einen Milchtransporter rast und so seinem Leben ein Ende setzt.

Neben Nico hinterlässt der Bauer die kleine Tochter Leonie. Die Kinder hatten schon keine Mutter mehr. Was ihnen bleibt, ist der verschuldete Familienhof – und ihr Onkel aus Berlin.

Der hinterbliebene Bruder stellt sich dem Kampf

Vom plötzlichen Tod seines Bruders erfährt Eric (David Rott, spielte Udo Jürgens in „Der Mann mit dem Fagott“), während er seiner Freundin Verena (Anna Thalbach) seine neueste Errungenschaft präsentiert: ein Boot. Großspurig schwärmt er vom schwimmenden Liebesnest – „keine Nachbarn, keine Kinder, keine Nervereien“. Nun kehrt der Großstadtfreund eher widerwillig in die ländliche Heimat zurück. Am liebsten will er die hinterbliebenen Kinder gleich zu Pflegeeltern abschieben.

Landleben gegen Großstadt, Traktor gegen Boot: Gleich zu Beginn des ARD-Films „Die Kinder meines Bruders“ wird dieser Gegensatz markiert. Nun muss sich Städter Eric arrangieren, sein Leben ändern. Muss Verantwortung übernehmen, mal nicht nur für sich. Der Tod also als Auslöser von Veränderungen. Ein Einschnitt, der ihn das Leben überdenken lässt. Der die Frage nach Schuld aufwirft und zum Handeln auffordert. Der Film fasst viele Themen an: Entscheidung, Verantwortung, Gerechtigkeit. Vor allem ist da Menschlichkeit.

Existenz des Hofes ist bedroht

David Rott verkörpert Eric, der ein selbstbestimmtes Leben unerwartet gegen Fremdbestimmung tauschen muss. Dass Eric eigentlich keine Kinder mag, ist auch ein Problem zwischen ihm und seiner Freundin. Doch er stellt sich in der Not noch ganz anderen Herausforderungen: Die Existenz des Hofs ist vom Preisdumping der Großmolkereien bedroht. Eric wird zum Kämpfer. Zusammen mit anderen Bauern und seinem Neffen Nico greift er an.

Und der Ex-Berliner wächst an seinen Herausforderungen. Das wird besonders deutlich im Kleinen. Etwa, wenn seine Nichte sich Vorwürfe macht: „Ich hätte Papa mein Sparbuch geben sollen.“ Seine tröstende Reaktion zeigt, dass der einst so oberflächliche Eric eigentlich ein sensibler Mensch ist. Den anfänglichen Unsympathen kauft man David Rott allerdings nicht ganz ab – und die ganz großen Überraschungen gibt es in der Handlung auch nicht.

Dennoch: Regisseur Ingo Rasper gelingt es, das ländliche Milieu und die Nöte der Milchbauern glaubwürdig darzustellen – und das alles eingebettet in eine Familiengeschichte.

Fazit: Ein Film, der den Spagat schafft zwischen familienfreundlich und emotional herausfordernd und dabei auch noch das wichtige Thema Preiskrieg in der Landwirtschaft aufgreift.

Freitag, 13. Mai, ARD, um 20.15 Uhr